Etros „Lemon Sorbet“ bewahrt einen kühlen Kopf

Heute ist es wieder tierisch heiß, schon morgens musste ich alle Rollläden (ja, man schreibt tatsächlich „Rollläden“ mittlerweile so) herunterlassen, und am besten bleibe ich heute im Haus. Was macht man, wenn es so heiß ist? Man isst möglichst viel Eis. Wem der Spaß irgendwann zu klebrig und süß wird, steigt vielleicht auf ein Sorbet um. So war es doch äußerst erfreulich, dass beim Herumkruschteln in meinen unbesprochenen Düften das vielversprechend klingende Lemon Sorbet von Etro gefunden habe.

Die Duftnoten lassen erahnen, dass es sich bei diesem Duft nicht um den Versuch handelt, ein Zitronensorbet originalgetreu nachzubilden. Jetzt mal im Ernst, ein Zitronensorbet mit Sandelholznote wäre doch eher etwas, was man aus Herzenslust wieder von sich geben würde. Kopfnote: Bergamotte, Petitgrain, Zitrone, Orange; Herznote: Lavendel, Rosmarin, Thymian, Minze; Basisnote: Sandelholz, Vetiver, Weihrauch.

Meine Vermutung bewahrheitet sich. Am Anfang begegnet mir das volle Programm Zitrusnoten, säuerlich, bissig, spritzig und auch ein wenig bitter. Gleichzeitig würzt es auch kräftig, die zitrischen Noten vereinen sich harmonisch mit den Gewürzen – schillernde und nicht ganz fassbare Lavendel- und Thymiannoten sowie Rosmarin – und eine feine Minzaura legt sich um die Szenerie.

In all diesem Bitterwürzigen mag sich dann auch der Vetiver verstecken, in der Basis jedenfalls machen sich die Hölzer und auch der Weihrauch nach einiger Zeit als feine Grundierung bemerkbar. Ein durch und durch rund konzipierter Duft, der trotz der kräftigen Hesperiden immer die Balance hält. Wer beispielsweise Etiquette Bleu von Parfums d’Orsay schätzt oder das eine oder andere Zitrönchen von Acqua di Biella, ist auch hier ganz richtig.

Übrigens ranken sich viele Geschichten um den Ursprung des Sorbets oder Scherbets, wie es auch genannt wird. Auch die Herkunft des Wortes ist nicht ganz klar, leiten es die einen vom lateinischen ’sorbere‘, essen, trinken, verzehren ab, führen es die anderen etymologisch in den arabischen Raum, wo ??????? / šarbat Getränk oder Saft bedeutet. Genauso verliert sich die Spur der Herkunft im Dunkel der Geschichte. Marco Polo soll das Rezept im späten 13. Jahrhundert aus China mitgebracht haben, der Kaiser Nero soll seine Finger im Spiel gehabt haben… und zu guter Letzt sagt man Catherine de‘ Medici nach, sie habe das Sorbet aus Italien nach Frankreich gebracht, als sie den Herzog von Orleans heiratete.

Wie dem auch sei, „Lemon Sorbet“ ist wie erwähnt vielmehr die abstrakte Idee eines Sorbets als dessen gourmandige Nachbildung, wer das weiß, wird auch nicht enttäuscht.

Welche Düfte sind Eure Favoriten, wenn das Thermometer durch die Decke schießt?

Ganz viele Grüße
Harmen