ist der Name unseres Neuzugangs aus Frankreich. Einmal mehr ein Haus mit einer ruhmreichen und langen Historie: Gegründet natürlich in Paris im Jahre 1919, mitten im goldenen Zeitalter der Parfumerie – und das von einer Frau namens Germaine Madeline Duval. Eine Dame von Welt, weit gereist und von wahrhaft abenteuerlustigem Gemüt ließ sie ihre Liebe zur Architektur, ihre Begeisterung für Mode und Art Déco zum Kennzeichen ihrer Parfumkreationen werden. Eine verwegene Frau scheint Madame Duval gewesen zu sein, eine moderne noch dazu – Grund genug für ihre Urenkel, das Haus Volnay samt seiner Klassiker wieder aufleben zu lassen: Muriel und Olivier Madeline erweckten sie wieder zum Leben – „Yapana“ (1922 geschaffen), „Brume d’Hiver“ (1922), „Objet Céleste“ (1925), „Etoile d’Or“ (1925) und „Perlerette“ (1925). Glücklicherweise waren die Originalessenzen im Internationalen Parfum-Konservatorium von Versailles aufbewahrt und man vertraute sie Parfümeurin Amélie Bourgeois an, die diese behutsam an die Gegenwart (und deren, man muss es ja sagen: Normierungen) angepasst hat. Als verbindendes Element fungiert, ähnlich wie z.B. bei Guerlain deren Guerlinade, ein pudriger Rosen-Vanille-Gewürznelken-Ton, genannt Base 4092. Diese wurde als Markenzeichen selbstverständlich beibehalten.
Los geht’s, stürzen wir uns einmal mehr in die Roaring Twenties, meine Lieben! Heute – die ersten beiden Düfte, Yapana und Brume d’Hiver:
„Der Name Yapana wurde von Germaine Madeline gewählt, in Erinnerung an eine aromatische Pflanze mit medizinischer Wirkung aus Südamerika. Sie ist einhüllend, warm und kräftig. Die Kombination aus seltenen Ingredienzen wie „Golden Stone“-Lilie und grüner Vanille verleiht dem Duft einen modernen Charakter. Dieser orientalisch-ledrige Duft öffnet die Tore zu Luxus und Raffinesse. Yapana offenbart eine feurige, ambriert-moschuslastige Melange, deren Prunk von frischen zitrischen Noten und der Wärme grüner Vanille gezügelt wird.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Rosa Pfeffer, Bitterorange, Grapefruit; Herznote: Rose, Vanille, Gewürznelke, Ylang-Ylang, Elemiharz; Basisnote: Benzoeharz, Labdanum (Zistrose), Patchouli, Reis, Iris, Lilie, Vanille.
Yapana ist – toll. Einerseits – ein typischer Damenduft. Andererseits – auch wieder nicht, weil zu besonders. Einerseits – ein nostalgischer, klassischer Duft. Andererseits – auch wieder nicht, weil dafür ebenfalls zu besonders. Ich musste mehrmals sprühen, um Yapana für Euch zu erkunden, er ist nicht einfach zu fassen, zeigt sich schillernd, oszillierend, ein bisschen wie ein Chamäleon und, ja, vom Naturell her mehr Aura als Duft. Mehr Ganzheit als Verlauf. Im Auftakt nehme ich ein kurzes Glitzern wahr, ein zitrisches Funkeln, der Bergamotte geschuldet und – ja… etwas Grünes. Grün-aromatisch, dumpf im Sinne von… feucht-herb-gewächshauswarm. Darin pfefferschärft es vor sich hin und es reckt sich eine schöne weiße Blüte hindurch, eine von vanillig-wächserner Süße, gehüllt in einen rassigen Puderschleier. Leder…? Leder? Auf das Leder musste ich lange warten: Irgendwann schält es sich im Herzen heraus aus der Pudrigkeit, die sacht umweht wird von zartem Rauch. Und es passt so perfekt, dieses Lederchen: Ein feines, kokettes Wildleder, ganz feminin, aber sehr präsent und ja, kinky, meine Lieben! Irgendwo drunter cremt tatsächlich noch eine Vanille, allerdings äußerst würzig und von Reispuder begleitet und bestärkt, dem herrlichen Lederchen ihre Aufwartung machend…
Caron trifft Moulin Rouge 1889? Irgendwo dort würde ich Yapana verorten. Und werde ihn auf jeden Fall an einem der nächsten Abende tragen, wenn ich einmal wieder ausgeführt werde 😉
„Brume d’Hiver ist ein beruhigender und warmer Duft. Konstruiert um die Volnay-Rose „Rose Brumaire“, ein Duft 1922 von René Duval geschaffen, ist sie ein leuchtender und transparente pinke Rose, die mit Adlerholz (Oud) und Vetiver kombiniert wurde. Ein gewürziger, holziger Duft, der auf frische Teaknoten geleitet wird, verbunden mit einer exotischen und sinnlichen Nagarmotha-Note. Die frische Schüchternheit der ersten Noten gipfelt in Stärke, gefolgt von anschiegsamen, warmen und beruhigenden Noten leicht würziger Hölzer. Wie im Winter, wenn wir uns der Wärme eines Feuers hingeben.“
Schaut Euch mal diese schönen alten Lalique-Flakons an, in dem die Rose Brumaire damals verkauft wurde – siehe hier und hier.
Böse Abseitsfalle für mich: Nagarmotha. Und dann noch Teakholz, Oud und Vetiver und ein Röslein. Das steht dort nicht lange alleine, zart und schüchtern… Ich werde es mir vielleicht einfach bald pflücken müssen. Schaut Euch nur die schönen Ingredienzen an: Kopfnote: Bergamotte, Elemiharz, Wacholderbeeren; Herznote: Jasmin, Bulgarische Rose, Rose; Basisnote: Adlerholz (Oud), Weihrauch, Veilchen, Heliotrop, Moschus, Vetiver, Labdanum (Zistrose), Rosenholz, Nagarmotha, Rose, Vanille, Gewürznelke.
Eine kühne und kühle Rose, absolut tauglich für beide Geschlechter, hört Ihr, meine Herren?! Leicht fruchtige Wacholderanklänge offenbaren sich im Kopf, der luftig und von sachtem Grün umrankt sich zeigt. Ein erdiges Veilchen von der ihm häufig genuinen staubig-fruchtigen Trockenherbheit und einem winzigen etwas karamellisierter Süße tanzt ins Bild, grasig-vetiverumwoben. Und ich sehe sie schon, jene für mich nicht beschreibbare Note, Nagarmotha – siehe zum Beispiel meine Rezension zu Agonists Dark Saphir – die für mich so unverkennbar und vor allem unwiderstehlich ist. Herrlich auch hier, zumal sie kongenial mit Rose und hier sehr subtilem Oud harmoniert und von der wärmenden Cremigkeit der Vanille aus der Basis profitiert.
Eine Rose, die man nicht unterschätzen sollte. Und um die sich manches Paar im Badezimmer streiten wird 😉
Morgen geht es weiter mit den restlichen Düften von Parfums Volnay Paris – bis dahin alles Liebe und viele Grüße,
Eure Ulrike.
Gestern hatte ich Brume d‘ Hiver getestet und bin begeistert. Es ist mir gerade gelungen, eine Kundenmeinung zu schreiben.
Als Assoziation zu diesem Duft hatte ich spontan (und Kommi von Parfumo) das Gedicht von Klopstock:
Sehnsucht nach dem SommerEine Herbstlied – ein Spätwinterlied
Es kommt aus der Epoche der vorklassischen der „Neuen Empfindsamkeit“ zu. Es ist hier allegorisch von der Natur die Rede:
„Die Sommernacht“, Text G. Klopstock, vertont von Willibald Gluck
Wenn der Schimmer von dem Monde nun herab in die Wälder sich ergießt,
und Gerüche mit den Düften von der Linde in den Kühlungen wehn,
so umschatten mich Gedanken an das Grab der Geliebten und ich seh in dem Walde
nur es dämmern und es weht mir von den Blüten nicht her.
Ich genoß einst, o ihr Toten es mit euch! Wie umwehte uns der Duft und die Kühlung! Wie verschönt warst von dem Monde du, o schöne Natur!
Liebe Grüße, Waltraud