von Chabaud habe ich heute noch für Euch, und zwar Vintage und Chic et Bohème. Ganz schön mondän, so schwant mir – aber überzeugen wir uns doch selbst, würde ich sagen!
Vintage sieht sich inspiriert von den weiblichen Hollywood-Stars der vierziger und fünfziger Jahre. Diven, Musen, die mit fesselnden Geschichten und Persönlichkeiten aufwarten konnten. Hach… alle Leinwandschönheiten, jene berühmt-berüchtigten, stammen aus dieser Zeit: Katherine oder auch Audrey Hepburn, Norma Jeane Mortenson, auch bekannt unter dem Namen Marilyn Monroe, Marlene Dietrich, Greta Garbo, Rita Hayworth, Grace Kelly…
Dass ein Duft, der eine Hommage an solche Göttinnen sein möchte, Blüte aufbieten muss, war ja klar. Und ich hatte es schon gehofft – eine Tuberose ist natürlich auch dabei:
„Hingebungsvoll nostalgisch beginnt „Vintage“ mit einer Nelke und saftigen Mandarinenspritzern. Doch schnell wird klar, dass hier die Blüten das Heft in der Hand haben: Ylang-Ylang, Jasmin und Tuberose verströmen ihren ganz eigenen, zauberhaften Weißblühercharme. Köstliche Süßspeisennoten von Karamell, aromatischem Honig und hellen Mandeln setzen ihren fruchtig-floralen Vorgängern orientalisch anmutende Gaumenfreuden entgegen. Vintage ist ein Duft, der den Zauber der guten alten Zeit mit ihren klassischen Blütendüften einfängt, an süße Kindheitstage erinnert, dabei jedoch immer im Hier und Jetzt verankert bleibt. Ein nostalgischer und zugleich moderner Duft mit einem spannenden und sanften orientalischen Akzent.“
Ganz ehrlich, meine Lieben? Ich hätte anderes erwartet – und bin sehr sehr positiv überrascht. Werfen wir zuerst einmal einen Blick auf die Ingredienzen: Kopfnote: Nelke, Mandarine; Herznote: Ylang-Ylang, Jasmin, Tuberose; Basisnote: Karamell, Honig, Mandel.
Trotz der Zitrusfrüchtchen hätte ich ein opulentes, dickes und dichtes Herz mit überbordenden Blumen erwartet, untermalt von einer dominanten, sehr süß-pudrigen Basis. Diese Art von Duft ist natürlich feminin und hat durchaus seine Berechtigung, ist jetzt aber nicht total neu und vor allem meistens auch nicht „my cup of tea“. Umso überraschter bin ich von Vintage: Vintage mag zwar von den Ingredienzen her klassisch sein und ja, ein Weibchen ist er auch, aber… er beeindruckt ansonsten durch absolute Innovation. Und zwar haben wir es hier mit einem leichten, heiteren, unbeschwerten und beschwingten Duft zu tun, der mit seiner Weiblichkeit spielt, aber nicht auf Teufel komm raus jeden im Raume betören möchte – das gefällt mir, Ihr glaubt gar nicht wie!
Saftige Mandarine im Auftakt, fruchtig und voller Frische, und Nelke, endlich einmal. Viel zu wenige Düfte mit Nelkenblüten – nicht Gewürznelken – gibt es, dabei duften sie doch ganz wunderbar, jene Gartennelken wie zum Beispiel Bartnelken. Vintage greift deren zart-samtigen, dezent krautigen Duft ganz wundervoll auf und verwebt ihn mit der sanften Cremigkeit von Ylang, Jasmin und Tuberose. Dieses Dreigestirn verhält sich hier unerwartet zivilisiert, erwartet man doch meist einen Glockenschlag von ihm, ja, selbst eigentlich schon von einer einzigen der drei Grazien. Diese sind heiter gestimmt, tuscheln und turteln miteinander, Jasmin cremt zart, ansonsten steigt mir alsbald der feine Duft von Tuberose, eigentlich eher Gardenie in die Nase. Im weiteren Verlauf zeigt sich Vintage durchaus gourmandig, aber ebenfalls nicht in der Art und Weise, wie ich es eigentlich erwartet hätte: Wo vorher schon Cremigkeit dank Jasmin vorhanden war, pudert die Mandel vanillig und von einem ganz zarten Hauch Marzipan geküsst, während Karamell und Honig für eine freundliche Süße sorgen, ohne jedoch zuviel des Guten zu sein.
Vintage ist ein heller Duft und hat ein leichtes Naturell, besitzt aber dennoch eine gute Sillage auf meiner Haut. Mir gefällt sein Charakter ausgesprochen gut – müssen denn Damendüfte immer Kracher sein, was meint Ihr?
Chic et Bohème, unser zweiter Kandidat, ist mehr Diva als Vintage, das zeigt sich gleich deutlich – aber fangen wir erst einmal mit den Noten an: Kopfnote: Mandarine, Neroli, Ylang-Ylang; Herznote: Orangenblüte, Jasmin, Pflaume; Basisnote: Patchouli, Ambra, Vanille.
Einmal aufgesprüht fallen mir gleich zwei Düfte ein, die Vater und Mutter von Chic et Bohème sein könnten… Chic et Bohème duftet für mich wie das absolut habenswerte Ergebnis einer Amour Fou zwischen Juliette has a Guns Lady Vengeance – ein Alltime-Favorit von mir, seitdem er erschienen ist – und Indults Isvaraya, beide von Kurkdjian.
Ok, ja, das sind ein paar Zitrusfrüchte und deren schöne Blüten im Kopf, aber prägnant ist bei mir gleich ein Duftteppich aus saftig-samtiger Pflaume, dunklem Patchouli, cremigem Jasmin und nektarsüßer Orangenblüte. Dicht gewebt, betörend, hypnotisierend – und unglaublich schön. Dass Chic et Bohème ein Vollblutweib ist muss ich nicht erwähnen, oder?
Ich bin verzaubert – und Chic et Bohème ein Must-Have, ganz klar. Die Wesensverwandtschaft mit Lady Vengeance als auch meine Liebe zu Pflaumen und insofern auch zu diesem Prachtexemplar sind Erklärung genug, oder?
Herrlich – ein weiterer Duft auf die Wunschliste 😉
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Liebe Ulrike,
Für einmal kannst Du mich mit Chic et Bohème nicht anfixen ;). Das Vollweib ist bereits bei mir eingezogen! *freu* Heute morgen habe ich Chic et Bohème als Tagesduft gewählt und musste sehr schmunzeln als ich Deinen heutigen Beitrag gelesen habe. Ja, das ist ein ganz besonders schöner Duft und ich hoffe, dass er nicht zu lange auf deiner Wunschliste steht.
Zu Deiner Frage, ob Damendüfte Kracher sein müssen. Nein, bitte nicht! Das finde ich ja auch gerade faszinierend an Parfum. Je nach Lust und Laune kann ich den für mich passenden Duft aussuchen. Manchmal steht mir der Sinn für etwas „Leichtes“, nicht für einen Kracher.
Ich esse auch nicht jeden Tag Käsefondue und Schwarzwälder Torte. Wenn ich diesen Vergleich bemühen darf 😉
Liebe Grüsse
Barbara
Liebe Ulrike,
als großer Lady Vengeance Fan (interessanterweise eine Sammlung von Ingredienzen, die ich eigentlich furchtbar, in dieser Kombination aber seltsamerweise unwiderstehlich finde) bin ich jetzt SEHR neugierig – es muss getestet werden!
Und krachen darf es zwischendurch ruhig mal, dafür braucht es aber die passende Tagesform.
Was wären denn deine Kracher-Kandidaten? Einer meiner „lauten“ Düfte ist definitiv Byredos geplatzter Obstkorb Pulp – dem ich übrigens immer eine Pflaume zuschreibe, die in der Duftbeschreibung nur gar nicht auftaucht… Auch aus Pflaumengründen will Chic et Bohème also ausprobiert werden.
Danke für die Inspiration und viele Grüße,
Saskia.