Von Colette ist im Duft-Tagebuch nicht zum ersten Mal die Rede. Vor zwei Jahren schrieb ich hier bereits über den Duft „1873 – Colette“ von Histoires de Parfums, der sich mit dieser großen französischen Schriftstellerin befasste. Jardins d’Écrivains‘ „Gigi“ dreht sich allerdings nicht um die Schriftstellerin selbst, sondern um eine ihrer Figuren. Der gleichnamige Roman erschien 1944 und war ein so großer Erfolg, dass er verfilmt (1949 und 1958), auf die Bühne gebracht und zu einem Musical umgearbeitet wurde.
1951 wurde der Stoff von Anita Loos uraufgeführt, für die Titelrolle suchte Colette selbst die passende Schauspielerin und fand die perfekte Besetzung – die damals noch recht unbekannte Audrey Hepburn (hier ein Bild von ihr als Gigi).
Der Roman beschreibt das Pariser Mädchen Gigi, das eine Kurtisane werden soll und bei ihrer Mutter und Großmutter lebt. Entsprechenden Unterricht erhält sie bei ihrer Tante und wird dort in den gesellschaftlichen Fertigkeiten geschult: Manieren, Konversation und persönliche Beziehungen. Gigis Familie ist mit dem reichen Junggesellen Gaston eng befreundet, welcher – vom Leben gelangweilt – oft den Kontakt zur Familie sucht. Tante Alicia entscheidet schließlich, dass Gigi in die Gesellschaft eingeführt werden soll, kleidet diese ein und putzt sie heraus, um sie daraufhin Gaston „vorzustellen“. Gaston ist von der Wandlung überwältigt. Immer mehr fühlt er sich von ihr angezogen, fährt mit ihr aus der Stadt und erkennt zunehmend die Leere in seinem Leben. Schließlich macht er ihr einen Heiratsantrag, den Gigi glücklich annimmt.
Die Duftnoten
Kopfnote: Gras, Orangenblüte, Neroli
Herznote: Tuberose, Jasmin, Johannisbeere
Basisnote: Sandelholz, Weißer Moschus
Mit „Gigi“ haben wir es mit einem veritablen Weißblüher zu tun, denn Jasmin und Tuberose drücken auf die Tube. Man muss sie mögen, die etwas quietschigen und dennoch auch nostalgisch anmutenden weißen Blüten. Da Jardins d’Écrivains aber ein junges Mädchen im Paris der guten alten Zeit abbilden wollten, ist die Wahl der duftenden Ausdrucksmittel vollkommen nachvollziehbar und treffend gelungen. Der Ausklang ist durchweg weich und verrüscht – wie vor dem Traualtar – Moschus und Sandelholz sorgen hierfür. Den Noten frisch geschnittenen Grases komme ich nicht so recht auf die Spur und auch die Johannisbeernoten bleiben meines Erachtens eher eine Assoziation, so dominant blüht es hier.
Manch Weißblüher fällt ja recht fleischlich und lüstern aus, dieser hier ist jedoch die weiße, unschuldige Version, die unbefleckte Duftempfängnis für die Nase. Ich finde, Jardins d’Écrivains ist eine wunderbare Hommage an einen der populärsten Romane der französischen Literatur gelungen und das lebendige Duftporträt eines Pariser Mädchens voller Eleganz und Lebenslust.
Liebe Grüße
von Harmen
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