Für mich gab es gleich mehrere Gründe, „Bois d’Ombrie“ von Eau d’Italie zu testen: Zwar werden an verschiedenen Stellen widersprüchliche Duftnotenangaben gemacht, aber wie dem auch sei, Cognac, Karotte, Copahu-Balsam, woanders war sogar von Whisky oder Calamus die Rede, ließen mich durchaus neugierig werden.
Der Duft ist, wie der Name schon sagt, Umbrien gewidmet, jener zentral gelegenen italienischen Region, die zwar über keinen direkten Zugang zum Meer verfügt, aber landschaftlich äußerst reizvoll vom Umbrischen Appenin, von landwirtschaftlich genutzten Flächen, Hügeln und Tälern sowie malerischen Bergrücken geprägt ist. Der Trasimenische See oder Lago Trasimeno nordwestlich der Hauptstadt Perugia lädt zu Ausflügen ein – ich klinge heute wie ein Reiseprospekt.
Eau d’Italie selbst verweisen in ihrer Beschreibung auf die tiefen Wälder Umbriens, die sanften, grünen Hügel und kündigen eine duftende Reise in diese unberührte Region an. Stellvertreter auf Erden dieser himmlischen Eindrücke sei der 2006 von Bertrand Duchaufour kreierte „Bois d’Ombrie“ als klassischer und echt italienischer Duft.
Da Herr Duchaufours Name selbst als Qualitätskriterium schlechthin gilt, dürfen die Erwartungen auch entsprechend hoch sein. Die Duftnoten im Überblick:
Kopfnote: Cognac, Grüne Noten, Karotte; Herznote: Leder, Iris, Copahu-Balsam; Basisnote: Tabak, Opoponax, Vetiver, Patchouli
Schon der erste Eindruck haut mich um. Das riecht, um es einmal ganz profan auszudrücken, wie eine Karotte mit Barbecuesauce und Tabak, ganz großartig!
Auf der Haut kommen aber sofort die namensgebenden Hölzer zum Vorschein – und das in ihrer ganzen Pracht und Herrlichkeit. Grüne Noten oder aber die Karotte sind leider nicht mehr gezielt herauszuriechen, verschwinden aber nicht ganz. Sonderlich alkoholisch scheint mir das umbrische Hölzchen auch nicht zu sein, außer man interpretiert einige der Holznuancen als Fassholz. Begleitet werden die Hölzer deutlich von Leder, außerdem ist wahrzunehmen, dass hier eigentlich die Harze für die Holzassoziationen zuständig sind. Etwas balsamisch (auch durch Copahu?) geht es deswegen zu, möglicherweise steuert das Puderluder Iris noch einige Rundungen bei, der Gesamteindruck ist in jedem Falle ein harmonischer und ebenso kultivierter.
Bois d’Ombrie ist für mich ein Duft für den gehobenen Anlass, Männlein wie Weiblein gut zu Gesichte stehend, und in jedem Fall eine gelungene Kreation. Wer einen Holzduft jenseits von Opas Sandel sucht und sich auf eine eigenwillige und moderne Holzvariante einlassen mag, wird sicherlich Freude an diesem Duft haben.
Ich bedanke mich herzlich für Eure Aufmerksamkeit.
Harmen
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