rufe ich Euch diese Woche zu – und meine damit die nagelneue Xerjoff-Kollektion, die ich Euch bereits angekündigt hatte. Alle Düfte dieser Serie sind Eaux de Parfums und sehen sich inspiriert von einer bestimmten Welt, einem bestimmten Club, einem speziellen, das hatte ich schon erwähnt.
Sergio Momo, der Mann hinter Xerjoff, hat sich einige Hobbies und Tätigkeiten vorgenommen, einige Bereiche des Lebens – und zwar solche, die für sich genommen so komplex sind, dass sie eine eigene kleine Welt beheimaten. Und versucht, diese mit seiner neuen Kollektion olfaktorisch aufleben zu lassen: In Form von exklusiven Düften, die jene Orte und Situationen evozieren, die zu der jeweiligen Lebenswelt gehören, denen sich jedes der Parfums widmet in Form von einer duftenden Hommage. Eine Ode an den Jazz, an die Welt der Musicals, an die Literatur, an das Theater und verschiedene Sportarten – jeweils präsentiert in einem leuchtend blauen Flakon, der für mich ein Ausdruck jener Begeisterung und Leidenschaft ist, mit der man für jedes dieser Themen brennen kann.
Und damit die ganze Geschichte nicht umsonst „Club“ heißt, hat Sergio Momo tatsächlich eine Art Club um seine Join the Club-Kollektion drumherum gebaut: Jeder Flakon besitzt eine individuelle Seriennummer, mit der man automatisch zum Mitglied des jeweiligen virtuellen Clubs wird, zu dem man Zugang über die Xerjoff-Firmenpage bekommt. Hier finden sich ausgewählte Inhalte und exklusive Angebote zu den Themen des jeweiligen Clubs und die Mitglieder haben die Möglichkeit, sich zu ihrem Interessensgebiet sowie zum dazugehörigen Duft untereinander auszutauschen. Wichtig war noch, dass die Join the Club-Düfte laut Hersteller über keinen klassischen Aufbau im Sinne einer Duftpyramide verfügen. Wir werden sehen. In jedem Falle klemme ich mir die Kandidaten nun wie versprochen für Euch unter die Nase. Ich werde mich im Folgenden mal an meine Ankündigungen halten und schauen, ob Xerjoff Wort gehalten haben und/oder meine Assoziationen die richtigen waren…
„40 Knots, vierzig Knoten – dieser erste Hinweis dürfte klar sein, der dazugehörige Duft hat sich mit Haut und Haar dem Meer verschrieben, den Booten, Yachten und Segelschiffen. Im dazugehörigen Textchen ist von der mediterranen Macchia die Rede, von kleinen Fischerdörfern, steilen Klippen, frisch gewaschener Wäsche, die draußen im Grünen im Wind flattert. Von Cafés wird erzählt und den maritimen Noten, die vom Hafen, vielmehr vom Meer hineinwehen aufs Festland und Lust machen… auf mehr, auf Meer. Maritime und aquatische Noten, ein Hauch Salz und grüne Anklänge finden sich in 40 Knots, getragen von Zedernholz.“
Von Segeltörns auf den Gewässern des Mittelmeers ist hier die Rede – und davon, dass der Duft Kurs auf einer ungewöhnlichen Route nimmt. Das nun würde ich jetzt nicht unbedingt sagen: Ich empfinde die vierzig Knoten hier als sehr klassisch und nicht unbedingt als furchtbar innovativ, was in diesem Falle aber auch nicht schlimm ist. Wie man von Xerjoff weiß und auch erwartet, sind deren Düfte immer von exzellenter Qualität – das stellt man auch bei unserem Seemann hier schnell fest: Maritim im besten Sinne verbleibt er nicht in den unentschlossen-gefälligen Gewässern vieler aquatischer Düfte, sondern setzt auf würzige Markanz, von krautig-grünen Noten begleitet. Anfänglich meine ich immer noch etwas wie Wacholder wahrzunehmen, zumindest auf meiner Haut – dieser Eindruck bestätigt sich auf dem Teststreifen nicht. Erfreulicherweise haben wir es hier mit keinem lauen Wässerchen zu tun sondern mit einem richtig strammen Segler, einem elegant-sportlichen, der, was mir ebenfalls durchaus gefällt, eher auf grünes Kraut als auf Hesperiden setzt. Dieser Kapitän kentert mit seinem Schiff ganz bestimmt nicht.
„Ascot Moon ist natürlich dem Pferdesport gewidmet, sieht sich der Duft doch benannt nach einem der traditionsreichsten Rennsportereignisse der Welt, das im übrigen schon seit Anfang des 18. Jahrhunderts, genauer seit 1711 ausgetragen wird. Britischer Adel, exzentrische Weiblichkeit – man denke nur an die sich jedes Jahr übertreffenden Kopfputze der Damen! – sportlicher Wettkampf, grüne Wiesen, jede Menge Tee, Eleganz, Geist und Manieren dominieren das alljährliche Erlebnis… und sind somit Vorbilder für den dazugehörigen Duft: Herb und vor allem grün soll er sein, krautig und frisch. Gemähtes Gras und aromatisches Basilikum, Salbei, Moos und erdiger, leicht dreckiger Patchouli, der vielleicht, hoffentlich auch die Pferde ein wenig andeutet? Für mich sind bei Ascot Moon einige Reizworte dabei, nicht nur, weil ich ohnehin ein Pferdefan bin (klar, als Mädchen…).“
Ascot Moon ist cool, verdammt cool sogar. Denn Ascot Moon setzt sein Vorhaben konsequent um: Frisch aufgesprüht entführt uns dieser Duft sofort auf knallgrünen gepflegten englischen Rasen. Grün, grün, grün ist alles, was ich rieche – die Farbe wird in allen ihren olfaktorischen Schattierungen aufgegriffen: Grasig, bitter, herb, aromatisch, krautig, würzig, salzig-rauchig. Dazu kommt eine subtile Ledersüße von erhabener Markanz sowie dreckige Erde. Ascot Moon ist – ein Statement. Elegant und siegessicher sehe ich ihn. Darüber hinaus vermag ich chyprierte Anleihen zu erkennen. Mich erinnert dieser ziemlich extravagante Duft ein wenig an Parfumerie Générales schönen Papyrus de Ciane, falls jemand eine Tendenz wissen mag.
„Bei Birdie wäre ich nie auf das zugehörige Thema gekommen, weil mir dessen Terminologie auch vollkommen fremd ist: Golf. Birdie nennt man, wenn ich das richtig verstanden habe, ein sehr gutes Ergebnis, und zwar jenes: Für jede Spielbahn definiert man eine bestimmte Anzahl Schläge, die ein guter Spieler dafür braucht. Schafft man einen Birdie, bleibt man exakt einen Schlag darunter, zieht ergo den Parcours (kann man das so nennen?) mit weniger Schlägen durch als der Durchschnitt, der gute. Golft hier jemand? Muss man es wirklich mal probiert haben? Ich bin ein wenig skeptisch, obgleich ich einige Bekannte haben, die die Entspannung jenes Hobbies loben… Auf jeden Fall ist Golf kein Massensport und Xerjoff sicherlich auch kein Mainstream – insofern passt die Kombination ja sehr gut zusammen. Birdie brilliert wohl mit Apfel, Lavendel und Pfeffer sowie krautigem Patchouli, untermalt von Vetivergras. Hört sich durchaus interessant an, oder nicht?“
In Birdie hatte ich große Hoffnungen gesetzt – und er enttäuscht mich nicht. Diese Mischung ist einfach der Knaller: Der Auftakt erscheint (pfeffer)minzig, leitet aber alsbald über zu dem eigentlichen Geschehen – einer Amour Fou zwischen Patchouli und Apfel. Ich hätte nie gedacht, dass es funktioniert, das tut es aber, und zwar ganz vorzüglich. Dampfend-erdiger Patchouli mit latenten Kakaoanleihen umtänzelt sein grünes frisches jugendliches Äpfelchen, jenes säuerlich-süße, während gestrenger Lavendel aromatisch-würzig-krautig über diese Liaison wacht. Eine Prise Salz und ein Hauch Vetiverrauch machen das Vergnügen perfekt – und Birdie zu einem sehr eigenwilligen, wirklich interessanten und ziemlich besonderen Duft.
Morgen und übermorgen geht es weiter – mal schauen, welchem Club ich mich noch anschließe und wo Ihr Euch wiederfindet!
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
best JOIN THE CLUB: birdie
very very nice… birdie
earthy, dusty (so nice)
patchouli (opulent)
Longevity (very long lasting 48 hours )
Sillage (enormous)
A true masterpiece worth every penny.
Scent: 10/10
thanks kindly