Vor über einem Jahr berichtete ich hier schon einmal über Prince Jardinier, den Tomatenkönig, ich darf zitieren:
Bei dem „Gärtnerprinz“ handelt es ich um einen Adelsspross, einen gewissen Prinz Louis Albert de Broglie, der ein Geschäft für den gehobenen Gartenbedarf in Paris besitzt. Wie es sich gehört, verfügt Monsieur auch über einen Schlossgarten, aber aufgepasst: darin werden im so genannten „Le Conservatoire de la Tomate“ 650 Tomatensorten angepflanzt.
Der Name „Labyrinthe Libertin“ des von Pierre Bourdon geschaffenen Duftes lässt in Zusammenhang mit einem Garten natürlich an Gartenlabyrinthe bzw. Irrgärten denken, wie es sie seit der Spätrenaissance gibt. In der Barockzeit dienten sie in prachtvollen Ausmaßen dem höfischen Zeitvertreib für den gesammelten Perückenauflauf. Heutzutage sieht man ja immer wieder mal ein Maisfeldlabyrinth, aber ich hatte nie das dringende Bedürfnis hineinzugehen. Vielleicht ist auch ein dringendes Bedürfnis der Grund hineinzugehen … Spaß! 🙂
Ob sich nun ein Libertin, ein Freigeist, in einem solchen Irrgarten bewegt oder sich aus diesem zu befreien weiß, bleibt ungeklärt. Besonders charmant finde ich die Duftnote „Buchsbaum“ in den Basisnoten. Wenn ich mich an meinen seligen Buchsbaum erinnere, den ich von meinem Balkon aus in die ewigen Buchsbaumgründe geschickt habe, so war kein besonderer Duft um diese Pflanze zu vernehmen. Vielleicht sollte man ihn unter Blattgrün oder Ähnliches führen.
Die Duftnoten
Kopfnote: Bergamotte, Minze, Thymian, Estragon, Basilikum
Herznote: Tagetes, Orangenblüte, Jasmin, Maiglöckchen, Veilchen, Iris
Basisnote: Rosenholz, Buchsbaum, Ambra, Moschus, Zedernholz, Vetiver
Nun versetzen wir uns doch einfach einmal in solch einen wunderbar gepflegten Irrgarten: akkurat gestutzte Buchsbaumhecken, über die man auch auf Zehenspitzen nicht sehen kann, heller Kies, der unter den Füßen knirscht und ein Gewirr aus abzweigenden Gängen – immer wieder scheint das Ziel nah, doch führt der Weg wieder fort. Eine Möglichkeit ans Ziel zu gelangen ist, konsequent immer die linke oder rechte Abzweigung zu nehmen, was aber nicht in allen Irrgärten funktioniert. Wer wissen will, wie es trotzdem geht, muss sich wohl oder übel mit Trémaux‘ Methode befassen.
Das Eau de Toilette „Labyrinthe Libertin“ hält einen frischen und grünen Anfangseffekt bereit: Kein Wunder, denn die Spitze der Pyramide wurde sowohl mit Bergamotte und Minze als auch mit kräftigen Gewürzen und Kräutern wie Thymian, Estragon und Basilikum ausgestattet. Das Herz beinhaltet wiederum ein riesiges Bouquet: Tagetes, Orangenblüte, Jasmin, Maiglöckchen, Veilchen, Iris – in dieser Kombination fühlt man sich an einen kühlen Frühlingsmorgen erinnert: Die Sonne ist gerade aufgegangen und Tau tropft von den unzähligen Blüten und grünen Trieben im Garten. Diese Blütenexplosion geht langsam in einen weichen moschusartigen Ausklang über, der ganz unverhofft einen leichten Hauch Rauchigkeit bereithält.
Bei aller Liebe, nach meinem Empfinden ist dieses Parfum kein Unisexduft und somit nicht für Herren geeignet. Gerade durch die Maiglöckchennoten in Verbindung mit den vielen anderen floralen Noten für meinen Geschmack einfach zu verrüscht und madamig. Dem könnte man entgegenhalten, dass die Kreation sehr frisch und grün gehalten wurde und gänzlich ohne Süße auskommt und der Freigeist ohnehin auf Konventionen pfeift. Das ist wahr, und letzten Ende zählt ja immer noch der persönliche Eindruck. Freunde leichter, frühlingshafter floraler Düfte sind in dieser Gartenidylle genau am richtigen Ort.
Viel Spaß mit „Labyrinthe Libertin“!
Viele Grüße
Harmen
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