… – den Namen dieses italienischen Hauses, das soeben bei uns im Shop gelandet ist, verstehe ich als Verbeugung vor der Parfumeurskunst, vor dem Kunsthandwerk der Parfumerie.
Heute und morgen wollen wir uns nun den Düften widmen, die wir von Arte Profumi in unser Sortiment genommen haben – fünf an der Zahl.
Bohèmien ist ganz klar der erste Duft, nach dem ich greife – das macht natürlich der Name: Die Bohème wird einmal mehr zitiert, jene subkulturelle Strömung gegen Ende des 19. Jahrhunderts, die vor allem Künstler und intellektuelle Schwergewichte erfasste: Gegen die bürgerliche Ordnung, gegen Normen richtete sich das Aufbegehren – und zwar nicht notwendigerweise durch die Kunst, wie das die Avantgarde tat, sondern durch die eigene Lebenskunst, den Lebensstil:
„Die Bohème als Gegenentwurf zur bürgerlichen Gesellschaft faszinierte nicht nur die zu diesen Zirkeln gehörenden Künstler, Literaten und Intellektuelle, sondern auch diejenigen, die das Treiben von außen betrachteten.
Arte Profumi widmen ihren Duft „Bohèmien“ den gegen die Konventionen aufbegehrenden Menschen am Ende des 19. Jahrhunderts und um die Jahrhundertwende, als viele Kunstwerke und Gedanken entstanden, die unsere Wahrnehmung der Welt bis heute geprägt haben.
Eine kleine Verbeugung vor Dichtergrößen wie Baudelaire dürfte die Wermutkopfnote sein, die an die legendäre grüne Fee erinnert. Grün geht es auch im Herzen mit prickelnd-inspirierender Minze weiter, die auf einer Lage Zedernholz und Vetiver ruht. Eine leichte, fast minimalistisch anmutende Komposition, die gleichermaßen Gedankenfreiheit wie auch den glückseligen Absinthrausch umfasst.“
Baudelaire ist natürlich auch der Prototyp eines Vertreters der Bohème, hatte seine Familie doch zwischenzeitlich auch überlegt, den Lebemann aufgrund seiner ruinösen „Verschwendungssucht“ entmündigen zu lassen, was diesen sehr kränkte. Absinth pflegte nicht nur Charles zu konsumieren, allerdings sind dessen Huldigungen an und dessen Leidenschaft für dieses Getränk legendär. Zumindest hat er dafür kein Ohr lassen müssen wie manch anderer…
Wermut, Minze, Zedernholz und Vetiver ist uns versprochen, mehr will man uns nicht verraten – drum mache ich mich einfach sofort an den Test… Puristisch ist der Duft, ja, das merkt man sofort – es sind in der Tat nicht allzu viele Noten, aus denen er sich zusammensetzt. Das sagt aber mitnichten etwas über seine Qualität oder seine Präsenz aus, ganz im Gegenteil: Bohèmien zeigt sich strahlend wie ein leuchtender Stern. Frisch gepflückte Minze, leicht zitrisch-fruchtig, krautig und vor allem mentholisch sowie von einer leisen Süße kitzelt meine Nase, sich zierend. Schillernd ist sie, diese Süße, und lässt immer wieder Noten von Honig aufblitzen, der mich an Kräuterhonig mit Zitronenmelisse erinnert… Kühl ist er, unser Bohemian. Ironisch und ein wenig distanziert, gleichermaßen sitzt ihm aber auch der Schalk im Nacken. Gepflegt, von sauberem Zedernholz wachgeküsst offeriert er uns ganz sachte Salznoten, die für mich nur dem Vetiver geschuldet sein können.
Hut ab – das ist ein wahrlich stolzer und schöner Freigeist. Und noch dazu einer, den die Damenwelt sicher nicht nur an Männern, sondern auch an sich selbst lieben wird.
Von dieser Salonkultur der Bohème kommend liegt für mich nichts näher, als zu Fumoir zu springen. Fumoir sieht sich ebenfalls einer kleinen, feinen Welt gewidmet, der der Herrenzimmer, Herrenklubs und der des Tabakgenusses.
Wart ihr schon einmal in einem ebensolchen? Auf mich üben solche „Parallelwelten“ immer eine ungeheure Anziehung aus, so zeigte ich mich auch überaus erfreut, als ich letztes Jahr zusammen mit meiner besten Freundin die Möglichkeit hatte, mir im Rahmen eines exklusiven Events einmal die Räumlichkeiten eines solchen Clubs anzusehen, der von außen noch nicht einmal mehr als ein Klingelschild vorne am Haus offenbarte… Sehenswert, doch. Und ja, – wäre ich Mann, wäre ich reich… Dorthin würde ich mich ebenfalls in schöner Regelmäßigkeit verirren, glaube ich.
Harmen hat den Herstellertext für unseren Shop bearbeitet und scheint ganz schön angetan gewesen zu sein von Fumoir:
„Der durchaus intensive und profilierte Duft macht keine Gefangenen. Pfeffer und Kumin bilden die kräftige Vorhut. Der Duft beißt herrlich mit Rauch- und Ledernoten, die Rose im Herzen kennt man nur vom Hörensagen und auch Ambra darf hier höchstens Getränke reichen. Der Rest ist pure, auf die Spitze getriebene Männlichkeit.
„Fumoir“ belässt es nicht bei Andeutungen. Wer durchsetzungsfähige Räuchernoten und knarziges Leder mag, ein Statement der Diplomatie vorzieht, wird „Fumoir“ lieben. Der Name bedeutet im Französischen übrigens nicht nur Herren- oder Rauchzimmer, sondern auch Räucherkammer. Das können wir unterschreiben.“
Räucherkammer? Das lässt mich natürlich an LeLabos Räucherschinken Patchouli 24 denken, den Wundervollen… Und damit liege ich gar nicht so falsch: Junge, Junge, das knattert aber – Respekt! Könntet Ihr mein Gesicht sehen, würdet Ihr mich jetzt strahlend vorfinden. Und meinen Lippen würde das kleine, mittlerweile doch zumindest halbwegs salontaugliche Wörtchen „Geil!“ entfliehen. Das hier ist Rauch in schönster Reinform und in all seinen Stadien, ein fetter Grill, ein fettes Lagerfeuer. Birkenteer gesellt sich dazu, man hat das Gefühl, dass Andy Tauers Birkenteer-Exzesse im Vergleich dazu wie Waisenknäblein wirken. Wirklich – nichts für Zartbesaitete. Wer allerdings Düfte mit Schmackes mag – der wird Fumoir lieben. Überflüssig zu erwähnen – so wie ich. Ich möchte im Zusammenhang mit diesem Duft eigentlich nicht von zivilisiert sprechen, aber… nach einer gewissen Zeit wird er… nein… wie will ich sagen – er pendelt sich ein 😉 Dann entdeckt man auch die Rose, die wie eine frische Brise die lodernde Ungezähmtheit besänftigt, der noch dazu eine gute Portion dickes, sattes Glattleder innewohnt. Auf der Haut eines Freundes sowie auf dem Teststreifen gefällt mir Fumoir ausgesprochen gut – auf meiner eigenen Haut dominiert aber bis in die Basis zickig-kalter Rauch, sodass mir Fumoir an mir selbst sogar ein bisschen zu viel ist, ich gestehe. Insofern empfiehlt sich wie immer ein Test – hier besonders.
Morgen geht es weiter mit Arte Profumi – bis dahin alles Liebe und viele Grüße,
Eure Ulrike.
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