Esxence Mailand 2013 – Die Sechste & Letzte.

friedemodin Der letzte Messetag im Blog ist angesagt – und auch heute habe ich noch einige Schmankerl für Euch. Fangen wir doch mal mit Friedemodin an: Friedemodin ist das Label von Nina Friede, einer Deutschen, und Elisabeth Modin, einer Schwedin- zwei Freundinnen, die sich in London zusammengetan haben, um die Welt mit neuen Düfte zu erfreuen. Erstere arbeitete schon längere Zeit in der Beauty-Branche, letztere hat einen Master in Physik – und beide teilen sie die Leidenschaft für Düfte, die sie nun mit Friedemodin in die Tat umsetzen. Geboren ward die Idee wohl, wie sie erzählen, in „ihrem“ Café in Chelsea, inspiriert durch denn herrlichen Blumenladen nebenan. Als Parfumeur haben sich die beiden keinen geringeren herausgesucht als François Robert, den Sohn des legendären Guy Robert, der sich verantwortlich zeichnet für einen Großteil der Düfte aus dem Hause Parfums de Rosine und folgendes Treffendes über Parfums verlauten lässt:

„Perfume is like a mirror of your personality. You can imagine yourself in many ways. You show yourself differently, or you show yourself as you are. Perfume is like an outfit that reflects the personality of the wearer. It is a scented signature.“

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Friedemodin haben es sich zum Ziel gesetzt, immer eine Kollektion von Düften zu kreieren, die dann aufeinander abgestimmt sind und somit auch zum Layern geeignet sind. Die erste Kollektion hört auf den klangvollen Namen Jardin Mystique:

„Our first collection, Jardin Mystique, evokes all the wonderful scents found in a wild enchanted garden – from the beautiful smell of a dewy morning, to the heat of the midday sun and the cooling down at dusk. The Story: Inspired by our childhood gardens in northern Sweden and Germany, we invite you on our olfactory journey. Insert the key and enter through the heavy wooden door to find yourself in the wild enchanted garden surrounded by the beautiful scents of green leafy plants, jasmin and fresh herbs. Go deeper into the greenery and smell the black currant and blossoms in one corner, the fresh herbs in the other, and the spicy woodiness escaping from the forest nearby.“

Die Düfte heißen Jardin Mystique, Rosée de Nuit, Vertine und, ganz neu – Feu Follet. Zuerst noch ein Filmchen zur Kollektion – und danach die Kurzbeschreibungen.

Jardin Mystique: A beautiful green floral scent. Bergamot, Blackcurrant and cut grass combine with Jasmine Absolute, Lily of the Valley and leafy notes.

Rosée de Nuit: Dusk falls. This seductive, spicy and mysterious fragrance contains Cardamom, Pimento berries, Violet and Wood shavings, combined with Patchouli and Teak.

Vertine: This fresh green fragrance opens with aromatic herbs and a hint of peppermint, followed by a heart of fig, tea rose, citrus notes and a warm woody base.

Feu Follet ist ein Lederchen mit folgenden Ingredienzen: Koriander, rosa Pfeffer, Muskat, Lavendel, Kardamom, Leder, Patchouli, Ambra und Eichenmoos.

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Coquillete Paris teilten sich mit Friedemodin den Stand – und das Label ist ebenfalls eines von zwei Frauen: Eine der beiden Art Director, die andere eine Kreative, gründeten sie aus Leidenschaft heraus ihr eigenes Label Coquillete, das bisher mit vier Düften aufwarten kann.

„A perfume is a composition of olfactory notes and emotions. If you think of it just as a simple mixture of alcohol and essential oils, you cannot understand the secret spirit hidden in its essence, the passion of those who created it. When you smell a perfume composition, while closing your eyes, you’ll be lead in a silent atmosphere… The memories, the emotions that you feel will drive you in its fascinating story. If it’s a creation made with care, the story will be exciting, the generated feelings will be exciting, and you could feel the emotion and poetry and madness.“

Ich kannte die Düfte schon vor der Messe und hatte schon einen Liebling: Moramanga. „A journey to discover Africa and its best raw materials, a velvet vanilla, kissing intense tuberose.“ – das charakterisiert den Duft ziemlich gut – darüber hinaus finden sich allerdings noch Iris, Gardenie (also wieder Tuberose), Jasmin, Ylang-Ylang, Tolu- sowie Benzoeharz, Opoponax und Moschus im Duft. Eine fette Tuberose, eine verführerische, und irgendwo zwischen Piguets legendärem Kaugummiklassiker Fracas, jener fragilen Schönen, und Femme-Fatale-Tuberosen wie Serge Lutens‘ Tubereuse Criminelle angesiedelt. Über Sulmona lässt die Firma Folgendes verlauten: „It’s a delicious and innocent fragrance, an elegant and harmonious cloud of sugar. Sulmona is a return to the magical world of sweets and fragrances, the memory of the best day of your life!“ – und tatsächlich, eine der beiden Damen muss Sulmona auch zu ihrer Hochzeit getragen haben. Sulmona ist – so gar nicht meines. Aber der beste Marzipan-Duft, den ich jemals gerochen habe (Man mag es sich schon denken: Ich mag kein Marzipan, ja.). Ich glaube, dass danach wirklich einige gesucht haben. Herat ist ganz legal – und huldigt doch Verbotenem: „A magnificent interpretation of Afghan Hashish, the black gold of this troubled country is torn between war and poetry. A haunting composition of tobacco, jasmine and incense in order to mix them in a perfect harmony.“ Heraus kommt ein tabaklastiger verrucht-verrauchter Jasmin mit harzigem Einschlag und dunkelgrünen Anklängen – ein toller Duft. Auch der Patchouli, der ja in keiner Duftkollektion fehlen darf, ist ein wirklich schönes und durchaus außergewöhnliches Exemplar: Sumatera heißt er – und erfährt seine individuellen Anklänge durch die süße Schärfe von Zimt, einer Prise schwarzem Pfeffer sowie Jasmin und einigen anderen Weißblühergesellen. Schön, opulent – ein echter Florientale. Man darf sich bei Coquillete nicht von der – meiner Meinung nach – etwas unglücklich gewählten Optik trügen lassen.

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Meo Fusciumi überzeugte mich auf der Messe mit beidem: Sowohl mit der Optik als auch mit dem Inhalt seiner bisher fünf Parfumflakons. Luce (Licht) und Notturno (Nacht) sind die neuen beiden Düfte, die mir persönlich als besonders extravagant in Erinnerung geblieben sind: Luce hat folgende Noten: Zeder, Birke, Leder, Tabak, Patchouli, Sandelholz, Vanille, Benzoeharz und Ambra. Hört sich jetzt nicht soo hell an, oder? 😉 Und Notturno geistert mit Folgendem durch die Nacht: Rum, Nelke, Tinte, Leder, Birke, Zedernholz, Weihrauch, Ambra, Moschus. Beide sind aber tragbarer, als der eine oder andere von Euch vielleicht jetzt vermuten könnte… und reisen in schönen (Kunst?)Ledertaschen, die alleine ich schon ganz zauberhaft fand in ihrem rockig-avantgardistischen Stil. Die drei ersten Düfte des Italieners sind 1# nota di viaggio (rites de passage), 2# nota di viaggio (shukran), 3# nota di viaggio (ciavuru d’amuri) – erster ein Chypre moderner Ausprägung, zweiter ein Tabak-Minz-Duft und Nummer Drei ein Feigen-Jasmin-Duft mit Weihrauchanleihen. Ich stelle aber ohnehin demnächst einmal die ganze Kollektion vor.

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Zum Abschluss möchte ich noch auf Tiziana Terenzi kommen, die wir mitsamt ihrer Familie kennenlernen durften. Was für eine warmherzige Frau, was für eine tolle Familie – Tiziana ist ein echtes Sonnenscheinchen, ihr Sohnemann ein überaus charmanter Nachwuchs und Paolo, der Bruder, ein mehr als unterhaltsamer Zeitgenosse (und ein toller Parfumeur!). Der Abend wird mir mit Sicherheit noch lange in Erinnerung bleiben 🙂

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… mindestens genauso lange schleppe ich schon tiefe, tiefe Sehnsucht mit mir herum: Der schönste Duft auf der Messe war für mich nämlich White Fire, ein Bestandteil der letztes Jahr erschienen Extrait de Parfum-Linie des Hauses. Fragt mich nicht wie, aber irgendwie ist mir der durch die Lappen gegangen bisher – Feuer, Eis und Schnee ist hier das Thema (die Linie selbst beleuchtet das Thema Feuer):

„Die Stille von Schnee; das glitzernde Weiß erscheint lebendig und geheimnisvoll durch die lodernden Flammen eines Lagerfeuers. White Fire ist ein klarer, sauberer Duft, einfach und betörend, wie das Lachen eines im Schnee spielenden Kindes und unschuldig und sanft wie eine zärtliche Berührung unter Liebenden.“

Wie konnte ich diese Schönheit nur bisher übersehen? Kopfnote: Blattgrün, Ozonische Noten; Herznote: Jasmin, Farn; Basisnote: Sandelholz, Ambra, Moschus – das sind die Ingredienzen, die nun nicht wirklich spektakulär erscheinen mögen; der Duft ist es aber, keine Frage. Auf meiner Haut entwickelte er sich äußerst ambivalent: Einerseits weich, rein, sauber und klar, von einer luftigen Frische. Andererseits pudrig, von einer süßen Wärme und Dichte. Der Jasmin und die Hölzer… Ich muss ihn nochmals testen, aus der Erinnerung heraus kann ich nur sagen, dass er mich schwer beeindruckt hat und ich ihn, denke ich, die Tage blind bei uns ordern werde 😉

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Nun sind wir am Ende der Berichterstattung von der Mailänder Esxence angekommen – was sagt Ihr dazu, wie fandet Ihr es, auf welche Düfte seid Ihr gespannt? Ich würde mich freuen, wenn Ihr mit mir Eure Eindrücke teilt 🙂

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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