Les Accords Mystères…

von Maître Parfumeur et Gantier werden wir uns heute ansehen. Unter diesen schönen Titel fallen folgende Damendüfte: Ambre Doré, Cuir Fétiche, Fraîche Passiflore, Rose Muskissime, Soie Rouge und Vocalise.

Vocalise hatte ich für Euch bereits einmal rezensiert – falls Ihr nachlesen wollt, seht hier.

ambre_dore Ambre Doré, die vergoldete Ambra, ist kein monothematischer Amber, sondern ein Oudamber, und brilliert darüber hinaus mit Salbei, Styraxharz, Koriander, Geranium, Safran, Sandelholz, Vetiver und Myrrhe.

Ein Ambraduft? Auf meiner Haut ist Ambre Doré eher ein Oudleder und erinnert mich an eine warme, ja, auch ambrierte und zivilisierte Variante von Montales Aoud Cuir d’Arabie. Pudrig-cremiges Wildleder, warm und kühl zugleich, verschmilzt mit animalischem, dezent rauchigem Oud, von wärmender Myrrhe, würzigem Sandel und Ambra vor allem im weiteren Verlauf an Süße gewinnend. Der Test auf dem Teststreifen fällt relativ identisch aus, insofern empfehle ich Ambre Doré all jenen, denen Aoud Cuir d’Arabie schon immer zu heftig war.

etched

Cuir Fétiche, unser zweiter Kandidat, bezieht seine Inspiration aus einer Reise Jean Paul Millet Lages in den Südosten Frankreichs. Dort entdeckte er ein Geschäft voller Leder aller Arten und Farben, in das ihn seine Recherche für eine neue Handschuhkollektion führte.

In dem Raum, der durch eine schwere Eichentür zu betreten war, herrschte durch den typischen Duft des Leders eine ganz besondere Atmosphäre. Und schon ward die Idee zu einem neuen Duft geboren: Ein Parfum, gleichzeitig schwer und sinnlich, animalisch und blumig. Die Lederhäute erstrahlen in Farben, die an Früchte und Blumen erinnern: pulsierendes Orange einer Mandarine, samtiges Violett einer Iris und makelloses Weiß von Jasmin. Dabei lässt man es allerdings zutatentechnisch nicht bewenden – die komplette Liste: Kopfnote: Mandarine, Bergamotte, Zitrone, Geranium; Herznote: Leder, Ylang-Ylang, Jasmin, Rose, Iris, Vanille; Basisnote: Moschus, Ambra, Patchouli, Zedernholz, Sandelholz.

cuirfetiche

Cuir Fétiche sieht sich ebenfalls inspiriert durch die lange Tradition der parfumierten ledernen Handschuhe, die es früher für die Damenwelt gab – auch das kann ich mir bestens vorstellen bei diesem herrlichen Parfum: Wir haben es mit einem skinnigen Duft zu tun, einer, der duftet wie Haut, nur besser. Einer, der mehr Aura ist als Parfum. Einer, der an Make-Up erinnert, an Puder, Lotionen und Lippenstift. Die zitrisch-prickelnde Kopfnote rückt alsbald in den Hintergrund und akzentuiert fortan zwar ein wenig, der Fokus des Duftes liegt aber auf dem Puderleder und den Cremeblüten. Kühles, rauchiges Leder auf warmer, leicht salziger Haut, sinnlicher, die verlockend und verhalten süß nach Creme duftet… Sehr feminin und sehr schön.

Die Passionsblume bezeichnen Maître Parfumeur et Gantier wegen ihrer eigenartigen Schönheit als halb Engel, halb Dämon. So wurde ihr Fraîche Passiflore gewidmet. Und ja, die Bezeichung als göttlich-verteufeltes Zwitterwesen passt schon ganz gut zu dieser tropisch-markanten Blüte als auch zu dem ihr gewidmeten Duft. Strahlende saftige Pfirsichnoten und Pop-Art-Himbeeren, die jeden Cocktail zu einem Heidenvergnügen machen würden, verschmilzen hier mit exotischen, cremigen Blüten. Die Basis, bestehend aus den üblichen Verdächtigen Moschus und Sandelholz, macht ihren Job wie zu erwarten war professionell und gut: Leise untermalen, weich, warm und süß, ohne den Früchtchen und den Blumen die Show zu stehlen.

Überaus fruchtig und fröhlich sowie betörend sinnlich durch die Blütenpracht stellt Fraîche Passiflore einen jungen Frauenduft dar, der Liebhaberinnen von satten Früchten das Herz höher schlagen lassen wird. Ich stelle ihn mir toll an Sommerabenden vor.

Rose Muskissime soll ein „Duft voll weiblicher Anmut und Eleganz“ sein – dafür hat man sich türkischer und marokkanischer Rosen bemüht, sie mit einem Hauch Gewürznelke akzentuiert und mit Mango, Passionsfrucht und schwarzen Johannisbeeren versehen, gebettet auf Sandelholz, Moschus und Ambra.

Eine fruchtige Rose, jugendlich, dynamisch und herrlich herb mit deutlich wahrnehmbarer schwarzer Johannisbeere – ein tolles Team, das von zarten Mangonoten veredelt wird. Auf meiner Haut nehme ich keine Gewürznelke wahr, die Basis zeigt sich wie gewohnt von weich-warmer Süße. Früchte mit Rosen zu kombinieren ist keine neue Idee – Rose Muskissime setzt sie aber auf eine sehr adrette Weise um: Die beiden Früchtchen harmonieren ganz vorzüglich miteinander und schaffen einen wunderbaren Duft.

keep the secret

Soie Rouge, die rote Seide, erzählt eine Geschichte der Nelke: Jene gilt als Blume der Verlobung und wurde im Mittelalter und der Renaissance der Liebsten als ein Symbol der Treue verschenkt. Der Duft soll einem Strauß in Seide gehüllter roter Nelken gleichen sowie einem Moment, der „pure Verführung zelebriert“. Die Ingredienzen: Kopfnote: Ananas, Aprikose; Herznote: Nelke, Iris, Jasmin, Gewürznelke; Basisnote: Heliotrop, Sandelholz, Moschus.

You'll-be-mine

Ich gebe es zu – ich bin kein Gewürznelkenfan, allerdings kann mich Soie Rouge durchaus beeindrucken: Die würzig-säuerlich-trockene Gewürznelke in Kombination mit ebenfalls säuerlicher, saftiger Ananas ist ein „match made in heaven“, denn aus dieser Melange entsteigt ein seidig-glatter Duft erinnert tatsächlich an das feine Gewebe, das weich-fließend über die Haut streicht. Das ist fein und feminin.

Am Montag folgen die letzten Damen – bis dahin alles Liebe und ein schönes Wochenende,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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