sind uns, wie gestern bereits angekündigt, auf der Messe über den Weg gelaufen. Passion, Kreativität und Einzigartigkeit ist das Leitmotiv, die Philosophie des Hauses. Ein Haus des Duftes, nicht erst seit heute: Maurizio Lembo führt in dritter Generation die Parfumerie seiner Familie und erfüllte sich mit Officina delle Essenze den Traum einer eigenen Duftkollektion Als leidenschaftlicher Duftliebhaber verbrachte er schon als kleines Kind ganze Tage in dem Familienunternehmen und erinnert sich bis heute noch an das behütende Gefühl, das ihn umgab, wenn er seinen ersten Duft namens Messire trug.
Kindheitserinnerungen wollte Lembo deshalb wieder aufleben lassen mit den Motiven seiner Duftkollektion: Puro Lino, Puro Talco, Puro Neroli, Musc Puro und zuletzt Puro Fico, die ich Euch heute gerne vorstellen möchte. Die ganze Kollektion ist betont minimalistisch interpretiert – es stand der Gedanke im Vordergrund, einer Note, einer Impression Ausdruck zu verleihen, einer einzelnen Momentaufnahme. Und das dafür zu 100 Prozent: Die Düfte gibt es alle als Acqua di Parfumo, das eine Art Cologne-Charakter und -konzentration hat und als Körperspray, leichtes Parfum sowie für Stoffe (fleckenfrei!) und Räume verwendet werden kann , sowie als Parfumextrait mit einer sagenhaft hohen Konzentration von 30 Prozent.
Puro Lino ist der erste Duft der Linie und wurd 2006 kreiert – die Inspirationsquelle, ganz klar: Frisch gewaschene Leinenwäsche, zum Trocknen in einem herrlichen mediterranen Garten aufgehängt, in dem es grünt und blüht, von der Sonne beschienen.
Der Auftakt ist von Aldehyden geprägt, die zusammen mit Moschus Weichheit und Reinheit vermitteln, denen für mich aber auch die naturbelassene grobe Leinenstruktur innewohnt, für die man dieses Material so schätzt. Irgendwo in der duftenden Verbindung von Zitronenverbene und den fruchtig-staubigen Aldehyden liegt das Geheimnis jener Leinenimpression, jenes reinweißen, fröhlich in der Sonne vor sich hin knitternden Stoffes. Die Kulisse dazu ist klar: Ein sommerlicher Garten am Morgen, in dem man natürlich ganz alleine steht und die Wäsche aufhängt. Oder noch besser – unter einem Baum sitzt, die nackten Füße im Gras, den Bienchen bei ihrer Arbeit im Jasmin zuschauend Müßiggang betreibend.
2008 folgten dann zwei weitere Düfte – Puro Talco und Puro Neroli. Puro Talco ist eine mehr als nette Assoziation: Nochmal Kind sein, ein Schaumbad einlassen, das bis zum Himmel, vielmehr: der Badezimmerdecke emporsteigt. Darin planschen, bis der Schaum sich verflüchtigt und die Haut schon aufgeweicht ist, um dann mit Talkumpuder bestreut wie ein kleines Prinzesschen im mütterlichen Bademantel wieder taufrisch zu sein. Doch halt – die Creme darf nicht fehlen trotz des Puders. All das hat man auch in Puro Talco hineingepackt: Cremige und pudrige Süße satt, die ein pastellrosafarbenes Gefühl der Wohligkeit erzeugen, dass es einem ganz warm ums Herz wird. Dafür verantwortlich sind fein vor sich hin glitzernde Hesperidensterne, Damaszenerrose, Iris, Vanille und Ylang. Und ich bin mir ganz sicher, dass dieses hellrosane Träumchen ganz vielen Frauen gefallen wird, weil es ein echter Seelenschmeichler und Wohlfühler ist.
Neroli ist keine Orangenblüte, nein. Neroli ist die Blüte der Bitterorange – und dementsprechend geht ihr immer etwas von dem Süßfloralen ab, das Orangenblüte in Hülle und Fülle besitzt. Bei Puro Neroli hat man gekonnt jene herb-bittere Seite betont und sich nicht darauf eingelassen, das xte belanglose Orangenblütenwässerchen zu komponieren. Puro Neroli dominiert mit herb-spritziger Bergamotte, die sich von bitteren Zitronenblättern begleitet sieht, an geraspelte Zitronenschale erinnernd. Dazu gesellen sich Neroli, Orangenblüten und Ylang, wobei die florale Süße, die die letzten beiden Kandidaten im Normalfall an den Tag legen, hier zugunsten einer säuerlichen Frische verdrängt wird. Leuchtend, intensiv und dynamisch ist Puro Neroli, und für den Sommer eine willkommene Erfrischung für potentielle Träger jeden Geschlechts.
Musc Pure [sic!] stammt aus dem Jahre 2010 und ist… ganz anders, als ich mir ihn vorgestellt hätte. Bei einem reinen Moschusduft denke ich ehrlicherweise mit Schrecken an diese ganzen nichtssagenden Weichlinge, von denen man mit zahlreichen bereits das Vergnügen hatte. Hier hat man allerdings mit Eichenmoos kombiniert (was mich spontan an Muschio Bianco von Acca Kappa erinnert, einen unserer Bestseller), Vetiver, Sandelholz und Farn hinzugefügt – und heraus kommt ein mehr als adrettes und sehr schmeichelhaftes Düftchen. Auch wenn ich das Waldbild, das die Firma dazu zeigt, unpassend finde – Musc Pure hat etwas von Draußen-Sein, hier weht eine zarte Brise, und es zeigt sich tatsächlich irgendwo ein moosbewachsener Hain. Allerdings ist man selbst nicht schon seit drei Stunden durch eben diesen getrabt, sondern schaut sich das von der Veranda aus an… Frank Lloyd Wrights Falling Water? Ja, das ist es für mich. Auf der Terrasse von diesem, einem meiner Traumhäuser, sitzt er, der Mann, der es sich rein hypothetisch leisten kann – und relaxt, fein gepflegt und wohlduftend. Mmmmh. Würde mich sofort danebensetzen.
Puro Fico, der neueste Streich, ist ein Vollblutfeigling und für mich als Feigenfan natürlich der schönste Duft der Kollektion. Feigenmilch und -blätter, ein Schuss Mandelmilch, ein Hauch Kokos sowie Sandelholz und Galbanum, von ein paar maritimen Noten begleitet. Puro Fico ist einfach nur – toll. Eine schöne grüne Feige, von zarten Milchakzenten und sanfter Mandelsüße begleitet, die von verhaltenen (!) Kokosakzenten gewürzt wird (auch für Nicht-Kokos-Liebhaber wie mich zu ertragen). Sandelholz wärmt sonnenstrahlend von unten, während der Kopf Meeresfrische suggeriert. Für einen gelungenen Duft braucht es manchmal nicht viel.
Die Extraits haben eine herausragende Haltbarkeit, was aufgrund ihrer Konzentration auch nicht weiter verwunderlich ist. Phänomenal finde ich in diesem Zusammenhang auch den Preis – knapp 50 Euro für 100ml des Acqua di Profumo und etwas über 70 Euro für 50ml der Parfumextraits. Da kann wirklich keiner meckern.
Habt Ihr schon getestet? Was oder wer gefällt? Und, wenn nicht – auf wen seid Ihr neugierig?
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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