Bei manch einem treibt die Sammelleidenschaft eigentümliche Blüten. Manche horten säckeweise Bierdeckel oder Streichholzschachteln aus aller Welt, Flure werden mit Nippesregalen bestückt, Figuren aus Überraschungseiern katalogisiert, bei den Wohlhabenderen unter uns mag auch die systematische Beschaffung von Kunstobjekten oder hochpreisigen Fahrzeugen eine Rolle spielen. Es gibt kaum jemanden, der nicht irgendetwas sammelt. Obwohl ich persönlich davon überzeugt bin, dass das Leben einfacher ist, wenn man nicht allzu viele Dinge besitzt, ist auch bei mir eine recht große Büchersammlung zusammengekommen – möglicherweise eine Berufskrankheit – bei jedem Umzug aufs Neue jedoch ein Grund zum Fluchen. Jedenfalls kann das Sammeln auch krankhafte Züge annehmen, bis 1700 wurde das Sammeln sogar als verwerfliche Eitelkeit angesehen. Über die Wahllosigkeit und das Unverständnis der Büchersammler äußerte sich Sebastian Brant bereits im Jahre 1494 abfällig in seinem „Narrenschiff“: „Im Narrentanz voran ich gehe, da ich viele Bücher um mich sehe, die ich nicht lese und verstehe.“
Botanische Gärten zeigen, dass man natürlich auch Pflanzen sammeln kann, alles in allem eine Platzfrage, hat man jedoch ausreichend Grundbesitz, so lässt sich sogar eine Baumsammlung wie ein „Arboretum“ anlegen. Den gleichnamigen Duft von Prince Jardinier werde ich Euch heute vorstellen. Bei dem „Gärtnerprinz“ handelt es ich um einen Adelsspross, einen gewissen Prinz Louis Albert de Broglie, der ein Geschäft für den gehobenen Gartenbedarf in Paris besitzt. Wie es sich gehört, verfügt Monsieur auch über einen Schlossgarten, aber aufgepasst: darin werden im so genannten „Le Conservatoire de la Tomate“ 650 Tomatensorten angepflanzt, hier kann man sich en français darüber informieren oder hier in deutscher Sprache. Damit hätten wir auch wieder den Bogen zur oben erwähnten Sammelleidenschaft geschlagen.
Das größte Arboretum in Deutschland ist der Staatsforst Burgholz auf dem Stadtgebiet von Wuppertal. Auf einem Teil dieses Gebiets werden auch nicht einheimische Baumarten auf ihre Umweltverträglichkeit und ihrer wirtschaftlichen Nutzbarkeit wissenschaftlich untersucht. Solche Baumsammlungen gibt es auch in kleinerem Format weltweit, sogar auf bestimmte Baumarten spezialisiert. Werden Eichen gesammelt nennt sich die Sammlung Quercetum, bei Sträuchern Fruticetum und bei Nadelhölzern Pinetum. Man sieht, auch hier findet jeder seine Nische.
Nun bin ich aber gespannt, wie der Gartenprinz diesen Duft umgesetzt hat. Auch wenn man nun mit einer ganzen Sammlung an Holznoten rechnen würde, angegeben wurden lediglich folgende Noten: Kopfnote: Koriander; Herznote: Pinie (Kiefer); Basisnote: Eichenmoos. An anderer Stelle wurden weitere Noten wie Heidekraut, Laub, Rinde oder Tanne angegeben.
Der geniale Parfumeur Pierre Bourdon steckt im Übrigen hinter dieser Komposition. Und auch hier beweist er seine Klasse: ein feiner Laub- und Moosgeruch, wie auch frisch-sauber-nadelhölzerne Anklänge und etwas süßlich anmutendes Eichenmoos. Etwas respektlos formuliert: der handzahme, leichte und kleine Bruder von Carons Yatagan (hier rezensiert), aber völlig frei von dessen Harzen, animalischen Noten und seiner dominanten Intensität.
Hier haben wir es eher mit einem Spaziergang durch den Wald zu tun, feine grüne Wald- und Laubnoten, alles höchst kultiviert und auch sauber. Ein Duft, der eine herrliche Unbeschwertheit ausdrückt: der erste Urlaubstag von vier Wochen, ein Morgenspaziergang durch den Wald…ich finde ihn toll!
Waldige Grüße
von Harmen
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