Einen dunklen Saphir…

präsentieren uns die Schweden von Agonist als nächsten Duft: Dark Saphir heißt er, der Neuling in der Kollektion, der „ein Duft wie ein stiller Dialog“ sein soll, „in dem die Stimmen der Rohstoffe aus dem Nahen Osten mit mediterranen und westlichen Noten verschmelzen.“

darksaphir_front

Saphir – im Normalfall kein besonders glücklich gewählter Name für einen Duft: Von Betty Barclay gibt es schon etwas genauso wie von Jette Joop. Und dann – der Name eines Edelsteins für einen Duft? Gut, bei Baldi funktioniert es, das Haus ist aber auch bekannt als Hersteller luxuriösester Möbel und Einrichtungsgegenstände aus, ja – Edelstein. Andererseits ist bei Agonist der Bezug selbstredend ebenfalls gegeben, und zwar durch deren herrliche Glasflakons, die Skulpturen gleichen. „Die meditative Tiefe des Ozeans, die unendlichen Weiten des Himmels, der Zauber eines Blickes, den man nie mehr vergisst“ wollte man mit dem Flakon abbilden, in Glas festhalten, inspiriert durch die Faszination für die Farbe Blau. Von der Finsternis ins Licht soll uns und unseren Geist der Flakon führen – durch seine herrliche Transparenz und seine Farbtiefe.

Ich für meinen Teil bin kein Flakonsammler, aber durchaus ein Ästhet, und könnte deshalb durchaus schwach werden bei den wunderschönen Flakons von Agonist – Ihr auch? Wie haltet Ihr es damit? Form und/oder Inhalt? Beides?

Unbenannt

Im übrigen sind Saphire nicht notwendigerweise Blau: Als Varietät des Minerals Korund können sie auch in vielen anderen Farbigkeiten auftreten. Der Begriff Saphir an und für sich bezieht sich heute allerdings vorwiegend auf die Varianten in Blau, welche aber dessen komplettes Farbspektrum ausloten. Als Besonderheit unter den Schmuckstein-Saphiren gilt laut Wikipedia der vorwiegend aus Asien stammende sogenannte Padparadscha, eine rosa- bis orangefarbene Variante, deren Bezeichnung auf das singhalesische Wort für Lotosblüte zurückgeführt wird. Im Prinzip kann der Saphir diverse Farbgebungen vorweisen, einzig rote Saphire sind keine solchen beziehungweise werden nicht als solche bezeichnet – das sind Rubine. Wusstet Ihr um diese nahe Verwandschaft des Rubins mit dem Saphir? Ich nicht, aber man lernt ja glücklicherweise nie aus. Habt Ihr denn Lieblingsedelsteine? Diamonds are a girls best friends oder…? Ich habe eine besondere Schwäche für Opale und für Achate.

Logan Sapphire - Smithsonian Museum of Natural History - 2012-05-17

Aber kommen wir zurück zu unserem Dark Saphir, dessen Ingredienzen folgende sind: Kopfnote: Veilchenblätter, Schwarzer Pfeffer, Kumin, Koriander, Ingwer, Bergamotte, Basilikum, Pfirsich, Himbeere; Herznote: Rose, Iris, Jasmin, Geranium, Karotte, Nelke, Orchidee, Heliotrop, Zimt; Basisnote: Adlerholz (Oud), Patchouli, Guajakholz, Labdanum (Zistrose), Vanille, Copahu-Balsam, Weihrauch, Nagarmotha, Tonkabohne.

Sofort nachdem unser dunkler Edelstein auf meiner Haut gelandet ist weiß ich es: Nagarmotha, hier ist Nagarmotha drin. Und Oud, natürlich. Emsige Leser werden sich vielleicht erinnern: Nagarmotha ist eine meiner persönlichen Lieblingsingredienzen, eine seltene, viel zu seltene noch dazu. Montales Steam Oud war für mich der Türöffner, eine große Liebe, die auf eben jener Kombination beruhte – siehe meine Rezension dazu. Auch in meinen Rezensionen zu Xerjoffs Oud Stars fand es Erwähnung, vor allem in der zu Fars:

„Am Mittwoch hatte ich bereits in der Rezension zu Gao erwähnt, dass dieser Nagarmotha enthält, ein Kraut, das selten in Erscheinung tritt, mir aber bereits bei unserem ersten Zusammentreffen derartig den Kopf verdrehte und mir so den Schlaf raubte – im wahrsten Sinne des Wortes: ich wurde nachts wach, obgleich ich, wenn einmal eingeschlafen, einen totengleichen Schlaf pflege, der sich durch keinerlei extrinsische Faktoren beirren lässt. Und zwar wurde ich wach, weil es so gut duftete an meinen Händen. Es war Montales Steam Aoud, der umgehend in meinen Besitz übersiedelte. Nagarmotha oder auch indisches Nussgras, ist, einmal erschnuppert, ganz und gar kein belangloser Duft und prägt Steam Aoud von Kopf bis Fuß, obgleich von ihm in einigen Plattformen im Netz immer die Geschichte eines weiteren (bedeutungslosen?) ambrierten Rosen-Oud-Duft kolportiert wird. Das trifft meines Erachtens nach mitnichten zu – er ist bis heute mein liebster Montale-Duft und einer meiner Lieblings-Ouds.

Auf der Suche nach Nagarmotha musste ich allerdings schnell feststellen, dass diese herb-aromatische Kräutlein, das wenig grasig, dafür ätherisch-hell-durchdringend und mit kampferähnlichen Attributen ausgestattet duftend sich zeigt, gar nicht so einfach anzutreffen ist: Kanz von SoOud, Cuirs von Carner Barcelona und Mona di Orios Oud tragen es ins ich genauso wie Oud Shamash von The Different Company, der neue Andy Warhol von Bond No. 9 und Aoud Shiny von Montale. Wirklich präsent ist es für mich wieder nur in letzterem…“

Soviel erst einmal zum Thema Nagarmotha. Die Liste der Zutaten für Dark Saphir ist unendlich lang – einige erkennt man sofort, andere erschließen sich umgehend bei einem Blick auf die Zutaten. Allerdings basiert der Duft vornehmlich auf einigen Noten, die wiederum von anderen dann umrankt, verstärkt, akzentuiert, unterstrichen werden. Und wir haben es hier mit einem zarten, kühlen Duft zu tun, der in allererster Linie von Nagarmotha und Oud sowie Rose lebt, gewürzt, geschärft und gesüßt von Gewürznelke und Zimt, auf einer cremig-weichen Basis ruhend.

Sapphire Forest - HDR

Für mich wird es sehr wahrscheinlich ein Must-Have, alleine des himmlischen Duetts wegen. Wie sieht es bei Euch aus, kennt Ihr Nagarmotha, mögt Ihr es? Und wie steht Ihr zu Agonist?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

7 Kommentare

  1. Christiane
    15. Januar 2014
    Antworten

    Oh, jetzt weiß ich, warum ich den Duft unbedingt haben musste 🙂 In Unkenntnis der Ingredenzien war ich von Beginn an sehr angetan aber noch unschlüssig, ging dann mit dem Duft ein wenig spazieren, um ihn dann noch am selben Tag zu adoptieren. Da ich auch Fars sehr liebe und so manchen Oud-Duft (jaja, ich weiß, irgendwer hat mal gesagt – nur Blümchen und Dessert :-), ist es wohl die Kombination von Oud und dem geheimnisvollen Gras.

  2. Barbara
    15. Januar 2014
    Antworten

    Zum Thema Ästhet: Bei mir findest Du kein Häckeldeckchen auf der Couch oder unter der Vase. Auch trage ich keine Rüschenblusen ;-). Kennst Du die Inneneinrichterin Kelly Hoppen? Ich habe zwei Bücher von ihr und wenn ich das nötige Kleingeld und ein seeeeeeeeeehr grosses Haus hätte, dann wäre der Stil von Frau Hoppen genau meins. In anderen Worten keine unnötigen Schnörkel und nicht viel Schnick-Snack. Weniger ist mehr.

    Aber: Du hast vielleicht gelesen, dass „Safanad“ bei mir eingezogen ist? Die Schachtel und der Flakon von „Safanad“ mit den zwei Quasten hat schon was… Da schlägt mein Herz schon höher. Am Ende des Tages ist es der Duft, der mir gefallen muss, aber wenn die Verpackung auch noch schön ist, why not?

    Nagarmotha? Weiss ich ehrlich gesagt, nicht wie das riecht. In „Dolce di Giorno“ von Bois 1920 ist Nargamotha auch vorhanden und dieser Duft gefällt mir sehr. Ich habe vorhin noch Deine Rezension dazu gelesen, da hast Du Nagarmotha aber nicht speziell erwähnt. Falls Du einmal eine Minute Zeit hast und auch noch ein Pröbchen von „Dolce di Giorno“ vorrätig ist… kannst Du mal schnuppern, ob diese geheimnisvolle Zutat doch heraus riechbar ist… Wäre toll!

    Agonist: Da kenne ich bis jetzt nur „Isis“ und die war mir beim ersten Test ein bisschen zu süss. Aber bei meinem Ausflug in die Welt der Vanille steht „Vanille Marble“ von Agonist auch noch auf der Liste.

    Liebe Grüsse,
    Barbara

  3. Waltraud Seemann
    15. Januar 2014
    Antworten

    Liebe Ulrike, klar weiß ich, dass Rubine und Saphire zur Gruppe der Korunde zählen (Früher waren daraus Plattenspielerabspielnadeln, für Uhrenwerke Rubine) und sehr hart sind, Mohshärte 9, Diamant hat Mohshärte 10, härter gibts nicht auf der Erde. Und beide sind nicht so klar wie z. B. Aquamarin, welches ein Beryll ist(davon kommt unser Wort Brille, weil daraus früher Lupen gemacht wurden)
    Saphire, wenn sie echt natürlich gefundenen wurden, sind ebenso wie Rubine eher nicht so groß. Nur die wertvollen sind klar und doch, sie haben eine gewisse Opakheit und auch oft Einschlüsse, trübe Inklusionen. Und wenn sie noch aus dem Matrixgestein drumherum sind, sind sie richtig opak und nicht so viel wert. Große klare Saphire sind daher sehr wertvoll und sehr selten. Aber wenn man z. B. sowas Großes an Saphir haben will wie den Hochzeitsring des britischen Köngishauses, nun, da kann durch Brennen mit 1700 °+ nachhelfen, dann kommt die leuchtende klare Farbe. Der das oben ist wie groß? Ich habe 3 Schmuckstücke mit glitzerkleinen Saphiren. Bei einem sieht es so aus, als sei es ein schwarzer Stein. Nur gegen das Licht gehalten sieht man ein wunderbares Blau. Einer ist ein winziger Cabouchon im Zetrum einen Kreuzes, sehr dunkel. Dafür sind sie echt aus Thailand/Burma: Klein aber fein:-D Der Saphir ist der Stein für Spiritualität.
    Und nun der Duft? Ist er auch dunkel, tief und dann doch wieder von einer leuchtenden Klarheit? Den setze ich schon mal auf die Wunschliste.
    Liebe Grüße, Waltraud

  4. Barbara
    16. Januar 2014
    Antworten

    Liebe Waltraud,

    Ich habe gehofft, dass Du einen Beitrag zum Thema Edelsteine schreibst. Und Du hast mich anscheinend erhört :-D.

    Du musst ein riesiges Wissen haben. Deine Zeilen habe ich mit sehr grossem Interesse gelesen. Das mit dem Ursprung des Wortes Brille habe ich nicht gewusst, aber ich bin so froh, dass sie jemand erfunden hat. Sonst müsste ich mit meiner Nase auf dem Bildschirm kleben und den ganzen Tag die Augen leicht zukneifen, damit ich etwas sehe. Ein kurzsichtiger Maulwurf halt 😉

    Herzlichen Dank und liebe Grüsse,

    Barbara

  5. Waltraud Seemann
    16. Januar 2014
    Antworten

    Liebe Barbara, jede Passion die von mir Besitz ergreift, mache ich mit großer Hingabe. So war und ist das auch mit Edelsteinen und Schmuck. Aber ich kaufe fast keinen mehr. angucken alleine in großen Städten macht mir Vergnügen. diese Faszination! Und was sie Brille betrifft, ich habe schon seit über 25 Jahren AMD, schon ganz jung, ein Erbstück meiner Familie. Sie ist schon länger zum Stillstand gekommen. Aber ohne Brille könnte ich gar nichts mehr! Nicht Autofahren, nicht Lesen, nicht allein unterwegs sein, Bildschirm schon gar. Gut, dass es moderne und gute Brillen gibt und gute Medikamente. Ja, Caesar soll schon eine Leselupe aus relativ klarem geschliffenen Beryll gehabt haben.
    Und jetzt sind Düfte meine Passion, da kann ich mich mal wieder „austoben“ mit: Alles wissen und kennen wollen.
    Ganz liebe Grüße, Waltraud

  6. Barbara
    16. Januar 2014
    Antworten

    Liebe Waltraud,

    Herzlichen Dank für Deine Antwort.

    AMD – Das ist wirklich nicht lustig. Eine liebe Bekannte hat diese Augenkrankheit. Ja, zum Glück gibt es Medikamente.

    Und ich möchte hier ein Loblied auf die Erfinder der Brillen und Kontaktlinsen singen. Mein stillen Helden.

    Was mich immer wieder verärgert, ist aber die Tatsache, dass man Brillen bis auf einen kleinen Beitrag von der Krankenkasse selber bezahlen muss. Bei den Kontaktlinsen begreife ich es ja noch. Aber ich habe mir es nicht ausgesucht, dass ich kurzsichtige Augen habe und bin ja auf Hilfsmittel angewiesen. So, fertig gejammert!

    Wie ist es in Deutschland? Wird da die ganze Brille bezahlt oder muss man auch noch zuzahlen?

    Die Passion „Düfte“ hat mich auch voll erwischt, aber so schöne Kommentar zu den Düften wie Du, kann ich nicht schreiben. Dazu fehlt mir das Wissen und auch die Worte. Deine Duftkommentare im Shop lese ich jedes Mal mit grossem Interesse. Danke dafür.

    Liebe Grüsse,
    Barbara

  7. Ulrike
    3. Februar 2014
    Antworten

    Huhuuu Ihr Lieben,

    @ Christiane: Jaa, ich vermute, das dürfte dann wohl Nagarmotha sein, das Dich ebenfalls in seinen Bann gezogen hat 🙂 Teste auch mal Steam Aoud von Montale – vor allem in Kopf und Herz liebe ich ihn sehr!

    @ Barbara: Frau Hoppen kann was, ja – und ich beneide sie sehr um ihren Lockenschopf 🙂 Dolce di Giorno muss ich nochmals testen, wäre Nagarmotha aber sehr präsent gewesen, hätte ich es erwähnt. Und Vanilla Marble – tja, Vanilla Marble hat sogar mich als nicht unbedingt ausgeprägten Vanille-Fan völlig überzeugt – testen!

    @ Waltraud: Du weißt aber auch immer alles 😀 Respekt! Mit funkelnden Steinchen kenne ich mich nicht wirklich gut aus, vielleicht warte ich damit noch, bis ich sie mir vielleicht einmal leisten können werde 😉 Wie gesagt, bisher haben es mir nur Opale sehr angetan, wobei diese ja auch kein günstiges Hobby sind…

    Viele liebe Grüße an die Mit-Nasen –

    Eure Ulrike.

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