Mit Milchdüften…

… hatten wir gestern aufgehört – Chabaud bescherte uns gleich drei davon, die Zuckerschnuten und Süßmäulchen (aber nicht nur die…) zu betören vermögen. Nahtlos anschließen an eben jene möchte ich mich Innocente Fragilité, der in eine sehr ähnliche Richtung geht:

innocentefragilite „Innocente Fragilité aus dem Hause Chabaud verbeugt sich tief vor der Reinheit, Unberührtheit und Zartheit der Blütenblätter und gleichzeitig auch vor der Zerbrechlichkeit der Unschuld. Ein Spritzer von kühler und frischer Kokosmilch teilt den hauchdünnen Schleier, der über der ätherischen Leichtigkeit des Herzens liegt. Dort zeigen sich schüchterne und gerade erwachte Blüten von Gardenien, Ylang-Ylang, Jasmin und Orange, die zaghaft und jungfräulich scheu von ihrer innewohnenden Kraft künden. Watteweicher Weißer Moschus verströmt hier und da aufleuchtende seidige Töne, weich und geborgen wie gestreichelte Haut. Weiß, weich und lichtdurchflutet lässt Innocente Fragilité von Chabaud einen kühnen Blick auf das Bild der reinen Unschuld erhaschen. Eine Kreation voller Unbeschwertheit und Leichtigkeit.“

Inspiriert sah sich Sophie Chabaud zu diesem Duft durch ihre Leidenschaft für Jasmin und Gardenien. Mit diesen Weißblühern erschuf sie eine duftende „Hommage an die Reinheit – ein Duft für die absolut feminine Frau – zart und zugleich wissend um die Zerbrechlichkeit der Unschuld.“

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Die unschuldige Zerbrechlichkeit, Empfindlichkeit, … wir wissen alle, was damit gemeint ist – Fragilität hört sich aber nicht nur besser an, sondern ist auch um einiges vieldeutiger. In solch einem Duft muss natürlich Moschus eine Rolle spielen – weiß, weich, wattegleich, sanft, sauber, sacht und seidig präsentiert er sich hier. Kokos würzt überaus zart im Hintergrund und wärmt ein wenig, auf kokette Art und Weise, die ein wenig holzig wirkt, sticht aber keinesfalls heraus. Das Blütenmeer gibt sich im Auftakt aldehydig-fruchtig, entwickelt sich im weiteren Verlauf dann zu unschuldig-nektarsüßen und ja, auch ein wenig lolitahaft lockenden Tropenblumen. Und die Kokosnuss entwickelt, zumindest auf meiner Haut, im weiteren Verlauf eine zimtig-würzige Süße, eingehüllt von der für Weißblüher typischen Cremigkeit.

Feminin und fein ist Innocente Fragilité, passend für nahezu alle Gelegenheiten und Jahreszeiten – solch Immergeher muss man oder vielmehr: Frau auch im Regal stehen haben, oder nicht?

Vert d’Eau, das grüne Wasser, ist unser Kandidat Nummer Zwei:

vertdeau „Vert d’Eau ist den beliebten grünen Tönen des Duftuniversums gewidmet, die wie die Farbe selbst an die Wiederauferstehung der Natur im Frühling und die Kraft einer neuen Liebe erinnern. Herb-säuerliche Zitronenschalen bilden den Auftakt in „Vert d’Eau“ und entführen uns zusammen mit Mandarine an die Sehnsuchtsorte des Mittelmeers, akzentuiert von hauchdünnen fruchtigen Pfirsichnuancen. Feigenblätter spenden das satte Grün, das so trefflich mit den Zitronenschalen harmoniert. Eher im Hintergrund bleiben die weißen Blüten, genauso wie die Basis, die diskret, aber wirkungsvoll für eine wohltemperierte Abrundung sowie einen dauerhaften Duftgenuss sorgt.
Vert d’Eau spendet mit seiner austarierten Harmonie eine tendenziell maskuline Note – grün, funkelnd und äußerst kultiviert. Eine perfekte Balance zwischen Frische und einem ausdauernden Dufterlebnis.“

Vert d’Eau gibt mir Rätsel auf: Er riecht wie eine äußerst gelungene Kombination aus verschiedenen grünen Düften, die ich bereits kenne… oder vielmehr: Er erinnert mich an einige grüne Schönheiten, was nicht heißt, dass es ihm an Innovation mangelt.

Planeta tierra

Grün, grün, grün sind alle meine Düfte – wer das von sich behaupten kann, der muss zuschlagen, keine Frage. Aber auch das restliche Duftklientel ist gefragt: Vert d’Eau ist eine schöne Frühling/Sommer-Alternative zu den ewigen Hesperidendüften. Ein Duft, der Frische ausstrahlt und grün schillert, ausnahmslos. Ja, da sind irgendwo ein paar Zitrusfrüchtchen oder, besser noch: deren Schalen im Hintergrund zu vermuten. Und vielleicht blühen auch irgendwo noch ein paar Blütchen, eventuell. Aber zuallererst und hauptsächlich haben wir es mit Blättern zu tun und Gras. Agrumenfrüchteblätter, Feigenblätter, Pfirsichblätter und Gräser, die sich dem lauen Wind entgegenrecken. Herb-bitter-säuerlich-grün-fruchtig-frisch, das ist Vert d’Eau, der Richtung Basis auch noch verhalten wässrig-saubere Tendenzen vorweisen kann.

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Wer Grasiges mag, Blattwerk und grüne Feigen – der darf hier getrost blind zugreifen. Chabaud ließ sich zu Vert d’Eau von einer Urlaubsreise nach Italien inspirieren, von langen Spaziergänge durch Gärten und Felder hoch über der See, von Zitronenbäumen, der Hitze der Sonne und einem unbeschwerten Sommer. Für mich ist die Italienassoziation nicht in erster Linie gegeben – kann, aber muss nicht. Eben weil die Zitrusfrüchtchen hier nicht dominant sind – weder auf dem Teststreifen noch auf meiner Haut – würde ich Vert d’Eau, wie der Name eigentlich bereits verheißt, eher in die grüne Ecke packen. Üppig wucherndes Grün – ob nun in Italien, Frankreich oder bei uns um die Ecke. Schön ist er allemal, der Grünling hier.

Was die Farbe angeht bleiben wir dieser erst einmal treu – und auch die Mittelmeerinspirationen bleiben uns für einen weiteren Duft erhalten: Fleur de Figuier ist unsere Nummer Drei, die Feigenblüte:

fleurdefiguier „Fleur de Figuier von Chabaud lässt ein Bild vom Frühling und Sommer am Mittelmeer vor dem inneren Auge entstehen, und dem kraftvollen, entfesselten Grün, das die Natur so lebendig macht.
In Fleur de Figuier findet sich ein herrlicher Verbund grüner Noten versammelt, in verschiedenen Schattierungen schillernd: von der erdigen Kraft zarter Wurzeln bis hin zu dem reichen Laubwerk majestätischer Bäume. Das Herz schlägt für seine Protagonistin, die Feige, die mit ihrem charakteristisch fruchtig-grünen Aroma Nase und Gaumen zugleich anspricht. Neue Grünschraffierungen bringen die Nadelhölzer, namentlich Koniferen, und werden von krautigem Lavendel flankiert. Über allem thront die Feige mit einem geradezu minzig erscheinenden Strahlenkranz. Zedernholz und Sandelholz halten diese Explosion des Lebens mit bedachter Art im Zaum. Die Duftkreation Fleur de Figuier huldigt der warmen Jahreszeit am Mittelmeer, indem sie dieser mit zeitloser Eleganz, Frische und Weichheit begegnet.“

Feige, Feige, Feige… ich weiß – es gibt schon einige. Und nicht zu vergessen: Es gibt schon einige richtig gute – allen voran natürlich auch die „Ur-Feigen“ von Olivia Giacobetti, Premier Figuier für L’Artisan Parfumeur und Philosykos für Diptyque. Nichtsdestotrotz – mit einer guten Feige fängt man mich sehr schnell ein, den mein Herz schlägt in diesem Falle definitiv für Feiglinge 😉

figs for dessert...

Fleur de Figuier ist ein leichter Vertreter seiner Gattung, macht es aber anders, anders als viele anderen: Eine mittelreife, saftige, aber lediglich verhalten süße Feige, die auf meiner Haut duftet, als hätte man sie mit hauchfeinem Puderzucker leicht überpudert und jenen hernach von Tau benetzen lassen – könnt Ihr Euch das ungefähr vorstellen? Die grünen Noten, die ich hier wahrnehme, duften für mich nach nicht näher bestimmbaren Kräutern, denen ein ähnlich fruchtig-zitrisches Aroma innewohnt wie beispielsweise der Zitronenmelisse oder -verbene. In der Basis findet sich kein Moschus, was ich im Falle von Fleur de Figuier sehr angenehm finde. Dafür haben wir es mit sauberen, zurückhaltend-würzigen und nur mäßig warmen Hölzern zu tun, die dem Duft eine gewisse Sonnenwärme vermitteln.

Unkompliziert und schön – mein bisheriger Liebling, würde ich sagen! Ich bin gespannt, wie es weitergeht – Ihr auch?

Und wie findet Ihr eigentlich die Preisgestaltung von Chabaud? Ich persönlich bin ganz angetan davon, einmal wieder Düfte zu finden, bei denen es sogar 100ml-Größen für unter 100 Euro zu haben gibt. Wie habt es Ihr das so?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Christiane
    15. Mai 2014
    Antworten

    Oh, sieht aus, als müsste ich aus der Reihe doch noch einige Düfte testen, die hören sich ja zum Teil verboten gut an.
    Zu Deiner Frage – ja es ist überaus angenehm zu entdecken, dass es schöne, besondere Düfte nicht erst ab 200 EUR aufwärts gibt. Allerdings würde ich mir ja kleinere Flakongrößen wünschen. Da könnte man dann gleich bei ein, zwei … Düften mehr zuschlagen. Dieser Wunsch wäre auch nicht völlig selbstlos – dem Firmenumsatz würde es sicher nicht schaden 😉

  2. Waltraud Seemann
    15. Mai 2014
    Antworten

    Liebe Ulrike, die heute vorgestellten Düfte könnten mich alle reizen, vor allem der letzte, Fleur de Figue. Jedoch: Gemach, da sind so viele Düfte, die ich noch probieren möchte. Was dann letztlich in meiner bescheidenen Sammlung einzieht, hängt von Zufällen, Geschenken und meinem Budget ab. Liebe Grüße, Waltraud

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