Heute und morgen machen wir mal wieder eine kleine Reise durch Raum und Zeit … es geht nach Venedig ins 16. Jahrhundert …
Die Familie Gritti ist eine Familie von Parfümeuren, die ihre eigene Linie bereits 2010 lancierte. Ihre Kreationen gehen auf alte Rezepturen zurück, die ihr Vorfahr, der berühmte Alvise bzw. Lodovico Gritti im 16. Jahrhundert entwickelt haben soll. Auch bei dem oben abgebildeten Logo blieb man ganz der Tradition treu und stützte sich auf das Familienwappen, dessen Motto auf dem Banner „Sustinet nec fatiscit“ nur frei übersetzt werden kann, etwa sinngemäß „Widerstehen, nicht wanken“ oder „Do not sway in the face of hardship“, wie es auf der Gritti-Webseite übersetzt wird.
Ihren berühmten Ahnen stellt die Familie folgendermaßen vor:
Während des 16. Jahrhunderts, mitten in der Renaissance und der Pracht der Serenissima Repubblica di Venezia, lebte Alvise Gritti, ein adliger Physiker, Alchemist und Reisender, aber vor allem ein brillanter und verwegener Geist.
Umgeben war er von der Familie des Dogen und seinem Hof mit all seinen Lastern, seinen Intrigen und Geheimnissen. Er macht sich von Venedig aus Richtung Osten auf den Weg ins Morgenland, wie ein Prinz auf der Suche nach etwas Neuem. Inmitten der Städte, der Völker, der Kulturen taucht Alvise in das flüchtige Reich der Aromen ein und beginnt mit einer introspektiven Reise.
Alvise kehrt an den venezianischen Hof zurück, exzentrisch und charmant, aber als anderer Mensch, der von der Angst besessen ist, die gewonnenen Erfahrungen zu vergessen.
Er arbeitet lange und schwer und schreibt viele einzelne Notizen auf, die – mit größter Rücksicht auf seine beschriebenen olfaktorischen Bilder – in der Gritti-Kollektion zum Leben erweckt wurden.
Er zeichnet die bedeutendsten Etappen seiner spirituellen Reise nach, indem er die künstlerische Sprache anwendete, die er am besten kannte: das Parfum.
Schauen wir also einmal, was uns Alvise Gritti Feines von seinen Reisen mitgebracht hat, jeweils drei Kreationen sollen es heute und morgen sein.
Aqua Incanta erzählt die Geschichte einer magischen Begegnung in den Straßen von Medina.
Ich verfolgte ihren duftenden Weg durch die Gassen der belebten Medina, ohne ihr Gesicht zu kennen. Trunken von dem Geruch, traf ich ihren Blick und sah die süßesten Noten über ihr Profil gleiten. Ein Hauch Gewürze in das Haar gewebt. Hat ihre bloße Anwesenheit die Luft verzaubert? Ich verliebte mich sofort …
Florale Noten mit Iris und Rose verströmen die Lockstoffe, die unseren verzauberten Protagonisten durch die Gassen eilen lassen. Die Blüten, ein wenig minzig, köstlich verfeinert mit Vanille und mit entschieden pudrig-warmen Noten verbunden. Benzoeharz, Ambra und Hölzer spenden Weichheit, Sinnlichkeit und runden diesen Duft ab. Auch wenn diese Geschichte im Orient spielt, diente dieser eher als Inspiration. So entstand ein charmanter, schmeichelnder, aber durchaus westlicher Duft, der etwas vom Geheimnis des Orients und von der Sehnsucht nach der großen Liebe durchscheinen lässt. Perfekt für wahre Romantikerinnen.
Duftkomposition:
Kopfnote: Florale Noten, Rose, Iris
Herznote: Vanille, Pudrige Noten
Basisnote: Benzoeharz, Ambra, Hölzer
Mit Damascus kommen wir von der unerreichbar scheinenden geheimnisvollen Schönheit zur leidenschaftlichen Liebesnacht, wie uns die Kurzvorstellung deutlich macht:
Überraschend wie eine unerwartete sinnliche Begegnung in einer heißen Nacht. Eine verführerische Frau, mit ihren Geheimnissen, ihr Duft, der sich im Raum verteilt. Die zerknitterten Leintücher, Körper in Leidenschaft vereint …
Prickelnd und scharf, das sind hier zweifelsohne die richtigen Schlagworte, denn saftige Orange trifft auf den charakteristischen Zimt. Dieses Kopffeuerwerk wird von betörenden Myrrhe-, Sandelholz- und Tabaknoten flankiert. Die Basis aus Ambra und Patchouli vereint nicht nur diese gegensätzlichen Noten, sondern fächert das ungewöhnlich vielseitige Duftspektrum noch weiter auf. Eine aufregende Affäre, ebenfalls orientalisch inspiriert, voll unerwarteter Wendungen. Ein Abenteuer für sie und ihn.
Duftkomposition:
Kopfnote: Orange, Zimt, Neroli
Herznote: Myrrhe, Sandelholz, Tabak
Basisnote: Ambra, Patchouli
Was soll uns Doped Tuberose sagen? Doping für die Tuberose, nur für die Tuberose?
Ein sinnlicher Schauer streichelt deinen Rücken. Ein narkotisierender Duft durchdringt dich und lässt dich nicht entkommen. Dein Herz rast, ein Mantel aus Samt umhüllt dich und deine Gedanken schwinden dahin …
Natürlich ist sie da, die fleischliche Tuberose, wie man sie kennt. Sie ist „doped“ und es bleibt uns überlassen, ob wir sie als aufgeputscht, betäubt bzw. narkotisiert empfinden wollen. Fest steht, dass Bergamotte, Zitrone und Lavendel nur das Appetithäppchen sind und schon bald von der Wucht der Tuberose überlagert werden. Verstärkung erhält diese vom Weißblüherkollegen Jasmin, mit tiefen Untertönen von ekstatisch-religiösem Weihrauch stammend, unterlegt von einem Basistrio aus Patchouli, Benzoeharz und Zedernholz, welches den Chyprecharakter der Komposition vollendet. Damit ist „Doped Tuberose“ ohne Frage der profilierteste der drei Düfte.
Duftkomposition:
Kopfnote: Bergamotte, Zitrone, Lavendel
Herznote: Tuberose, Jasmin, Weihrauch
Basisnote: Patchouli, Benzoeharz, Zedernholz
Morgen geht es mit „Fanós“, „Noctem Arabs“ und „Preludio“ weiter. Ich freue mich!
Liebe Grüße
Harmen
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