ist neulich bei uns im Shop gelandet, nachdem ich sie ja bereits vor einiger Zeit angekündigt hatte hier im Blog. Ich muss gestehen – ich war sehr neugierig, hat die Firma doch bei mir schon immer einen gut für den grandiosen Banditen. Auch die Neuveröffentlichungen der letzten Jahre waren hübsch, und jetzt gibt es gleich fünf neue Düfte… Ich finde es toll, dass man diese altehrwürdige Marke wiederbelebt hat, dass man dieses traditionsreiche Unternehmen nicht komplett in Vergessenheit geraten lässt. Und, vor allem: Dass man die herrlichen alten Klassiker nicht sterben lässt. Was wäre eine Welt ohne Bandit oder Fracas, jene genialen Kompositionen aus den Händen der legendären Parfumeurin Germaine Cellier?
Von Haus aus war Robert Piguet, der Firmengründer, Parfumeur und Modeschöpfer, und erblickte das Licht der Welt im Jahre 1898. Schon bald zog es ihn gegen den Willen der Familie nach Paris, wo er versuchte, sich in der Modewelt einen Namen zu machen, woran er zuerst mit Pauken und Trompeten scheiterte. Wo ein Wille ist, ist oft aber auch ein Weg, und so schaffte er es doch noch zu Ruhm, Ehre und Erfolg – Christian Dior, Hubert de Givenchy und Pierre Balmain gehörten zu seinen bekanntesten Schülern. Natürlich verkehrte Piguet auch in Künstlerkreisen, fertigte Kostüme für bekannte Stars wie Edith Piaf, Jean Cocteau oder Colette. Da Piguet allerdings keinen Nachfolger für sein Geschäft fand, schloss er es zwei Jahre vor seinem Tod im Jahre 1951.
Soviel zum historischen Hintergrund. Man bekommt die alten Düfte nach wie vor, die das Haus dufttechnisch so berühmt machten, welch ein Glück. Ein Teil davon, vielleicht auch alle, wurde sicher reformuliert, behutsam, allein wegen der heutigen Vorschriften (Tierschutz, Allergien etc.) – so wie mir scheint hat man dafür exakt einen Parfumeur gefunden, der bisher alles für das Haus gefertigt hat: Aurélien Guichard. Dieser werte Herr wurde bereits in die richtige Familie in der richtigen Stadt hineingeboren – seine Familie wohnt(e?) in Grasse und belieferte die Parfumhersteller mit Rohstoffen. Sein Vater, Jean Guichard, ist ebenfalls Parfumeur, der Direktor der Parfumeursschule von Givaudan und verantwortlich für Düfte wie Cacharel Loulou, Calvin Klein Obsession oder Fifi Chachnil. Der Sohnemann hat bereits eine ganze Reihe von Kreationen vorzuweisen außerhalb der Düfte für Piguet: Etliches für Kenzo, Nina Ricci, Azzaro, Davidoff und Thierry Mugler geht auf sein Konto, darüber hinaus Gucci Guilty, Issey Miyake Pleats Please, Guerlain Acqua Allegoria Anisia Bella sowie Comme des Garçons Play (der erste von 2007) als auch Andy Warhol Silver Factory sowie Chinatown für Bond No. 9.
Jetzt wissen wir alles – und ich würde sagen, wir stürzen uns nun auf die Düfte der Nouvelle Collection, deren Begleittexte Harmen so schön für den Shop übersetzt und überarbeitet hat.
Beginnen wir mit Casbah:
„Robert Piguet Parfums lädt sie zu einer Reise auf einem fliegenden Teppich nach Marokko ein – mit Casbah – einem eindrucksvollen und bezaubernden Duft. Casbah wurde von Marrakesch inspiriert und vermischt die Wärme marokkanischer Gewürze mit der strengen Eleganz des Atlas-Zedernholzes und rundet die Komposition mit kühler Iris ab. Modern und elegant – Casbah besitzt viele Wendungen und Überraschungen. Die Wärme flüstert von Schwarzem Pfeffer, und Muskatnuss empfängt die zarte, grüne Melodie der Angelika. Der sprudelnde Auftakt wird von einem Herz aus Iris abgemildert und von Tabakblättern umrahmt. Zedernholz bietet eine poliert erscheinende Kulisse für den komplexen, rauchigen Blütenakkord, während um salzigen Vetiver geschlungener Weihrauch das harmonische Finale bildet.“
Das erste, was mir hier entgegenfliegt, ist Muskat, und zwar eine ordentliche Portion, getragen von einer balsamischen Wärme, die sich bald ausdifferenzierter zeigt: Süß-rauchiger Tabak umweht meine Nase, der allerdings deutlich abgemildert wird von weißen Lilien, die ihm eine herrlich Milde bescheren und ihn skinnig werden lässt. Weihrauch greift jene Rauchschwaden, die zarten, auf und führt sie fort, von einer leisen Pfeffernote begleitet und durch Vetiver bekräftigt. Zeder stiftet Sauberkeit, holzige, ernsthafte Sauberkeit, und unterstützt die milde Weichheit des Duftes, die in Verbindung mit seiner überaus prominenten Würze seinen Reiz ausmacht. Und dann ist da noch Angelika, Engelwurz, aromatisch, krautig, grün und würzig.
Mich erinnert Casbah entfernt etwas an den leider eingestellten Angelique Encens von Creed, den ja Marlene Dietrich so geliebt haben soll. Sie hat ja auch Piguets Banditen getragen, Casbah hätte ihr somit sicher auch gefallen. Ich in jedem Fall sehe ihn an Männlein wie Weiblein – ein schöner, markanter und trotzdem unaufdringlicher Orientale.
Bois Noir, unser zweiter Kandidat, verspricht Folgendes:
„Bois Noir setzt auf reichhaltige Hölzer und warme Balsame, um seine Geschichte zu erzählen; das Ergebnis jedoch ist strahlend und nuanciert. Sandelholz und Patchouli bilden das bittersüße Herz der Komposition, Guajakholz verleiht ihr einen rauchig-rosigen Hauch. Eine Schicht aus Zedernholz mildert die Dunkelheit von Bois Noir und setzt streichelweiche Ambra sowie Moschus in Szene. Die Dunkelheit kostbarer Hölzer, die rauchige Wärme des Balsams und die Süße der üppigen Ambra. Mit Bois Noir fügt Robert Piguet seiner Kollektion ein avantgardistisches, holziges Elixier hinzu. Bois Noir vereint die legendäre Piguet-Eleganz mit moderner Raffinesse und bietet uns einen kultivierten und opulenten Duft an, für all jene, die keine Angst davor haben, ein stilistisches Zeichen zu setzen.“
Bittersüß? Ja, stimmt, und zwar absolut. Bois Noir, das schwarze Holz, hat in der Tat ein großes, bittersüßes Herz. Hätte ich dem Duft einen Namen gegeben, ich weiß nicht, ob ich ihn nach Holz benannt hätte. Und doch, unverkennbar – ein Hölzerner, aber ein deutlich harziger. Was für ein Vergnügen ist dieser Duft doch: Frisch aufgesprüht habe ich kurz das Gefühl, ein paar grüne Blättchen in der Nase zu haben, die sich allerdings alsbald verflüchtigen – Bois Noir kommt sofort zum Wesentlichen, dem Holz und den Harzen. Kurze Zeit nimmt man noch Baumharz war, es erinnert an Tannenharz, sämiges, dunkelbraun-grün-schillerndes. Im Laufe der Zeit allerdings zeigt sich Bois Noir immer trockener, wärmer und, ja, rauchiger. Wärme, ambrierte, karamellisiertes Holz, würzige Sandelholzanklänge, zimtige Kakaonoten von unserem Freund Patchouli sowie angekokeltes Holz von feiner Süße dank Labdanum. Sehr sehr schön.
Nach diesem gelungenen Auftakt freue ich mich richtig auf morgen, auf die restlichen drei Düfte der Nouvelle Collection von Robert Piguet – ich hoffe, Ihr auch?
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
P.S.: Hat von Euch auch wer einen von den alten Piguet-Düften zu Hause im Schrank?
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