Mittlerweile merke ich, dass ich schon völlig durcheinander bin und nach drei Tagen Messeberichten nicht mehr richtig weiß, was oben und unten auf der Messe stand. Eigentlich ist das aber auch völlig egal – Hauptsache, ich vergesse nicht, was wichtig war, wichtig wird. Denn es gibt noch jede Menge zu berichten und es sind viele Neuigkeiten, die uns ins Haus stehen.
Beginnen wir heute mit Montale und Mancera, beide an benachbarten Ständen und natürlich mit Novitäten am Start: Aoud Greedy und Intense Café sind die beiden Kandidaten von Montale. Ersterer besticht mit Blüten auf einer ambrierten Moschusbasis und vor allem mit einer netten, zitrusgeküssten Lakritzenote. Mmmhh! Mindestens genauso lecker ist der, wie der Name schon verrät, Kaffee-Duft. Ein solcher findet sich auch bei Mancera: Aoud Café, ein Oud-Kaffee-Duft mit Pfirsich und Johannisbeeren in der Kopfnote. Darüber hinaus lancierten Mancera gerade noch Oud Black Candy, Roses Greedy, Roses & Chocolates, Kumkat Wood und Black Lie.
Direkt gegenüber hatten Xerjoff einen riesigen Stand, der wirklich etwas hermachte. Ich war natürlich gleich wieder gefangen von den Oud Stars, die dort recht üppig präsentiert wurden – und entdeckte daneben gleich noch mehr aus dieser Richtung: Eine neue Kollektion an Parfumölen, Mukhallat genannt, bestehend aus fünf Düften namens Warda Al Oud, Oud Luban, Java Blossom, Sweet Assam und Sukar Aswad. Bei Fragrantica lässt sich einiges dazu lesen, siehe hier – leider kommen die sich eher Richtung arabischen Markt orientieren Düfte vermutlich nicht in den deutschen Vertrieb.
Gegenüber von Xerjoff fanden wir Rancé, die uns in eine sehr nette Unterhaltung ob ihrer neuesten Kreation verwickelten: L’Aigle de la Victorie, als Herrenduft konzipiert und Bestandteil ihrer Impériale-Kollektion. Inspiriert sieht sich der Duft durch Napoleon und dessen Sieg in der Schlacht bei Wagram, in welcher er mit seinen Truppen den Erzherzog Karl von Österreich und dessen Armee in der Nähe von Wien Anfang Juli 1809 niederzwang. Ein markanter Duft, mutiger und kantiger als die ansonsten schöne, aber eher klassisch ausgerichtete Kollektion der Firma Rancé: In den Kopfnoten Thymian und Birkenteer samt Lorbeerblättern und Bergamotte offeriert der Duft ansonsten balsamische Noten von Patchouli, Labdanum, Weihrauch, Leder, Vetiver und Oud. Fein-würzig, aromatisch und warm habe ich ihn in Erinnerung, den Schönen. Und sehe ihn nicht nur am Mann, sondern auch an geneigten Frauen.
Darüber hinaus durfte ich das erste Mal die Erweiterung der Collection Impériale sehen, die auf den Namen Les Étoiles, die Sterne, hört: Jasmine du Malabar, Près de Toi, Rose de Rose, Sur Mon Cœur, Tubéreuse Amour und Avant Le Jour. Extra für die Damenwelt beschenkt uns diese Kollektion nicht nur mit Düfte in besonders hoher Konzentration (mehr als 20%), darüber hinaus sind alle Flakons mit einem kleinen „Knopf“ verziert, einer Art Strass-Stern (mit jeweils unterschiedlich farbigen Steinen), den man entfernen und als Anhänger tragen kann. Normalerweise ist derlei Blingbling nicht mein Fall, ich hatte aber schon vorab heimlich auf den schönen Anhänger der Dame am Stand gelinst – und, siehe da, es war exakt eines dieser netten Gimmicks, die mit den Düften kommen. Ich muss wohl so angetan gewesen sein, dass man mich tatsächlich noch mit einem Flakon nach Wahl beehrte – der herrlich leichte, feminin-ätherische Jasmin durfte es sein, und das kleine Juwelchen habe ich auch schon getragen.
Damit war es aber noch nicht getan bei Rancé: Elise galt es noch zu entdecken, benannt nach der jüngeren Schwester Napoleons. Ein starker Charakter, wenn man sich Elisas Lebenslauf einmal anschaut: Entgegen anderer Stimmen und vieler aussichtsreicher Bewerber um ihre Hand heiratete sie einen verarmten Adligen korsischen Ursprungs, der darüber hinaus nur auf eine äußerst mäßige millitärische Karriere blicken konnte, ergo keinerlei gesellschaftlichen Stand besaß. Diesen drückte Madame auf Biegen und Brechen bei ihrem Bruder durch, wodurch sie und ihr Mann nicht nur zu neuen Titeln (Senator, hernach Fürst von Lucca) kamen, sondern auch zu behaglichem Reichtum kamen. Damit nicht genug: Élisa lenkte die Fäden, war die eigentliche Herrscherin und trug einiges dazu bei, in der ihnen zugeteilten Region die Wirtschaftskraft zu erhöhen – die Verbesserung der Infrastruktur, Refomierung der Gesetze, Förderung von Hüttenbau, Monopolisierung des Thunfischfangs und die Einrichtung einer Bildhauerschule im für Marmor bekannten Carrara gehen auf ihr Konto. Eine beachtliche Frau – und ein ebenfalls beachtlicher Duft: Ein Chypre ist Elise geworden, ganz klar, und zwar ein ordentlich zitrischer mit Rose und Eukalyptus im Herzen.
Frank Boclet ist der Name eines neuen Labels, für das Rancé als Distributor fungieren, und war somit ebenfalls an deren Stand zu sehen. Mir sagte der werte Herr nichts – es handelt sich bei ihm um einen Pariser Haute-Couture-Designer, der ausschließlich für Männer tätig ist. Eine kurze Internetrecherche ergab, dass ich es in diesem Moment fast bereute, kein Mann zu sein – seine Kreationen sind wirklich schön. Klassisch, elegant und lässig gleichermaßen in Schwarz, Grau und Weiß gehalten – der ehemalige Ungaro-Stylist scheint etwas draufzuhaben. Das kann man auch von den Düften behaupten: Vier an der Zahl sind es, die natürlich den Stil von Frank Boclet verkörpern sollen genauso wie die vier Jahreszeiten. Incense, Patchouli, Oud und Leather heißen sie – auch wenn die Namen nicht besonders originell sind, die Düfte habe ich als sehr markant in Erinnerung und freue mich schon darauf, sie Euch gesondert vorstellen zu können.
So, genug für heute – morgen geht es noch ein vorletztes Mal weiter mit Mailand – bis dahin alles Liebe,
Eure Ulrike.
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