Heute sind sie an der Reihe, die letzten beiden Kandidaten von Keiko Mecheris neuer Bespoke-Kollektion. Und wie so oft habe ich mir meinen Favoriten für den Schluss aufgehoben – es handelt sich hierbei Cuir Fauve, den ich Euch neben Tangeri vorstellen werde.
Mit Tangeri hat sich Madame Mecheri einmal wieder auf altbekanntes Terrain begeben: Iris und Leder ist hier Thema – der Iris hatte sie sich bereits mit Iris Pourpre und Iris d’Argent gewidmet, Cuir Cordoba brillierte mit beidem, Iris und Leder, genauso wie A Fleur de Peau.
Tangeri könnte meines Erachtens nach so etwas wie das männliche Pendant zu Cuir Cordoba sein, der Begleiter dieser Schönen. Ich hatte Cuir Cordoba schon einmal rezensiert – siehe hier – und habe ihm Dita von Teese an die Seite gestellt, als Verkörperungs seines Charakters und als passende Trägerin für einen Duft, dem ich folgende Eigenschaften zugesprochen habe:
„Das hier ist Wildleder. Reinstes und feinstes Wildleder. Mit fruchtigen Akzenten, die an Aprikosen oder Pfirsich erinnern, floralen Anklängen sowie warmen Harzen. Es schmiegt sich an und legt sich auf die Haut als wäre es für nichts anderes geschaffen. Cuir Cordoba vermittelt ein Gefühl des Luxus. Wie sagte bereits Oscar Wilde? „Man umgebe mich mit Luxus. Auf das Notwendige kann ich verzichten.” Cuir Cordoba verkörpert genau das. Und er ist darüber hinaus noch – sinnenfroh. Wir sprechen hier nicht von einem kühl-distanzierten und komplett unnahbaren Leder – nein. Ein bißchen Erotik wohnt dem Düftchen auf jeden Fall inne…“
Von Wildleder, balsamischen Noten, Kardamom, Iris, Moos und Oud ist bei Tangeri die Rede, und in der Tat scheint es nicht viel mehr zu sein, muss es auch nicht: Kardamom scheint im Auftakt kurz in grün-würzig-zitrischer Frische herein, kontrastiert aber alsbald später nur noch – die Iris, die nicht lange auf sich warten lässt. Kühl, verhalten pudrig und ein klein wenig erdig zeigt sie sich, die Iris, sowie trocken. Und doch wohnt ihr eine unterschwellige, dezente Süße inne, die von dem Leder aufgegriffen, und von dem (in diesem Falle) zart-würzigen Eichenmoos untermalt wird. Jenes Lederchen gemahnt wirklich an Wild- und nicht an Glattleder, dessen Struktur dank einem Tupfer Oud, kaum merkbar, an Tiefe gewinnt.
Und da ist er wieder, dieser Unterschied: Auf meiner Haut duftet Tangeri wie eine Kombination der besten Seiten aus Serge Lutens‘ kühler Schönheit Iris Silver Mist, L’Artisan Parfumeurs in Leder gewandeter Eleganz Iris Pallida und Odoris pudrigem Hautschmeichler Iris. Der Teststreifen wiederum offenbart mehr Frische und somit mehr Dynamik, einen glatteren, wesentlich weniger hautnahen und weniger süßen Duft.
Hier rieche ich ihn, jenen Begleiter von Dita von Teese, die sich auch im echten Leben einen geschnappt hat, zu dem Tangeri perfekt passen würde: Louis-Marie de Castelbajac, seines Zeichens Sohnemann des französischen Mode- und Industriedesigners Jean-Charles de Castelbajac und Spross eines alten Adelsgeschlechts. Ein „edler Jungbrunnen“, wie die Gala titelte, dandyesk und noch dazu einer, der so verdammt naturcool ist wie einst James Dean oder heute Ryan Gosling (habt Ihr Drive gesehen?). Zu so einem, einem ständig gut und lässig aussehenden, auch wenn frisch aus dem Bett gezogen, passt der smoothe Tangeri.
Cuir Fauve, das nächste Lederchen, zielt in eine ganz andere Richtung – Leder, Tabak, Orangenblüte, Vanille, Ambra und Oud wurden hier verwendet, und man sollte die Noten schon mögen, um mit Cuir Fauve etwas anfangen zu können. Ich nehme eine deutliche Diskrepanz zwischen Teststreifen und Haut wahr, deshalb solltet Ihr unbedingt selbst testen!
Auf meiner Haut ist Cuir Fauve ein Traum: Bereits kurz nach dem Aufsprühen entfaltet sich das ganze Portfolio der Noten – helle, honigsüß-fruchtige Orangenblüten, scharfe Ambrawürze und sattes Wildleder, von rauchigen, süßpudrigen Vanilletabakschwaden umgeben, die von Oud Tiefe eingehaucht bekommen haben. Ein bisschen Tier ist natürlich auch präsent, der Duft zeigt deutlich animalische Seiten.
Alles in allem finde ich ihn ganz herrlich und er vermittelt für mich den Eindruck eines gelungenen Abends: Wisst Ihr, wenn man von einer jener seltenen, wirklich guten Parties nach Hause kommt. Man hat sich mächtig aufgerüscht, was man ja nicht mehr allzu oft tut, war aus, hat den Abend genossen und die Blicke. Hat sich gelabt an den Drinks und vielleicht auch einen halben zuviel getrunken. Und dazu ein, zwei reine Genusszigaretten geraucht, draußen, in der Kälte, um schnell wieder in die aufgeheizte Gesellschaft zurückzufinden. Man kommt nach Hause und zieht sich die seidenen Strümpfe aus, das teure Designerabendkleid aus Seide mit Lederpaspelierung – und alles wird zu olfaktorischen Reminiszenzen des Abends, alles riecht, nach der eigenen Haut, dem schon fast verglühten femininen Parfum, dem Make-Up und den Puderspuren sowie einem Hauch Rauch, der sich in den duftenden Haaren festgesetzt hat. So erscheint mir Cuir Fauve.
Der Teststreifen ist weit weniger pudrig und tabakrauchig, auch schön, in meinen Augen aber viel weniger ausdrucksstark als die Impression auf meiner Haut.
Und? Ich bin gespannt: Habt Ihr die Bespoke-Kollektion schon getestet, auf was seid Ihr neugierig und wie haltet Ihr es mit Mecheri?
Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende Euch,
Eure Ulrike.
Olala, die Beschreibung (wahres Wort innerhalb diesem Mediums, denn es geht ja nichts, außer schreiben…, vor allem nicht RIECHEN!), die Beschreibung von „Cuir Fauve“ ist wundervoll, liebe Ulrike!
Selten hat so eine „abgefahrene“ Story (also DEINE Phantasie) mir mehr Lust gemacht auf einen Duft! Es ist so ein tieferes Verlangen, schon eher eine Art Gier…
Mindestens mal eine Probe von Cuir Fauve zu haben, am liebsten gleich… vielleicht ist ja eine einzige klitzekleine bei der neuen Freitagsverlosung dabei?
(Phantasie- Düfte sind ja etwas sehr sublimes, ich hab auch schon von Duftkombinationen geträumt, Du auch?)
Liebe Grüße
Iris
Vielen herzlichen Dank liebe Iris 🙂
Ich bin ja SO sehr gespannt, ob Du ihn auch so wahrnimmst wie ich. Berichtest Du mal, wenn Du ihn getestet hast? Das wäre fein!
Was die Duftkombinationen angeht ist es bei mir in der Tat auch so, dass ich häufiger von etwas Bestimmtem träume. Oder von einzelnen dominanten Gerüchen. Und irgendwann auch davon, wie ich mein Lieblingsparfum, das vergriffene, in einem alten Bunker unter Paris gefunden habe 😉
So eine Leidenschaft bewegt eben auch im Traum 😀
Viele liebe Grüße zurück,
Ulrike.
Liebe Uli!
„Cuir Fauve“ – die Beschreibung der Duftnoten hat bei mir für ein heftiges Klick im Kopf gesorgt 😉 Das geht ja so ein bißchen in Richtung eines meiner speziellen Lieblinge, des „Divin Enfant“ von ELdO und ist daher als unbedingt testenswert schon vorgemerkt, Deine Beschreibung tut natürlich das übrige, hachja, so müssen manche Abende einfach sein!
(Ich hab im Moment ehrlicherweise allerdings: Bahnfahrt, Fertigpizza, Dusche, Halbtot-Umfallen – schon deshalb brauche ich olfaktorische Kompensation und Tröstung. Und ein Seidenes mit Lederpaspelierung nehme ich dann bitte-danke auch *lach*)
Viele liebe Grüße!
Annette,
die sich ab jetzt genußvoll durch sooo viele versäumte Seiten Duft-Tagebuch schmökern wird
Huhuu liebe Annette,
das Kindchen mag ich auch SEHR 🙂
Ich finde allerdings, dass er sich schon sehr von Cuir Fauve unterscheidet. Trotzdem glaube ich, dass Du etwas mit ihm anfangen können müsstest.
Und was den Alltagszustand angeht: Ich habe – kranke Katze, viel zu tun, jede Menge Tomatensuppe, chronischen Schlafmangel, Bad Hair Day. Hätte auch nichts gegen das Seidene einzuwenden.
Vielleicht sollten wir mal wieder auf die Gass? 😉
Ganz viele liebe Grüße,
Uli.