Ihr seht schon, ich arbeite gerade fleißig daran, Euch zumindest alle Herrendüfte von Clive Christian vorzustellen. Zuletzt war das teuerste Parfum der Welt „No.1“ an der Reihe, heute möchte ich Euch „V“ vorstellen. Dieses Mal herrscht Sicherheit bei der Bestimmung des Namens, denn keine Geringere als Clive Christians Tochter Victoria lieh diesem Duft Ihre wunderbare Initiale.
Die Duftkomposition klingt in jedem Fall sehr ansprechend. Nach der Beschreibung schwebt mir ein durchaus würzig-holziger Geselle vor. Mal sehen, ob er sein Versprechen halten kann.
Kopfnote: Elemiharz, Zitrische Noten
Herznote: Rosa Pfeffer, Schwarzer Pfeffer, Weißer Pfeffer, Muskatnuss, Iris
Basisnote: Ambra, Zedernholz, Walnussholz, Weihrauch, Vetiver, Vanille, Adlerholz (Oud)
Die beiden „C“-Düfte waren im Übrigen die ersten, die Clive Christian aus seiner Private Collection veröffentlichte, wobei die beiden „V“ die Fortsetzung dieses Unterfangens bilden. Und ab geht die Luzi auf dem Teststreifen – wie man so schön sagt – es pfeffert nach allen Regeln der Kunst. Frisch gemahlene Pfefferkörner aller Arten entfalten ihre beißend-herrliche Würze, kurz und heftig. Der Pfefferakkord geht harmonisch in Weihrauch über, der ganz charakteristisch auftritt, die Pfeffernoten aber nie gänzlich abschütteln kann.
Auf der Haut treten die Pfeffernoten nicht derart plastisch hervor, der Weihrauch ist das beherrschende Element des Dufts. So beherrschend, dass er alles andere weitgehend überlagert. Hier und da aber holzig-trockene Aspekte. Als würziger Orientale wird „V“ verkauft und das trifft durchaus zu. An Weihrauchdüften gibt es nun sicherlich keinen Mangel, vor allem krachige Vertreter ihrer Zunft sorgen bei Weihrauchfans allerorten für Entzücken.
Zu beobachten ist eine Parallele zu „C for Men“. Dort war es das Leder, das ja durchaus derbe und krachig daherkommen kann, das als feine und wohltemperierte Interpretation in der Private Collection landete. Bei „V for Men“ wiederholt sich die Geschichte, indem eine Hauptingredienz, die mindestens ebenso großes, wenn nicht größeres Potential zu hoher Intensität besitzt, ebenfalls zivilisiert und ausgewogen präsentiert wird. Und wie inszeniert man ein strenges Harz, ohne dessen Charakter sogleich bloßzustellen? Man stellt ihm Noten voran, die noch mehr auf die Pauke hauen. Gleich drei Pfeffersorten – Rosa Pfeffer, Schwarzer Pfeffer, Weißer Pfeffer – sorgen für eine Breitbandbeschallung, um den nachfolgenden Weihrauch als geradezu distinguiert erscheinen zu lassen. Ein interessanter Kniff. Trotzdem würde ich behaupten, dass „V for Men“ der Duft von Clive Christian ist, der sich am weitesten heraustraut und noch am ehesten das britische Understatement-Mäntelchen ablegt. Ach, das tut doch auch mal gut, zu viel Vornehmsein ist ja auch ein bisschen anstrengend, isn’t it?
Allen Weihrauchfreunden und Dickbrettbohrern sei dieser Duft wärmstens empfohlen.
Es grüßt Euch aus Weihrauchschwaden
Harmen
Schreibe den ersten Kommentar