Heute liegt mal wieder ein Klassiker auf dem Tisch, der 1911 entstandene (und mittlerweile sicher reformulierte) „Chevalier d’Orsay“ aus dem Hause Parfums d’Orsay. Die Hintergründe der Marke wurden im Duft-Tagebuch bereits beschrieben, Ulrike berichtete hier. Auch mir ist dieses Haus in guter Erinnerung geblieben, meine Berichte zu „Etiquette Bleue“, „Arôme 3“ oder „Le Nomade“ fielen durchweg positiv aus.
Die Duftnoten
Kopfnote: Zitrone, Orange, Basilikum, Lavendel
Herznote: Muskatnuss, Minze, Schwarzer Pfeffer, Zimt
Basisnote: Eichenmoos, Patchouli, Vanille, Moschus
Ob man den Chevalier komplett in die Fougère-Schublade stecken kann, weiß ich nicht, aber eine Verwandtschaft besteht durchaus. Herbe Zitrusnoten und Lavendel treffen auf würzige Noten und eine kräftige Eichenmoos-Patchouli-Mischung. Nach einem stürmischen Auftakt blitzen hier und da florale Noten, aber auch eine nicht angegebene Gewürznelke auf, überraschend grüne Anteile werden durch Basilikum und Minze beigesteuert, meiner Meinung nach gerade mit den Gewürznoten eine eigenwillige Wendung, die den Unterschied macht.
Zum Chevalier d’Orsay bzw. Alfred Guillaume Gabriel, comte d’Orsay, seines Zeichens Maler, Karikaturist und Dandy, hätte der Duft sicherlich gepasst. Der Duft begibt sich keinesfalls auf Abwege, wie etwa mit der eigenen Schwiegermutter eine Affäre anzufangen, hüstel, zeigt sich äußerlich kultiviert, um aber in seinem Kern mit kleinen Wendungen diese Kultiviertheit wiederum zu karikieren. Rieche ich da vielleicht zu viel hinein? Mag sein. Aber genau dieses Kopfkino soll ein Duft ja auch anstoßen.
Ein ausgesprochen edles Eau de Toilette, angenehm für so gut wie jeden Anlass tragbar und in diesem Falle tendenziell eher der Herrenwelt vorbehalten.
Ich verbeuge mich und entbiete meine besten Grüße
Harmen
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