wollte ich schon lange einmal ausführlicher schreiben, ich hatte es Euch ja auch bereits versprochen. Drei Ouddüfte wurden gerade erst lanciert, die es zu rezensieren gilt – und passend dazu ergab sich für mich die Gelegenheit, ein schriftliches Interview mit Monsieur Kurkdjian zu führen. Die Vorbereitung desselben war für mich gar nicht einfach, kannte und kenne ich doch bereits diverse Interviews, die man in der Vergangenheit mit ihm gemacht hatte, wie z.B. diese hier: Zeit, Fragrantica, Persolaise, Notablescents. Einiges an Wissen hatte sich bereits angesammelt, und ich wollte weder Parfumeur noch Leser mit den ewig gleichen Fragen langweilen… Ich hoffe, das ist mir gelungen – und so wünsche ich Euch heute und morgen viel Freude mit dem Interview und nächste Woche mit den Duftrezensionen des Kurkdjianschen Oudtrios. Bleibt dran – es folgt nämlich auch noch eine… Überraschung. Eine, die keine mehr wäre, wenn ich sie Euch gleich verraten würde 😉
Zuallererst einmal vielen lieben Dank im Voraus, dass Sie meine Fragen beantworten! Monsieur Kurkdjian, die letzten vier Düfte Ihrer Kollektion sind dem Thema Oud gewidmet. Was hat Sie dazu bewogen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und ihm gleich vier Düfte zu widmen? Können Sie unseren Lesern etwas mehr zu Ihren Oud-Düften erzählen?
Zwischen dem ersten OUD-Duft und der OUD mood Kollektion haben wir noch Amyris lanciert, ein Duftpärchen, das auf der Dualität von Amyrisholz aus Jamaika und Iris aus Florenz basiert. Der Duft müheloser französischer Eleganz. [Mein Fehler – und dabei vergöttere ich Amyris, und zwar BEIDE Düfte. Aber Oud ist natürlich bei mir immer ein Reizwort, wie Ihr ja wisst…]
Im Frühjahr 2012 habe ich eine Vision von Oud geschaffen, die sehr ungewöhnlich war im Vergleich zu anderen Lancierungen. Ich habe sehr viel positives Feedback bekommen zu der Art, wie ich diesen besonderen Rohstoff verarbeitet habe. Ich habe ihn wie jeden anderen verwendet – unabhängig von den gängigen Klischees und Konventionen. Diese erste Kreation war sozusagen die subtile Einleitung zu der Kollektion, an der ich arbeitete. Die meisten natürlichen Rohstoffe, die wir verwenden, stammen nicht aus Frankreich. Der Großteil kommt aus dem Mittelmeerraum, einige aus Südamerika oder aus Indien, Ägypten, den Westindischen Inseln oder Fernost. Oud-Holz war etwas, das viele Jahre von Parfumeuren ignoriert wurde. Ich denke jedoch, dass es heute zur Palette eines Parfumeurs gehört. Der Grund hierfür ist, dass Oud-Holz eine Sinnlichkeit birgt, die man in der Parfümerie vor 20 Jahren mit animalischen Noten erzielte. Um die Tiere zu schützen, können wir sie allerdings nicht länger verwenden. Oud ist auf eine Art ein guter Ersatz dafür. Ein weiterer Grund ist die Stärke von Oud; das Holz ist ein sehr langanhaltender Rohstoff. Oud ist mittlerweile Teil der Palette eines Parfumeurs – genauso wie Rosen, Orangenblüten, Jasmin und Sandelholz. Oud besitzt ein reiches und luxuriöses Aroma und stellt eine moderne Interpretation alter arabischer Parfums dar. Oud ist angereichert mit Zedernholz, Patchouli und den würzigen Noten von Safran und Elemi-Harz. Mein OUD ist dafür gemacht, die Wüste zu durchqueren – ein Sandsturm unter einem tiefblauem Sternenhimmel mit einem Vollmond, der einen goldenen Palast anstrahlt.
Die OUD mood Kollektion spiegelt die Quellen meiner Inspiration wider. Es ist die enge Verbindung zu meiner Liebe für Couture und Kleidung und Teil einer idealen Duftgarderobe, die ich Saison für Saison kreiere, Jahr für Jahr. Die Kunst der Schneiderei und Couture ist der Kunst des Parfums sehr nah. Ich habe mir die drei Düfte als Empfindungen, Gefühle, Texturen ausgedacht und mich entschieden, diese mit Stoffen anstatt mit einem Seelenzustand zu verbinden. Deshalb spielen sie mit Wärme, Glamour, Dichte, Wohlgefühl und Sinnlichkeit. Ihre Kostbarkeit, Intensität und Konzentration lassen sie herausstechen, denn ich genieße die totale Freiheit über meine Kreationen, die totale Freiheit über Qualität und habe kein Preislimit.
Die OUD mood Kollektion ist eine Kollektion von Düften, die man mit dem Gefühl assoziiert, sich selbst mit einem seltenen und zarten Stoff zu umhüllen. Das Oud zeigt seine edle Facette und wird zu silk mood. Dicht und flüssig wird es zu velvet mood. Zu einer “zweiten Haut“ wird es mit cashmere mood. OUD velvet mood ist so umhüllend wie Samt. Seine Hauptinhaltsstoffe sind Zimt aus Ceylon, Safran und brasilianischer Copahu-Balsam. OUD silk mood ist ein seidiger Duft, ein leichtes und luftiges Parfum, das an das weiche Gefühl eines Blütenblatts erinnert. Er kombiniert bulgarische Rose mit blauer Kamille aus Marokko und Papyrus. Und zu guter Letzt, OUD cashmere mood: ein orientalischer Duft, sanft, weich und balsamisch. Oud umschmeichelt von marokkanischem Labdanum, laotischem Benzoe und Vanille.
Wie stehen Sie zu Oud im Allgemeinen?
30 Jahre lang wurde der Markt vom amerikanischen Geschmack dominiert (davor waren es hauptsächlich französische und europäische Einflüsse). Jetzt übernehmen der Mittlere Osten, Russland, Asien und Brasilien. Duft spiegelt wider, wo die Macht und das Geld liegen! Die Ausbreitung von Oud-Düften ist kein Trend. Oud-Düfte werden zu einer eigenen Duftfamilie, so wie Gourmand-Düfte vor einiger Zeit populär wurden.
Haben Sie momentan bereits weitere eigene Düfte in Planung, dürfen Sie uns schon etwas dazu erzählen?
Abgesehen von der Oud mood Kollektion bereiten wir die Neulancierung eines Duftes im Sommer vor. Der neue Duft ist eine wichtige und internationale Lancierung für Maison Francis Kurkdjian. Jetzt kann ich allerdings noch nicht so viel darüber erzählen. Ich bin gerade noch dabei, einige Elemente zu finalisieren. Gleichzeitig arbeite ich an einer olfaktorischen Installation für Ende Mai, Anfang Juni in Paris.
Sie haben sich vor Jahren selbstständig gemacht mit Ihrem eigenen Haus, weil Sie, so wie ich das verstanden habe, unabhängig sein, die Rechte an Ihren Kreationen selbst besitzen und in den kompletten Entstehungsprozess der Parfums involviert sein wollten. Das hört sich nach einem Befreiungsschlag an… was hat dazu geführt, können Sie uns mehr darüber berichten? Haben Sie Ihre Entscheidung jemals bereut?
Die Kreation meiner eigenen Marke war ein natürlicher Prozess, etwas das ich tun musste, etwas erschaffen und es dann mit der Öffentlichkeit teilen. Die Welt meines Hauses spiegelt wider, was für mich Luxus und Parfum bedeutet. Mein Haus ist eine Hommage an Paris und jeder Duft ist Teil einer Duftgarderobe, die jeden von uns begleitet, jeden Tag, jede Nacht, das ganze Jahr über. Maison Francis Kurkdjian ist das Haus eines Parfumeurs und beheimatet die wahre Kunst der Duftkreation. Eine Luxusmarke kann nur existieren, wenn die Produkte Luxus verkörpern. Deshalb ist jedes Produkt mit großer Sorgfalt gefertigt. Ich kenne keine Grenzen, wenn es darum geht, jedes Detail so perfekt wie irgend möglich zu gestalten. Nur so kann ein Luxusprodukt entstehen.
Das Herz meiner Inspiration ist Paris. Jeder Duft ist Teil einer Duftgarderobe, die ich Jahr um Jahr aufbaue. Meine Reisen führen mich weg aus Paris, aber sie bringen mich auch immer zurück in meine Stadt, zu ihren unterschiedlichen Bewohnern, ihren Lichtern und den Schatten ihrer Monumente, dem Grau ihrer Dächer und den magischen Momenten, wenn ihre goldenen Spitzen hier und da durch ihre unglaubliche Skyline brechen. Paris inspiriert das Universum meines Hauses: graues Zink und Gold.
Die Inspiration zum Flakon ist ein Kristallstück, das ich beim Stöbern durch Antiquitätenläden entdeckt habe – ursprünglich als Teil eines Reisekosmetikkoffers geschaffen. Ich mochte die Vorstellung eines Flakons, der auf Reisen ging und wiederkehrte und dabei immer perfekt aufbewahrt wurde. Ein einzigartiges Objekt, offensichtlich für eine besondere Person geschaffen. Es hat mich dazu inspiriert, einen Flakon zu designen, der in rechteckige Kristallfacetten aufgeteilt ist, jede in Verbindung mit der nächsten und vom Boden ausgehend in Richtung Flakonhals geformt. Ich bat die Glashersteller darum, Kanten zu schaffen, die so lebendig wie möglich sind, ohne zu aggressiv zu wirken. Um diese künstlerische Arbeit zu unterstreichen, habe ich eine kleine Signatur hinzugefügt – das Monogramm des Hauses – auf der Rückseite des Flakons, in dem Stil wie Künstler ihre Werke mit Stolz signieren.Ein Röhrchen geht vom Pumpzerstäuber ab, aber es sieht aus, als würde es nach dem ersten Sprühen verschwinden. Der Duft ruht in seinem Flakon. Ich wollte einen Deckel aus einem Material, das für Paris steht. Ich habe mich für Gold und eine Zinklegierung entschieden. Zink ist lebendig und besitzt keinerlei Uniformität. Das führt dazu, dass keine zwei Deckel identisch sind; jeder hat seine einzigartigen Abweichungen, die von der Dichte des Grautons abhängen. Dieselbe Wahl haben wir für die Kerzenplatten getroffen. Die Legierung ist nur so behandelt, dass Oxidation verhindert wird.
[To be continued…]
Bis morgen und liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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