Den Sommer im Winter…

darf ich endlich, endlich 2013 begrüßen… Wieso und warum, was schreibe ich hier? Gestern hatte ich bereits damit begonnen, Euch anhand meiner Lieblings-Sommer-Erlebnisse und -Aktivitäten die dazu passenden Düfte vorzustellen. Gestartet habe ich mit Acqua di Parmas Colonia Intensa Oud, den ich perfekt zum schnittigen Cabriofahren finde – natürlich inklusive Ledersitze.

Heute nun komme ich zu einem Thema, das zwangsläufig Hand in Hand geht mit Sommer… Geneigte Leser werden sich erinnern, ich habe schon oft diesbezügliche Sehnsüchte offenbart – neben denen nach unzähligen Düften auch die nach URLAUB.

Und nun ist es endlich vollbracht… Wie lange habe ich Euch hier schon vorgejammert, dass ich urlaubsreif bin. Erhört hat mich leider keiner, nichtsdestotrotz hat sich neulich eine grandiose Möglichkeit aufgetan: Wie Ihr vielleicht wisst, bin ich Besitzerin einiger feliner Exemplare, von denen eines – Gestatten: Zora, die Geste-Liebhaberin, siehe hier – chronisch krank ist. Mit einem chronisch kranken Tier fährt man nicht in den Urlaub – und erst recht lässt man es nicht gerne alleine, weil sich doch die meisten Kurzzeitversorger mit Medikamentengaben und Co. überfordert fühlen. Es hat sich aber nun doch eine Gelegenheit ergeben und ich kann endlich mal unbesorgt verreisen – etwas, von dem ich dachte, dass es mir erst wieder nach dem Tod meines geliebten Stinkstiefels möglich sein würde.

Spätestens nach dem gestrigen Blogartikel und den Schilderungen bezüglich des Prozesses meines Autokaufes dürfte Euch aufgefallen sein, dass ich ganz schön penibel sein kann – das war ich auch bei der Urlaubsplanung. Wohin, wohin denn bloß fährt man denn nun, wenn man endlich kann und die Reisebegleitung, ein guter Freund, diesbezüglich offen ist (und sich natürlich gerne auch auf fremde Planungsfreude verlässt… ;))? Etwas Adäquates zu finden gestaltete sich nicht einfach, bin ich doch ein wenig kompliziert: Das Budget ist momentan limitiert und doch war die Vorgabe, komplett raus zu kommen in die Fremde. Dann aber bitte nicht mit allzu langen Flugzeiten verbunden, weil man nur knapp zwei Wochen zur Verfügung hat. Darüber hinaus wollte ich diesmal nur in Ästhetik schwelgen: Ein Ausspannurlaub ohne viel Tiefgang, kulturellen, sollte es sein, denn ich bin momentan heillos übersättigt und möchte einmal nur nichts Neues lernen, mir nichts ansehen müssen. Ich wollte einfach nur – faulenzen. Lesen. Dösen. Wärme, aber keine Hitze. Bademöglichkeit(en) Spazierengehen. Gut essen und gerne auch trinken. In schöner Atmosphäre, an einem schönen Ort mit, wenn überhaupt dann nur freundlichen Menschen. Ihr seht, hier wird es schon schwierig, denn zu einer schönen Landschaft gehört für mich auch eine schöne Unterkunft – entweder echter Luxus (da streikt das Portemonnaie gerade) oder etwas Authentisches mit Charme, und das ist immer überaus schwierig zu finden, wenn man keine diesbezüglichen Tipps bekommt. Dazu kommt dann noch eine weitere meiner Macken: Ich mag kein Tierelend im Urlaub um mich herum haben – weil ich es nicht ertragen kann und weil wir hier schon geschlossene Gesellschaft haben (spätestens beim zweiten Balkonbesuch würde ich jede arme Wurst aufsammeln und mit nach Hause nehmen).

Das alles unter einen Hut zu bekommen ist eine Aufgabe, die der Zufall schneller gelöst hat, als ich es überhaupt begreifen konnte – und zwar in Form eines Tui-Newsletters, der Werbung für extrem reduzierte Winterflüge machte. Aus Stuttgart kann man mit der Tui in alle Welt fliegen – und ich habe mir spaßeshalber diverse Destinationen angeschaut, deren Flughafennamen ich nicht kannte.

Ich will Euch nicht länger auf die Folter spannen: Auf die Kapverden wird es mich verschlagen, genauer gesagt – nach Boa Vista.

Konnte ich die Kapverden vorher nur ungefähr ihrer Lage nach zuordnen – eine Inselgruppe westlich von Afrika, etwa auf der Höhe des Senegal – weiß ich nun schon einiges mehr und bin fest davon überzeugt, dass ich dort im Paradies weilen werde.

Boa Vista Iberostar

Früher unter der kolonialen Knute von Portugal gewesen sind die Kapverden seit Mitte der 70er eine demokratische Republik – eine der sichersten (und vermutlich auch einzigen) Demokratien in Afrika. Es herrscht Schulpflicht, die Kinder werden in den Schulen gespeist, das heißt der Bildungsgrad ist verhältnismäßig hoch für ein Entwicklungsland und es herrscht keine Hungersnot bei den Einwohnern. Ethnien sind hier bunt gemischt aufgrund der Kolonialvergangenheit, Diskriminierung ist den Menschen dort wohl fremd, die Menschen sind freundlich, offen, zugewandt und interessiert – und natürlich gemütlich. Tierelend gibt es verhältnismäßig wenig dank dieser tollen Organisation hier. Die Temperaturen sind aufgrund der Äquatornähe perfekt: Ganzjährig zwischen 22 und 30 Grad – und das Meer drumherum ist ebenfalls immer warm. Die Inseln bieten eine unglaubliche Vielfalt – Vulkane, Berge, Wald, Felsen, Strand, Wüste – es ist für jeden etwas dabei. Für mich war es diesmal die Wüste, denn Boa Vista mit seinen 4.000 Einwohnern besteht bis auf eine kleine Oase nur aus Wüste und… 55km Sandstrand. Hellweiß ist er dort, der Sand und das Wasser türkisfarben vor leuchtend-blauem Himmel. Es gibt noch keinerlei Umweltverschmutzung und immer ein schönes Lüftchen und Wellen, was die Kapverden, insbesondere aber Boavista zu einem Geheimtipp für Taucher, Kiter und Surfer gemacht hat.

Boa Vista

Ein Geheimtipp ist es wohl immer noch: Es gibt erst seit fünf Jahren einen eigenen Flughafen auf der Insel, touristisch ist sie ebenfalls noch nicht besonders erschlossen – außer zwei Bettenbunkern, die man auf bizarre Art und Weise mitten in die Landschaft geknallt hat wie Vegas in die Wüste, gibt es nur kleinere Hotels oder Pensionen. Für eine solche habe ich mich auch entschlossen – und bin jetzt schon schwer verliebt, siehe hier.

Ich freue mich soo sehr – knapp zwei Wochen am ewig langen Strand spazieren zu gehen, zu schwimmen, zu lesen und mich an der Landschaft und den Leuten zu freuen. Und natürlich auch an dem Nationalgetränk der Kapverden – dem Grogue, dem Zuckerrohrschnaps, der als Basis für 237 Cocktails verwendet wird.

Boa Vista

Sofort, als ich buchte, wusste ich schon, welchen Duft ich dort tragen werde – und welcher mich momentan in meiner Vorfreude schon durch den halben Sommer in Deutschland begleitet hat: Histoires de Parfums 1804, der George Sand-Duft. Harmen hatte ihn vor einiger Zeit bereits einmal rezensiert und ich muss ihn einfach nochmals hervorkramen. Harmen schrieb damals Folgendes dazu:

„Im Auftakt kommt mir eine reife Ananas entgegen, die vom Pfirsich gesättigt ist. Wenn man eine Ananas etwas zu lange liegen lässt, bekommt sie diesen leicht vergorenen, schnapsigen Geschmack und in diese Richtung geht auch die Kopfnote. Recht intensiv ausgefallen überlagert sie die Herznote, sodass erst in der Basis holzige Noten und ein Hauch von Vanille wahrnehmbar sind. Auf der Haut hingegen ist der erste Eindruck lange nicht so süß, die Ananas ist präsent, aber wird von blumigen Noten begleitet. Die Basis ist warm und holzig, aber dezent. Ein fruchtig-floraler Duft, eindeutig ein Duft für Ananas-Liebhaberinnen. Die anderen Noten bleiben meines Erachtens alle recht brav im Hintergrund. Ich mag Ananas, und damit auch diesen Duft.“

Die Ananas in George Sand ist wirklich überaus üppig und opulent – solch ein vollmundiges Früchtchen dieser Gattung kenne ich nicht aus Parfums, gibt es doch ohnehin nur sehr wenige Düfte mit prominenten Ananasnoten (zum Beispiel MPGs Bahiana, L’Artisan Parfumeurs Ananas Fizz, Ineke Gilded Lily, Le Rivage des Syrtes von Parfums MDCI – mehr wollen mir gerade spontan nicht einfallen…). Schnapsig ist sie in der Tat, aber meines Erachtens nach weniger vergoren als vielmehr überreif, was zugegebenermaßen manchmal auf dasselbe herauskommen kann 😉 Diese Ananas ist ausgelassen und lebensfroh – und in der Tat die Hauptdarstellerin des Duftes, der außerdem noch aus diesen Ingredienzen besteht: Kopfnote: Tiaré, Pfirsich, Ananas; Herznote: Gewürznelke, Jasmin, Maiglöckchen, Marokkanische Rose; Basisnote: Sandelholz, Patchouli, Benzoeharz, Vanille, Weißer Moschus.

Ananas hat hier die duftenden Hosen an – von Pfirsich samtig-fruchtig bestärkt lässt sie die Blüten in einem Weißblüherchor den Hintergrund bestreiten, einen exotisch anmutenden, von Tiaré dominiert. Mit den Röschen ist es so eine Sache: Je nach Tagesform nehme ich sie zum Teil recht deutlich war und dann eher herb-säuerlich, manchmal jedoch scheinen sie vollkommen in dem Duft unterzugehen. Die Basis, die recht bald und deutlich um sich greift, ist allerdings immer dieselbe: Eine mehr als warme, ambriert anmutende, verhalten holzige, die neben kleinen Vanillesprenklern in allererster Linie von Patchouli getragen wird.

Eine Patchouli-Ananas? Ja, genau! Nüchtern betrachtet ist Histoires de Parfums 1804 George Sand nichts anderes. Aber das ist genau das Tolle an dem Duft: Auf eine Art und Weise ist er zwar recht konventionell konzeptioniert, ihm wohnt aber durchaus ein innovatives Moment inne. Und auch wenn die Umsetzung des Duftes recht klassisch ist und er im Winter wahrscheinlich nicht so viel Aufsehen erregt – ich glaube und weiß, dass das in diesem Falle eine Frage der Tragezeit ist. Im Sommer nämlich wirkt er meiner Meinung nach einfach nur herrlich und – erotisch.

In einer amerikanischen Rezension im Netz hat eine bekannte Bloggerin (Wo und wer zum Teufel war es noch? Ich habe gesucht, bin aber nicht mehr fündig geworden…) geschrieben, dass George Sand für sie der ultimative Duft eines Edel-Hippies wäre – nicht nach Gras und freier Körperkultur stinkendes Woodstock, sondern eben die Variante im weitschwingenden Designerseidenfummel, wahlweise in St. Tropez oder auf den Bahamas.

Ich in jedem Fall werde ebenfalls in leichten Kleidchen, vielleicht sogar leichtfüßig über den Strand schweben – und Grogue-trinkend die lachende Ananas an meinem Hals schnuppern, die so wunderbar zu dieser Szenerie passt. Und bis es soweit ist muss mir die 120ml-Flasche Parfum weiterhelfen und mir Vorfreude stiften.

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

P.S.: Wie sieht es bei Euch mit Urlaub aus, wohin geht die Reise? Kennt vielleicht wer die Kapverden, war jemand schon mal dort?

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Dorothea
    6. September 2012
    Antworten

    Huhuu liebe Uli,

    das sieht ja alles ganz toll aus, herzlichen Glückwunsch! Man könnte ja glatt neidisch werden…
    Ich war selbst noch nie auf den Kapverden, stelle mir die Landschaft aber so ähnlich wie Fuerteventura vor. Auch dort gibt es diese schönen, langen Sandstrände, auf denen man herrlich lange Spaziergänge machen kann.

    Mein Arbeitskollege hat seinen diesjährigen Jahresurlaub auf Boa Vista verbracht (fast drei Wochen) und war ganz begeistert. Wenn man Ruhe und Einsamkeit sucht, ist das wahrscheinlich genau das richtige Urlaubsziel.

    Über meinen Urlaub und die dazugehörigen Düfte habe ich schon im Blog geschrieben. Ich denke, wenn die Kapverden mein Urlaubsziel wären, würde ich auch wieder Lumière Blanche mitnehmen, vielleicht auch Timbuktu und L’Air du Desert Marocain (für die schönen, lauwarmen Abende – die am Äquator leider schon viel zu früh anfangen…).

    Wenn ich in die zitrische Richtung gehen wollte, würde ich mich für Ananas Fizz entscheiden, den George Sand fand ich für mich leider viel zu schwer und vor allem zu patchoulilastig.

    Noch kurz zum Thema von gestern – beim Cabriofahren wäre Maestrale von Pantelleria mein Duft der Wahl.

    Und zu Autos allgemein – ja, ich kann mich durchaus für schöne Autos begeistern, hatte auch schon das Glück, das eine oder andere schöne Exemplar besitzen zu dürfen.

    Sobald der Traum aber erfüllt es, hört es bei mir mit der Leidenschaft auf und das Auto mutiert zum Gebrauchsgegenstand. Das heißt, es wird nicht etwa gehegt und gepflegt, wie man das etwa aus der Männerwelt kennt *schnellwegduck*, sondern nur dann gewaschen, wenn es wirklich gar nicht mehr geht, selbst das Tanken finde ich schon lästig 😉

    Bin gespannt auf Deine anderen Lieblings-Freizeitaktivitäten und die Düfte dazu 🙂

    Liebe Grüße
    Dorothea

  2. Avatar-Foto
    Ulrike
    11. September 2012
    Antworten

    Hallo liebe Dorothea,

    das hört sich ja ganz so an, als hätte ich einmal alles richtig gemacht 😉 Nein, wirklich, ich finde es ganz toll, ich habe jetzt schon von soo vielen gehört, wie schön und traumhaft es auf den Kapverden sein soll – und bin nun ganz begeistert, vor allem weil ich ja eher zufällig über dieses Reiseziel gestolpert bin. Was ich an Düften mitnehme steht noch nicht fest – George Sand wird es aber in jedem Fall sein 🙂

    Maestrale kann ich mir ebenfalls sehr gut zum Cabriofahren vorstellen – ich habe ihn auch schon länger in meiner Duftkollektion. Ein wirklich schöner Duft – und dann diese leise Rhabarbernote, mmmmhhhh….

    Bezüglich der Automobilaffinität und dem danach einkehrenden Schlendrian – das kenne ich nur allzu gut… Ich bin zum Beispiel ein schlimmer Automessi, bei mir liegt immer jede Menge unnützer Kram im Fußbodenbereich des Beifahrers sowie auf dessen Sitz verteilt… Gewaschen ist mein Auto natürlich auch selten… Welches schöne Exemplar, dass Du bereits hattest, hat(te) es Dir denn besonders angetan?

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

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