Wortspiele halten allerlei Fallstricke bereit, oftmals werden sie zum Bleistift höchst kalauerartig und machen ihren Produzenten im Nu zum altertümlichen Spaßonkel. Im Bereich der Düfte, wie in jedem anderen kreativen Bereich, mag diese Gefahr ebenso bestehen. Fernab anbiedernder Schenkelklopferei befinden sich meines Erachtens gelungene Duft-Wortspiel-Namen wie „O des Soupirs“ oder das ähnlich gestrickte „Eau de Fröhliche“. In eine andere Kreativtasche griff Creed mit „Tabarome Millésime“. Mit „Millésime“ tropft zwar etwas allzu offensichtlich Glanz und Gloria des gehobenen Schaumweins herab, wobei mit „Tabarome“ die eigentliche Neuschöpfung im Mittelpunkt steht. Ich mag Wörter, in denen Vieldeutigkeiten und Konnotationen mitschwingen. So hört mein französisch nur rudimentär gebildetes Ohr den Zusammenschluss von „tabac“ und „arome“. Sollten mir weitere poetische Zwischentöne abhanden gekommen sein, bitte ich dies geflissentlich zu übersehen.
Meinungen zu diesem Duft gibt es zur Genüge, nichtsdestoweniger nehme ich mir das Gewohnheitsrecht heraus, hier meine eigene zum Besten zu geben. Im Übrigen geht es hier um den im Jahr 2000 erschienenen Duft und nicht den alten „Tabarome Privé“, den ich gar nicht kenne. Wer beide kennt, darf hier natürlich gerne kommentieren. Ich würde mich über weitere Infos freuen. Übrigens bricht Herr Turin auch über diesen Duft den Stab, indem er in mit zwei Sternchen (= enttäuschend) abkanzelt und als grellen Sport-Duft bezeichnet. Ob ich ihm diesmal recht gebe?
Wie ich es leider öfter schon bei Creed-Düften feststellen musste, geistern verschiedene Duftnotenangaben durch die Welt. Ich gehe nun einfach stillschweigend davon aus, das wir die richtigen haben und ergänze bei Bedarf: Kopfnote: Bergamotte, Mandarine; Herznote: Ingwer; Basisnote: Sandelholz, Patchouli, Ambra, Tabak, Leder.
Keine Überraschung ist zuerst einmal der zitrische Auftakt. Mit dieser Armada an Zitrusfrüchten hat Skorbut jedenfalls keine Chance. Ich muss Herrn Turin recht geben. Ein greller Sport-Duft, frisch, leicht holzig. Enttäuschend.
Ganz viele Grüße von
Harmen
Späßchen! 😉 Ein bisschen Zeit muss man dem guten „Tabarome“ schon geben. Die zitrischen Schalen fallen ab und es kommt zum Vorschein, was zuvor im Hintergrund geblieben war. Ich hatte mit einem schweren Tabak-Holz-Duft à la holzgetäfeltes Herrenzimmer gerechnet oder schlimmer noch ein Duft im Geiste des Gelsenkirchener Barocks. Was sich hier allerdings präsentiert, ist weitaus leichter. Grüne Tabakblätter – kein Tabakrauch, keine Zigarren – eher leichtwürziger Grüner Tee…
Aber nochmal von vorne: auf der Haut zeigt sich „Tabarome“ sehr viel differenzierter. Hier bekomme ich fast schon salzige Noten heraus, vermutlich Monsieur Vetivers Handschrift, die frische Schärfe des Ingwers geht im Verbund der zitrischen Noten nach einer Weile auf und trockene Holzakzente stoßen hinzu. Tabak und Tee würde ich nach dem Auftakt als Handlungsträger bezeichnen.
Geradezu durchscheinend bleiben die beiden, werden aber vom Holzfundament sicher und voluminös getragen. Ein Duft, der nicht dezidiert jugendlich daherkommt, aber definitiv auch kein Altherrentabak ist. Man liest, dass dieser Duft von Winston Churchill als moderne Variante des alten „Tabarome Privé“ in Auftrag gegeben wurde. Auf die Frage hin, wie er sein hohes Alter erreicht habe, soll Churchill geantwortet haben: „First of all: No Sports“. Das scheint mir die richtige Replik auf Herrn Turins Einschätzung zu sein.
Jetzt aber in echt
Liebe Grüße von
Harmen
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