… werde ich diese Woche wiedersehen, und zwar drei der Düfte von My Memo, mit denen das Haus anfangs auf den Markt kam, Siwa, Sundance und Inlé. Ich hatte ja in letzter Zeit das Vergnügen, einige Düfte dieser Kollektion vorzustellen und da mich mit Lalibela, ebenfalls einem Erstling, die Liebe heiß und unverhofft erwischte, wollte ich mir nun noch den Rest der Kollektion vorknöpfen. Das hatte ich Euch bereits versprochen, dazu kam eine glückliche Fügung: Der Vertrieb von My Memo hat uns doch glatt jeweils einen 30ml-Flakon der Düfte gesponsert, dazu noch 20x ein 3er-Probenset – Details zu der diesbezüglichen Verlosung findet Ihr in Harmens Post vom 07.05.12. Sie läuft noch bis einschließlich Sonntag, den 20.05.12 – und Gewinnchancen gibt es ja rein quantitativ genügend, also macht mit, wir wünschen Euch viel Glück!
Bevor wir zu den Düften kommen allerdings noch zwei Worte zum Label: My Memo ist der Lebenstraum zweier Frauen, der von Aliénor Massenet und Clara Malloy. Erstere ist die Nase hinter den Düften und hat einen für eine Parfumeurin nicht ganz alltäglichen Lebenslauf: Duftfan von Kindesbeinen an – der ungarische Großvater, der im hauseigenen Keller mit allerlei Substanzen hantierte, ist nicht ganz unschuldig daran – studierte sie zuerst Kunstgeschichte und Psychologie, um dann doch bei diversen Branchenriesen der Aromastoffherstellung zu landen. Firmenich, L’Oréal, Florasinth und IFF, Massenet war überall und erlernte dort dann von der Pike auf das Handwerk – bei keinen Geringeren als Bertrand Duchaufour, Carlos Benaïm, Pierre Wargnye und Sophia Grojsman und anderen, mit denen sie jahrelang zusammenarbeitete. Jetzt hat sie ihr eigenes Label, dessen Inspirationen aus Reisen, Träumen und ganz generell überschäumender Lust am Leben stammen. Diese dürften zu einem nicht ganz unerheblichen Teil auch von Clara Malloy stammen, die wohl recht weit gereist ist, und früher Verlegerin war. Sie dürfte somit wohl auch für die beiden Bücher verantwortlich sein, die MyMemo gerade lanciert haben: Ein Bilderbuch namens „Jannat or the Wild Flowers of Paradise“, das von einem Mädchen auf einer Wolke erzählt, das unbedingt Parfumeurin werden möchte, sowie „22 perfumers, a creative process“, ein Potpourri von Interviews bekannter Parfumeure und bedeutender Nachwuchstalente.
Soviel zum Haus, kommen wir zu den Düften: Alle Düfte von My Memo sind nach einem bestimmten Fleckchen Erde benannt und eben diesem gewidmet – „a memorable olfactory journey“ . Dann wollen wir uns mal auf den Weg machen – einen, auf den ich besonders neugierig bin, da ich exakt diese drei Düfte schon lange nicht mehr unter meiner Nase hatte. Die Beschreibungen dazu hatte ich für unseren Shop geschrieben, als die Düfte ganz neu lanciert wurden – mal sehen, ob die alten Eindrücke noch Bestand haben…
Heute möchte ich mit Siwa beginnen, den My Memo mit „Siwa – Vanilla revealed by a cereal“ bezeichnen:
„The sweetness of love, under the burning sun of the world’s largest sand desert; a touch of vanilla slips into the comforting embrace of a cereal. In the distant oasis of Siwa, anyone can consult the oracles, just as Alexander the Great and Cleopatra once did, to discover what their destiny holds and make it come true. Cries rise up to the heavens like incantations, and Siwa attracts the night.“
Ich hatte für Siwa Folgendes verfasst hatte:
„Siwa ist benannt nach der ägyptischen Oase Siwa, deren Geschichte bis weit in die 18. Dynastie der Pharaonenzeit (1500 vor Christus) zurückreicht. Das sogenannte „Palmland“, eine historische Stätte dank des dortigen Orakels, das unter anderem auch von Alexander dem Großen konsultiert wurde – auf der Suche nach Auskunft über sein Schicksal.
Siwa stimmt in seiner Farbigkeit genau mit seiner Namensvetterin überein: Hellkupferfarbener Zimt cremigster Konsistenz trifft auf weißgoldene Vanille pudriger Natur, welche von Narzissen und einem Schimmer Fruchtigkeit flankiert werden. Was von Memo als Popcornnoten angegeben wird, entpuppt sich als warme Getreideakzente, abgerundet durch einen Hauch feinsten Moschus. Das Ergebnis ist: Ein floraler Skinduft mit dezenter Gourmandtendenz, der zu bezaubern weiß.“
Beim heutigen Test hinterlässt mich Siwa mit einem Fragezeichen – mitnichten aber unangenehm berührt: Auf der Haut angekommen kitzelt er mit einem Hauch fruchtig-floraler Aldehyde meine Nase, die aber so schnell verschwinden, wie sie gekommen sind, um likörig-fruchtigen Noten Platz zu machen. Whisky? Könnte gut sein, aber dann keiner von Islay, keiner der Torfkracher, in die ich mich seit neuestem so verliebt habe – siehe hier. Sondern einer der milderen, ein Whisky vom Festland, vielleicht aus dem Sherryfass, mit lieblichen Frucht-, vielleicht Apfelnoten. Die würden nämlich sehr gut zu dem kommen, was sich jetzt langsam in den Vordergrund drängt: Vanille. Cremige Vanille, die an Nachspeisen erinnert. An Pudding, an Sorbet und auch an Vanillegrießbrei, was den zarten Getreideanmutungen geschuldet ist. Moschus packt ordentlich in weiche Watte, während sich das äußerst deliziöse Vergnügen von kokett würzig-süßem Zimt überstreut sieht. Und dann ist da noch Narzisse, floral-wächsern und wässrig, hinter einem dichten hellen Vanilleschleier verborgen durchscheinend…
Wüste? OK, Oase, aber mit Wüste drumherum, logisch. Trotzdem – für mich ist Siwa weder mit einer üppigen Oasenvegetation verknüpft noch mit herb-schöner, wilder und kahler Wüstenlandschaft. Zumal – er müsste ja eigentlich heiß oder zumindest hitzig sein, das ist er aber keineswegs.
Insofern sehe ich Siwa als Abstraktion der Impression eines Sonnenaufgangs, vielleicht auch eher eines Unterganges, in schöner Weichzeichnermanier festgehalten. Möglicherweise ist der Duft aber auch wehmütiger Ausdruck einer… Liebe, einer bereits verblichenen? Zumindest wäre er ein probater Platzhalter dafür, für sehnsuchtsvolle Reminiszenzen.
Vanilleduftfans sollten testen, aber nicht nur die. Jene, die eine vollmundig-opulente Vanille eventuell gar orientalischen Einschlags erwarten – für die dürfte Siwa eher nichts sein, was dem Duft meines Erachtens nach eher zum Vorteil gereicht. Von ersteren gibt es meiner Meinung nach schon genug, ich mag den zarten Siwa.
Morgen und übermorgen geht es weiter mit Sundance und Inlé – bis dahin alles Liebe und viele Grüße,
Eure Ulrike.
Schreibe den ersten Kommentar