in unserer Reihe, hatte ich doch letzte Woche damit begonnen, Euch die sechs Düfte der Stockholmer Firma vorzustellen, die zusammen mit der Designerin Åsa Jungnelius (Kosta Boda) einzigartige Parfumkunstwerke geschaffen hat. Heute werden wir uns mit The Infidels und Vanilla Marble beschäftigen.
The Infidels, die Ungläubigen, wird uns mit folgenden poetischen Zeilen präsentiert:
„If it were only a gleaming fantasy, gushing in the darkness, It would have dried up in the day. But it became a play with smiles, hesitation, and glances, which grew into a desire. The desire blossomed into a shivering flower of lost control, breaking a solemn promise and doing apart. Cutting love in half. – Handelte es sich nur um eine glühende Fantasie, der Dunkelheit entsprungen, hätte das Tageslicht sie zum Erlöschen gebracht. Stattdessen entwickelte sich ein Spiel des Lächelns, der zögerlichen Gesten und heimlichen Blicke, die zu einem heftigen Begehren anwuchsen. Es trieb seine zitternden Blüten: die Kontrolle – verloren, ein feierliches Versprechen – gebrochen, die Liebe – in zwei Hälften geschnitten.“
Ein tiefgründiger und einnehmender Duft voller Faszination soll The Infidels sein, inspiriert von dem kurzen Moment, indem sich eine Knospe zur Blüte verwandelt, von der leidenschaftlichen Metamorphose einer Raupe zu einem Schmetterling. Um diesen besonderen Augenblick adäquat abzubilden hat man eine ganze Reihe an Ingredienzen bemüht: Kopfnoten: Rosa Pfeffer, Zitrone, Gewürznelke, Davana, Elemiharz; Herznote: Mai-Rose, Damaszener Rose, Jasmin, Magnolie, Iris, Ylang-Ylang, Myrrhe, Opoponax; Basisnote: Patchouli, Sandelholz, Vetiver, Labdanum, Libanon-Zedernholz, Virginia-Zedernholz, Perubalsam, Ambra, Bourbon-Vanille.
The Infidels ist ein Traum, an dem all jene Gefallen finden dürften, die auf opulente Rosenbouquets mit Gewürzen gepolt sind, denen aber trotzdem Helligkeit wichtig ist. Kein dunkel-samtiger Orientale ist es hier, sondern ein Blütenmeer von Weißblühern und Rosen, welche auch dominieren. Latent indolische Anklänge, ein wenig Tier, von einigen Harzen unterstrichen, geben dem Duft etwas Verruchtes, während die Räucherwaren Wärme stiften und ich mich in Ansätzen an Tauers Maroc pour Elle erinnert fühle. Hier zündelt es schon ordentlich und raucht, während die Blüten immer verwegener meine Nase umwabern, von einer leichten fruchtigen Spritzigkeit erleuchtet, erwachsen kokettierend…
Müsste ich Vergleiche ziehen, würde ich sagen, dass das die große kantige Schwester von Juliette has a Guns Lady Vengeance ist, die sich mit Vero Profumos Rubj (dem Eau de Parfum!) und Tauers Le Maroc pour Elle auf eine funkensprühende Ménage à Trois eingelassen hat. Schön!
… das kann man auch von Vanilla Marble behaupten, soviel schon einmal vorweg… Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich ausgerechnet von einem Duft namens „Vanille-Marmor“ in diesem Maße angetan sein könnte, aber… Kommen wir zuerst einmal zur Beschreibung:
„A creamy addictive deep Vanilla. This fragrance awakens your deepest joyful childhood memories and takes you on a sensous journey through time.“
Eine cremige, süchtig machende tiefe Vanille, die Reminiszenzen aus der Kindheit weckt… an Marmorkuchen? Schauen wir uns zuerst die Noten an: Kopfnote: Vanilla, Persische Mandel, Tiaré-Blüte; Herznote: Tropische Orchidee, Java-Feige, Ambra, Patchouli; Basisnoten: Sandelholz aus Australien, Bourbon-Vanille, Benzoeharz, Tonkabohne.
Vanilla Marble ist – ein Hammer: Jede Facette der Vanille hat man hier herausgearbeitet – ihre Cremigkeit, ihren sahnigen Charakter, ihre Würze, ihre zuckerkrustigen Karamellanklänge. Die anderen Zutaten dienen eigentlich nur dazu, ihr Naturell zu unterstreichen: Feine Orchideen von tropischer Wärme erinnern im Vanillebad daran, dass eben jene aus ihrer Gattung stammt. Tonka verstärkt die Vanillenoten, während Mandel ein wenig Marzipan hinzufügt, das perfekt mit der von Sandelholz und Harzen noch unterstützten würzigen Wärme einhergeht. Wenn ich mich sehr anstrenge, finde ich auch die kleine Feige, die hin und wieder aus der Vanilleopulenz hervorblitzt, die ihren Tiefgang aus Patchouli zieht.
Ehrlich? Ich könnte mich reinlegen in diesen erwachsenen Gourmandduft. An alle da draußen: Solltet Ihr einen Vanilleduft mit tropischen Blüten suchen – das ist er. Es gab vorher schon nicht viele, dieser setzt aber von nun an den Standard, meiner Meinung nach.
Und, wie sieht es bei Euch aus? Habt Ihr schon getestet, was gefällt oder macht neugierig?
Einen guten Start in die Woche und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Liebe Ulrike,
ich konnte diese Vanille Marble nicht widerstehen, ein Probschen ist schon unterwegs…
Vanilla ist eine meiner Lieblingsduftnoten – ich liebe Mona di Orios Vanille und Guerlains Double Vanille Spiritueuse, Memos Siwa ist auch ein schönes Düftschen, Micallefs Vanille Oud und Vanille Marine sind auch dabei… L’Artisan Parfumeurs Vanille Absolument (wie schade, dass der Duft nicht mehr Havana Vanille heißen darf…)fehlt noch, den habe ich noch nie getestet.
Jetzt bin ich echt gespannt: ich wußte nicht, dass ich „einen Vanilleduft mit tropischen Blüten suche(n)“, aber jetzt, dass ich deine wunderschöne Rezension gelesen habe, denke ich doch, dass ich mich auf solcher Suche machen soll :-)!
Dir auch einen guten Start in die Woche, liebe Grüße,
Isabelle
Hallo liebe Isabelle,
ich bin ja gespannt wie ein Flitzebogen, ob Du Vanille Marble magst!
Ich finde ihn wirklich ganz ganz toll – für mich das Highlight der Kollektion. Und so verführerisch auf der Haut – hach!
Berichte bitte, ob er Deinem Vanilleliebhabernäschen stand hält und ob Du Dich auch verliebt hast!
Viele liebe Grüße,
P.S.: Was Deine Vanilledüfte angeht hast Du Dir ja auch die Elite rausgesucht 😉 Kennst Du auch Tihota von Indult? Davon schwärmen die meisten, die auch den Guerlain lieben.
Ulrike.
Liebe Ulrike,
ich war ein bißchen enttäuscht gestern, als ich mein Päckchen erhalten habe: zusammen mit dem fantastischen Discovery Set Maître Parfumeur et Gantier (Féminins) hatte ich nach 2 gratis Abfüllungen gefragt (Vanilla Marble & Fields of Rubus). Aber statt Vanilla Marble habe ich Vanille Bourbon von Il Profumo erhalten, den ich schon kenne.
Da es um gratis Abfüllungen geht, und da das ALzD Team blitzschnell gearbeitet hat, damit ich die Bestellung vor meiner Reise erhalten konnte, will ich gar nicht meckern. Vanilla Marble werde ich wieder bestellen (eine Abfüllung zuerst, meine ich), da ich absolut neugierig bin. Dann werde ich dir natürlich berichten, wie er mir gefällt.
Ulrike… ich kenne gar keine Düfte von Indult! Shame on me!!!
Ganz liebe Grüße von der Isola dei Pescatori, Lago Maggiore, Italien,
schönes Wochenende,
Isabelle
p.s.: Ich habe deine Rezension über Fields of Rubus gelesen ; die Abfüllung wartet auf mich in Berlin, nächste Woche werde ich ihn ordentlich testen 🙂
Hallo liebe Isabelle,
das tut mir sehr leid. Ich werde dem nachgehen. Denn Vanilla Marble solltest Du unbedingt testen! Ich bin gespannt, wie Du ihn findest, genauso wie den Rubus.
Im übrigen habe ich gerade beim Stöbern und Sortieren im Blog diesen Artikel hier gefunden:
http://www.alzd.de/2011/05/19/poggio-in-fiore-bluehende-anhoehe/
Hier ging es auch um opulente Tropenblüten und, zum Teil, Vanille. Vielleicht ist ja auch da was für Dich dabei? In jedem Fall wünsche ich Dir einen ganz tollen Urlaub (hoffe ich doch?)!
Viele liebe Grüße,
Deine Ulrike.
P.S.: Die Indult-Düfte sind toll, aber vermutlich so gut wie vergriffen. Sie waren limitiert. Der Parfumeur war – Kurkdjian. Hier die Seite: http://www.indult.fr
Und hier habe ich noch so ein Düftchen gefunden:
http://www.alzd.de/2011/05/04/mit-fernen-inseln
So langsam läuft mein Hirn wieder 😉
Liebe Ulrike,
non, non, es soll dir nicht Leid tun, es ist gar nicht schlimm, und mein Vanille Marble Pröbschen werde ich einfach bald wieder bestellen!
Vielen Dank für den Tipp über Poggio In Fiore. Die Collina Toscana Düfte kenne ich noch nicht und jetzt weiß ich, mit welchem Duft ich anfangen werde 🙂 !
Und Isles Lointaines… das Pröbschen, das ich seit langem hier habe, habe ich gleich wieder „ausgegraben“, nachdem ich deinen Kommentar gelesen habe. Den Duft entwickelt sich jetzt gerade auf meinem linken Arm und mein erster Eindruck ist sehr positiv. Aber ich habe es nie leicht mit der Keiko Mecheris Düfte. Ich weiß nicht warum. Schon 2 (fast) Fehlkäufe (Génie du Bois & Tuberose) habe ich gemacht; zwei Düfte, die ich wirklich absolut toll fand und ca eine Woche nach dem Kauf, die Katastrophe (Kopfschmerzen)…
Zurzeit scheint Isles Lointaines wunderbar zu sein, warm, opulent aber nicht aufdringlich. Danke, danke, dass du den Duft erwähnt hast… vielleicht werde ich hier „meinen“ Mecheris Duft entdecken?
Ulrike, was hälst du von Corpi Caldi / Torre of Tuscany? Kann man ihn als „Gourmand – Tropischer“ Duft bezeichnen? Ich finde ihn ganz, ganz toll.
Über Fields of Rubus, den ich heute zum ersten Mal trage: ich bin (positiv) überrascht, denn ich kann nur jetzt (nach 3 Stunden) die ehrlichen Beeren und sogar Apfel Noten wahrnehmen. Zuerst konnte ich nur Patchouli und Schokolade riechen und war irgendwie enttäuscht (ich dachte, ich hätte alle leckeren Kopfnoten verpasst). Deshalb ist dieser Duft für mich eine schöne Überraschung, die meine Vorstellung von Duft Pyramide durcheinander bringt.
Und die Indult Düfte… vergriffen schreibst du… Schade 🙁
Mein Ausflug nach Italien war leider keinen Urlaub, sondern Familienbesuch – Freitag Abend bin ich dort angekommen, Sonntag nachmittag wieder nach Hause geflogen, aber der Lago Maggiore ist immer wunderschön…
Dir wünsche ich ein wunderbares Wochenende in Parma… geniesse die Dolce Vita (und natürlich bin ich sehr sehr neugierig über deine „Ausflug-nach-Italien-Düfte“ (Plural muss hier ja sein, nicht?).
Ganz lieben Gruß aus Berlin,
Isabelle
Huhuu liebe Isabelle,
ja, ich glaube, wenn Du bei La Collina startest, dann wäre in der Tat der Poggio angesagt 🙂 Was Madame Mecheri angeht habe ich mich streckenweise auch recht schwer getan… Und Deine Abneigung bezüglich Génie du Bois kann ich sowas von gut nachvollziehen – mir hat der Duft leider jahrelang jedes einzelne Veilchen vergrätzt. Das konnte erst Geste von Humiecki & Graef sowie das kleine liebliche Parmaveilchen (wie passend) wieder wett machen. Nichtsdestotrotz ist für mich persönlich die Mecheri-Kollektion mit den letzten Düften immer zugänglicher geworden, vor allem aber mit der Hesperidenkollektion, die ich wirklich gerne mag. Und Isles Lointaines gefällt mir wirklich auch sehr.
… genauso wie Corpi Caldi, der ist einfach nur köstlich! Ein Gourmand? Kein astreiner, aber ich würde ihn definitiv in diese Richtung schieben, ja. Tropischer Gourmand passt, wie ich finde, ganz hervorragend dazu 🙂
Dass Du die Beerchen im Fields of Rubus noch gefunden hast, freut mich 😉 Nur Schokolade ist zwar nett, aber irgendwie auch etwas langweilig 😉 Ich mag ihn gerne, ich mag aber auch jene Ausprägung von Schokolade, das Kakaoige, genauso wie bei Serge Lutens‘ Borneo 1834, mein diesbezüglicher Liebling. Kennst Du ihn? (Man muss dafür aber auch Kampfer mögen und Patchouli…)
Familienbesuche sind also dezidiert KEIN Urlaub? 😉 *lach* Laggo Maggiore hört sich aber soo toll an!
Ich habe es gerade schon Evelyn hier geantwortet: Ich habe mir schon eine Liste gemacht, da ich den L’Erbolario-Shop um die Ecke unseres Palazzos zu entern gedenke. Diese Düfte habe ich das letzte Mal entdeckt, zwei mitgenommen und bin ganz entzückt von dem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis. Deshalb möchte ich mir ein paar davon einmal näher unter die Nase klemmen. Wenn es uns noch reicht, werden wir auch eine Nischenduftparfümerie besuchen – wir hatten das letzte Mal eine gesehen. Mal sehen. Mich beflügeln aber gerade schon die 27 Grad, die es dort wohl heute gehabt haben soll *träum*
Ich werde berichten 🙂
Viele liebe Grüße,
Ulrike.
Liebe Ulrike,
ja, Geste ist so klar und irgendwie „rein“, dass er jeden Zweifel bezüglich Veilchen vertreiben kann!
Und noch ja: ich werde mich bald mit Collina Toscana beschäftigen… so schön, immer neue Düfte und Visionen zu entdecken!!! Ich freue mich schon darauf!
Als ich gestern Fields of Rubus getestet habe, habe ich in der Tat an Bornéo 1934 gedacht (Bornéo ist meiner Meinung nach ein Meisterwerk und ich muss immer an Salvador Dali denken, wenn ich ihn rieche oder trage. Bitte frag mich nicht warum – je ne sais pas :-). Aber diesen Vergleich Rubus-Bornéo habe ich nur am Anfang gemacht, danach geht die Kerosene Schokolade in einer völlig anderen Richtung – heute früh, als ich aufgestanden bin, konnte ich immer noch die wunderbare Beeren Noten wahrnehmen; es scheint, dass dieser Duft sich sehr langsam auf meiner Haut entwickelt – und ich finde dies sehr interessant.
Ulrike, ich wünsche Dir viele Freude mit L’Erbolario. Ich habe 3 Jahre lang in Nord Italien gelebt (Lago Maggiore Ecke) und L’Erbolario war für mich ein Hightlight, mit sehr guten Kosmetik Produkten und viele Düfte auch. Ich habe immer noch Méharées hier – dieser Duft ist Musc Ravageurs Zwilling… der Preis aber nicht!!! Und L’Erbolarios Iris ist sehr schön in meiner Erinnerung (ich glaube, dass diese Iris ähnlich mit Teint de Neige ist; bin aber nicht 100% sicher).
Viel Spaß in Parma mit deiner besten Freundin – hoffentlich werdet Ihr auch das leckere Essen dort geniessen – für mich, besonders als Vegetarierin, ist die italienische Küche ein Traum!
Einen schönen Tag und eine wundervolle Reise wünsche ich Dir,
Isabelle
Huhuu liebe Isabelle,
Du hast mit Borneo und Rubus vollkommen recht, natürlich – sie haben nur am Anfang eine gewisse Ähnlichkeit, die dem Patchouli zu verdanken ist.
Parma war… toll! Das Wetter hätte zwar etwas besser sein können, denn es hat Samstag den ganzen Tag geregnet, in Strömen. Aber – alles in allem kann man nicht meckern, es hat sehr viel Freude gemacht, es war warm, das Essen war toll (ich bin im übrigen auch schon seit 25 Jahren Vegetarier :)), ich habe mir natürlich Kleidung und neue Schuhe (eh klar) mitgebracht sowie einiges von L’Erbolario, auch Mitbringsel natürlich. Es war alles herrlich entspannend, aber das ist es immer, wenn wir zwei miteinander Zeit verbringen.
Jetzt bin ich wieder da, eine dreistellige Anzahl an Mails wartet und ich könnte auf dem Absatz gleich wieder kehrt machen 😉
Egal, zumindest kommt bald das Wochenende, das ist ja auch schon mal was 🙂
Viele liebe Grüße,
Deine Ulrike.