… im Hintern habe ich hin und wieder – heute aber eher auf der Haut, und zwar ganz edlen, nämlich Bengalischen.
Ihr erinnert Euch? Ich habe Euch letzte Woche den ersten Duft der neuen Les Éphémères-Kollektion von Brecourt vorgestellt, Rosa Gallica, von dem ich immer noch ganz begeistert bin. Er hat mich die letzten, wettertechnisch etwas wechselhaften Tage begleitet und bekleidet – und, trotzdem er ein wenig harzt und raucht, vielleicht auch gerade deswegen: Er ist ein herrlicher Duft für diese Temperaturen, nicht nur, wie mancher vielleicht annehmen mag, für die kälteren Jahreszeiten! Ich bin nach wie vor Feuer und Flamme, muss mich aber noch ein wenig gedulden, bis ich endlich ein Fläschchen mein Eigen nennen darf.
Poivre Bengale nun ist unser zweiter Kandidat der Les Éphémères-Düfte, die allesamt den Fokus auf eine seltene Ingredienz legen. Pfeffer ist wirklich keine Rarität in Parfums, vor allem nachdem seine rosafarbene Variante vor einigen Jahren vermehrt Einzug gehalten, obgleich ja rosa Pfeffer streng genommen kein Pfeffer ist, sondern nur Bestandteil unserer geliebten bunten Pfeffermischungen. Schwarzer Pfeffer gefällt mir unglaublich gut in Düften, vor allem an der Hesperidenfront leistet er meiner Meinung nach sehr gute Dienste: Wie vielen Zitrusdüften verleiht er das gewisse Etwas – ich würde sagen ungezählten. Und dann ist er ja noch einer der Hauptbestandteile meines geliebten, mittlerweile leider vergriffenen Duftes Coup de Fouet (EdT)/Poivre (die EdP-Variante davon) aus dem Hause Caron. Schauen wir mal, wie Madame Bouge im ein duftendes Denkmal setzt!
„Rudyard Kipling sagte einmal: „Wer Indien niemals gesehen hat, weiß nicht, was Sehen bedeutet“. Das gilt noch mehr für die Welt der Düfte.
Für den zweiten Duft der Kollektion „Les Éphémères“ wählte Emilie Bouge die magische Welt der Gewürze – ihre Reise, Glut, Herkunft und Fülle. Pfeffer aus Bengalen war das erste Gewürz, das in der Antike nach Europa kam. Wertvoller noch als Gold ersetzte es sogar für eine Zeit die damalige Währung. Ein Juwel von filigraner Schärfe … lieblich und süßer als der Pfeffer, den wir täglich verwenden. Ein Rohstoff, der niemals zuvor bei der Komposition eines Duftes verwendet wurde.
Muskatnuss, Gewürznelken-Absolue und Ingwer bilden einen reizvollen Kontrast, der sein langanhaltendes, distinktives Aroma zur vollen Geltung bringt. Es entfaltet sich auf einem exotisch-üppigen Bett aus Sandelholz, Leder, Kaschmirholz und Ambra.
Ein betörender Duft für den anspruchsvollen Parfumliebhaber.“
Trotzdem ich Pfeffer liebe, kenne ich mich mit diesem Gewürz sehr viel weniger gut aus als mit Salzen, ergo war mir Wiki ein williger Diener: Bengalischer Pfeffer, Bengalpfeffer heißt eigentlich „Langer Pfeffer oder Stangenpfeffer (Piper longum) [und] ist eine Art aus der Gattung Pfeffer in der Familie der Pfeffergewächse (Piperaceae). Er wird auf Tamil/Malayalam pippali genannt und gab der gesamten Gattung Piper (deutsch: Pfeffer) den Namen. Langer Pfeffer wächst wild in ganz Indien, vom Fuß des Himalayas bis Südindien. Er gilt als die erste Pfefferart, die das Mittelmeer erreichte und war in Europa vor dem heute gebräuchlichen echten Pfeffer bekannt. Alexander der Große soll ihn aus Indien mitgebracht und in Europa eingeführt haben. Die Griechen und Römer importierten Langen Pfeffer und wertschätzten ihn als Heilmittel und Gewürz. Langer Pfeffer wurde in Europa bis ins 17. Jahrhundert viel genutzt, dann aber vom echten Pfeffer fast vollkommen verdrängt. Heute gilt er als „exotisches“ Gewürz und ist oftmals nur in speziellen Geschäften (beispielsweise Asialäden) zu erhalten. “ Soviel zu diesem Thema. Insofern haben wir es wie bei Rosa Gallica und der dem Duft innewohnenden Essigrose einmal mehr mit dem Ursprung, dem Urahn einer Ingredienz zu tun – und zwar einem, der vorher wohl noch nie in der Parfumerie verwendet wurde.
Emilie Bouge setzt Poivre Bengale exotisch, fremdländisch um, so wie es sein Ursprung verlangt: Der Duft trumpft mit einer reichhaltigen, gleichermaßen würzigen und frisch-fruchtigen Opulenz auf, die mich sofort gedanklich entführt. Pfeffer und Ingwer oder Ingwer und Pfeffer sind hier unsere zwei Protagonisten, eine mehr als gekonnte Vermählung! Die fruchtig-holzige Herbheit des Ingwers in Kombination mit staubtrocken-zart-süß-scharf-pudrigem Pfeffer – das ist unfassbar deliziös, vor allem, da der Rahmen passt: Eine klitzekleine Prise Gewürznelke und Muskat, die süße Schärfe des Pfeffers aufgreifend und verstärkend, ein paar Hölzer, ein Hauch Leder und ein hauchfeines Ambrabettchen. Das kann was, meine Lieben!
Poivre Bengale ist toll, wirklich wunderschön – changierend zwischen den Polen zwischen Kühle und Wärme, Fruchtigkeit und Trockenheit, Gewürzen und Frische könnte er mit seiner malerischen Kraft ein frühes Lutens-Kind sein. Oder aber eine Kooperation zwischen Odin NY und Byredo.
Ich bin beeindruckt und ziehe meinen Hut vor Bouge und ihrer neuen Kollektion – weiter so, Madame! Ich bin sehr gespannt, was uns diesbezüglich noch erwarten wird!
Testen, meine Lieben!
Viele herzliche Grüße,
Eure Ulrike.
Schreibe den ersten Kommentar