ist die zweite Neulancierung aus dem Hause Parfums MDCI und hat eine längere Hintergrundgeschichte, die ich Euch nicht vorenthalten möchte – lassen wir deshalb Claude Marchal, den Eigentümer des Hauses zu Wort kommen:
„Mich haben Wüsten schon immer angezogen, und ich erinnere mich genau an bestimmte Ausflüge in die ägyptische Wüste – die Oase Siwa unter anderem – damals war ich sehr jung.
Etwas ganz Bestimmtes erwacht in den Morgenstunden in der Wüste, etwas Reines, das aber auch mit dem Duft der wenigen Pflanzen erfüllt ist, die dort wachsen. Unausweichlich ruft dies Erinnerungen an andere duftende Dinge hervor wie das Leder der Taschen und Ausrüstung oder das trockene Holz, das wir für das Lagerfeuer sammelten …
Auch in späteren Jahren bin ich immer noch von diesen überwältigenden Landschaften beeindruckt, verstärkt durch weitere Exkursionen im Süden Marokkos und weil ich über die unglaublichen Sahara-Reisen des französischen Entdeckers, Wissenschaftlers und Philosophen Théodore Monod las. Besonders eines seiner Werke mit dem Titel ‚Der Smaragd der Garamanten‘ faszinierte den Gesteinssammler und Wüstenliebhaber in mir, für mich die erste Einführung in die verlorene Welt dieses antiken Volkes.
Der Name ‚Garamanten‘ ruft sofort das Bild der sengenden Sonne hervor, der ungeheuren Trockenheit und sandigen Weite, wo es dem Menschen gelang, zu überleben und sogar Pflanzen gedeihen zu lassen, zu reisen und Handel zu treiben…
Die Geschichte der Garamanten ist eine reiche Quelle für die Fantasie und so erschien es mir angemessen, diesen großen Duft nach ihnen zu benennen…“
Der von Marchal gepriesene Monod war in erster Linie Afrikaforscher sowie Zoologe, war lange Zeit Direktor des Institut d’Afrique Noire sowie Professor am Museum für Naturgeschichte in Paris. Bekannt ist er vor allem für seine Saharareisen – dort lebten auch die Garamanten, ein antikes Berbervolk, deren Nachfahren vermutlich die heutigen Tuareg der Zentralsahara sind. Die Garamanten besiedelten spätestens seit dem 5. Jahrhundert v. Chr., eventuell sogar seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. das Innere Libyens. Durch die von ihnen betriebene Pferdezucht und die Nutzung von Streitwagen konnten sie die umliegenden Völker unterwerfen. Darüber hinaus beherrschten sie den frühen Transsaharahandel zwischen der Mittelmeerküste Libyens und dem Tschadsee. Gehandelt wurden vor allem Elfenbein, Häute, Edelsteine, Salze und wilde Tiere für den Bedarf der römischen Zirkusse gegen Luxuswaren. Wie lange das Reich der Garamanten währte ist nicht ganz klar – eventuell konnten sie sich bis ins 7. Jahrhundert nach Christus halten.
Parfums MDCIs Cuir Garamante soll nun „ein raffinierter Ambra-Leder-Duft mit einem starken Charakter“ sein – keine Frage, dieser wird von Oud unterstrichen. Ambra, Leder und Oud hört sich ganz hervorragend an – Ihr wisst ja, ich kann von Oud (immer noch) nicht genug bekommen. Und Ihr? Lockt es Euch noch?
Sollte es, denn Cuir Garamante ist ein ganz prächtiger Duft… zuerst allerdings die Zutaten: Kopfnote: Rosa Pfeffer, Muskatnuss, Safran; Herznote: Rose, Adlerholz (Oud), Papyrus, Leder; Basisnote: Vanilla, Labdanum (Zistrose), Weihrauch, Sandelholz.
Was soll ich sagen? Richard Ibanez, der Parfumeur (unter anderem Divine, Prince Jardinier, Andrea Maack), hat alles richtig gemacht: Fruchtig-likörig fängt es an, alkoholisch… Ich fühle mich an Lubins Idole erinnert – Rum, richtig guter Rum, und Hölzer, alte Hölzer, die alsbald den Weg frei machen für den Pfeffer. Rosa Pfeffer ist würzig-pfeffrig-scharf, hat aber immer auch eine gewisse distanzierte Kühle, der eine zitrische Frische innewohnt. Einer der Gründe, weshalb er in Kombination mit Rosen, vor allem fruchtigen Vertreterinnen, perfekt harmoniert. Safran in seiner seltsam-eigenartigen fruchtig-trocken-herben Würze vervollkommnet das ohnehin schon perfekte Trio aus Oud und Rosen, rosa gepfeffert. Schon hier ist der Duft annähernd perfekt – seine Vollendung erfährt er durch sandfarben-glühendes Wildleder, das von kalten harzigen Rauchschwaden auf sanfte Art und Weise begleitet wird, von Ferne geküsst von einer cremig-zarten Vanille…
Ein herrlicher Duft. Es gibt viele Oudrosen, einige davon auch mit Safran und Leder. Die Idee an und für sich ist deshalb nicht neu. Trotzdem haben wir es hier mit einem der schönsten Vertreter seiner Gattung zu tun, dessen hervorragende Qualität sich einem bei jedem Schnuppern erschließt.
Ein schönes Wochenende und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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