Zuletzt habe ich hier „George“ vorgestellt, einen der Düfte von Jardins d’Écrivains, und bevor ich Euch etwas von der Kameliendame „La Dame aux Camélias“ berichte, soll noch eine andere Dame erwähnt werden, keine Geringere als die Gründerin der Marke Anaïs Biguine.
Als Anais die Welt der Jardins d’Écrivains ins Leben rief, vereinte sie zwei ihrer großen Leidenschaften: Gärten und Literatur. Wenn Anais über eine bestimmte Ära, einen außergewöhnlichen Charakter oder einen einzigartigen Ort las, wurde sie zur Forscherin und suchte so lange, bis sie den exakt passenden Duft zu einer Geschichte gefunden hatte. So drückt sie ihre Liebe zu einzelnen Schriftstellern auf magische Art durch Düfte aus. Denn die Welt der Düfte gleicht der Sprache großer Literatur: Sie ist schlicht, aber magisch und höchst emotional.
„Die Kameliendame“ – „La dame aux camélias“ – ist zuerst einmal ein Roman von Alexandre Dumas, dem Jüngeren, nicht zu verwechseln mit dessen zugegebenermaßen erfolgreicheren Vater, der beispielsweise „Die drei Musketiere“ oder „Der Graf von Monte Christo“ verfasste. Die Kameliendame ist also das erfolgreichste Werk des Sohnes und erschien 1848. Der Erfolg war derart groß, dass er es in eine Bühnenfassung umarbeitete, die 1852 uraufgeführt wurde. Später wurde die Hauptrolle mit der berühmten Sarah Bernhardt besetzt. Giuseppe Verdi entwickelte aus diesem Stoff seine weltberühmte Oper „La Traviata“.
Vorbild für die literarische Verarbeitung Dumas‘ war die Begegnung, Affäre, Liebelei … wie auch immer … mit der Kurtisane Marie Duplessis, die er als Kameliendame Marguerite Gautier unsterblich machte. Das Buch handelt von der Begegnung Marguerites mit dem aus gutem Hause stammenden Armand Duval. Sie verlieben sich in einander und Marguerite gibt ihr freizügiges Leben seinetwegen auf. Der sittenstrenge Vater Armands bewegt, hinter dem Rücken seines Sohnes, Marguerite dazu, die Beziehung aufzugeben. Der verletzte Armand erfährt erst als er im Sterben liegt von dem wirklichen Grund der Trennung. Ganz schön viel Tragik, oder nicht?
Welche Aspekte dieser Geschichte Jardins d’Écrivains wichtig waren? Vermutlich die Kamelien, die jene Dame so sehr liebte.
Der Duft La Dame aux Camélias ist sanft wie ein Kuss, frisch, wie eine junge Liebe, mysteriös wie die Nacht. Ein Duft, den man am besten nackt trägt…
Das deutet nun eher auf die ursprüngliche Beschäftigung Marguerites hin, wenn man es einmal so nennen möchte und auch auf das berühmte Zitat Marilyn Monroes, bezogen auf ihre Bettgarderobe.
Die Duftnoten
Kopfnote: Verbena, Kardamom, Orangenblüte
Herznote: Veilchen, Rose, Kamelie
Basisnote: Kumin, Moschus, Wacholder
Erstaunlich frisch geht es los, kein Wunder, bilden doch Verbena, Kardamom und Orangenblüte eine frisch-würzige Vorhut. Ein Blick in die Duftnoten verrät die durchaus florale Fortsetzung. Es blüht kräftig in „La Dame aux Camélias“, wobei man eine saubere wie auch eine würzig-erdige Note im Hintergrund wahrnehmen kann – ich könnte mir vorstellen, dass hier ein wenig bitterer Wacholder im Spiel sein könnte. Vor allem ist es in der Basis aber Moschus, der die Komposition pudrig-weich unterlegt.
Ein ausgeprägt floraler Duft, der aber dank fehlender Früchte und verhalten eingesetzter Tonkabohne nicht ins Süße abdriftet. Die sauberen, frischen und pudrigen Noten legen nahe, dass die Dame gerade aus der Badewanne kommt, der Duft ist trotz Blüten leicht genug, dass in diesem Moment das Handtuch keinen Halt mehr an ihr findet … voilà!
Liebe Grüße
von Harmen
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