Als Freund der mit Wacholder versetzten Spirituose habe ich bekanntermaßen hier schon einige diesbezügliche Äußerungen getätigt. Über Creeds „Baie de Genièvre“ habe ich genauso wie über Penhaligon’s „Juniper Sling“ nur Gutes verlauten lassen.
Zugegeben, es ist schon ein Weilchen her, eines Tages bekam ich einen Teil des Produkttextes von „Oh, ooOoh …oh“ aus dem Hause Miller et Bertaux zum Übersetzen auf den Tisch.
Der Name ist natürlich auffällig und eine witzige Idee obendrein – er soll wohl die Melodie eines Folksongs darstellen und erinnert an „Eau, eaueauEau …eau“, nicht wahr? Die Ingredienzen lasen sich ebenfalls vorzüglich, weswegen ich nun endlich die Gelegenheit ergreife, diesem Folksong zu lauschen: Kopfnote: Bitterorange, Wacholder, Wermut; Herznote: Beifuß, Hölzer, Kräuter; Basisnote: Labdanum (Zistrose), Leder, Moschus
In Kalifornien, an der Küste
Ein Holzhaus am Meer, kaum sichtbar
Ein Nebelschleier
Ein Feuer brennt im Kamin
Ein Gin Tonic
Der Geruch von vertrocknetem Gras
In der großen amerikanischen Natur
Beifußbüsche, Wacholder
Die großen roten Mammutbäume
Dort unten, jenseits der Ebene, steigt heiliger Rauch kreisend aus einem Indianerlager
Die Nacht riecht nach Bitterorangenblüten.Oh, ooOoh …oh
Eine Stimme erhebt sich. Die eines freien Cowboys, eines Poeten.
Mit einem Stein schnitzte er ein Herz in die Rinde einer Zeder.Oh, ooOoh …oh
Es duftet nach Wind, Holz, Nebel und GitarreOh, ooOoh …oh
Folk, natürlich und sexy
Recht schnell verflüchtigt sich der signalfarbene zitrische Beginn, um in eine krautig-bitter-grüne Tonlage zu wechseln und tatsächlich fühle ich mich an einen Uferabschnitt am Meer versetzt, an dem sich kleine Büsche im strammen Wind ducken. Es mag aber auch ein Gin Tonic sein, garniert mit einer Scheibe Zitrone. Auf der Haut kommen wir ohne Umschweife zu Wacholder und Wermut und hier finde ich endlich auch das angesprochene Zedernholz. Durch seinen grünen Charakter bleibt „Oh, ooOoh …oh“ stets frisch, obwohl Zedernholz und Moschus in ihrer Weichheit spürbar werden.
Mir gefällt auch die Präsentation des Dufts sehr gut, wie er sich mit einem Zweig verziert und mit Kieseln in der Flüssigkeit als echter Naturbursche zeigt. Wir haben es tatsächlich mit einem kontemplativ gezupften Folksong zu tun, der leise daher kommt, vielleicht ein Klassiker von Simon & Garfunkel wie „The Sound of Silence“?
Mir gefällt der Duft sehr gut mit seinem gesungenen Namen, ein unaufgeregter, herber und am Ende doch holziger Duft, der eine gewisse Weltferne widerspiegelt, wie man sie von anderen Düften dieses Hauses bereits kennt. Unaufgeregt, harmonisch und nachdenklich.
Kommt singt mit!
Liebe Grüße
von Harmen
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