My Memo…

besser bekannt auch nur als „Memo“ hatten wir schon lange nicht mehr. Genauer gesagt habe ich festgestellt, dass ich eigentlich nur dachte, die Düfte einmal hier im Blog vorgestellt zu haben. Ich hatte damals die Texte für unseren Shop geschrieben und das gedanklich nicht mehr adäquat sortiert. Schade, wie ich finde – denn das kleine Pariser Label hat durchaus das eine oder andere Schmankerl in seiner Linie.

Gegründet wurde das Label von Aliénor Massenet und Clara Malloy. Natürlich war es für beide ein Lebenstraum. Massenet, die Parfumeurin, war natürlich schon immer duftverrückt, studierte allerdings Psychologie und Kunstgeschichte, mit denen sie später dann doch bei den Branchenriesen der Aromastoffhersteller landete: Firmenich, IFF und Florasinth hießen ihre Stationen neben L’Oréal. Dort erlernte sie das Handwerk von der Pike auf – und zwar aus erster Hand: Als Assistentin von unter anderem Bertrand Duchaufour, Carlos Benaïm, Pierre Wargnye, Sophia Grojsman und anderen, mit denen sie jahrelang zusammenarbeitete. Respektabel für jemanden, der einmal nicht von der französischen Parfumeurskaderschmiede ISIPCA kommt.

Heute hat sie nun my Memo, ihr eigenes Label, dessen Inspirationen aus Reisen, Träumen und, ganz generell: überschäumender Lust am Leben fließen. Alle Düfte, die sie uns präsentiert, sind ein jeder nach einem bestimmten Fleckchen (auf der) Erde benannt und eben diesem gewidmet – „a memorable olfactory journey“, eine beeindruckende Reise, zu der sie uns einlädt.

Parfums sind, das sage ich ja eh schon immer, Reisen für Verhinderte. Nur allzu gerne lasse ich mich deshalb auf die Einladung ein und mag Euch Moon Fever, vormals Moon Safari, Shams, Manoa und Granada vorstellen, die letzten vier Düfte, die my Memo lancierte. Beginnen wir heute mit Moon Safari, der mittlerweile Moon Fever heißt und den schönen Beisatz „The leather side of Vetiver“ trägt:

„The dark side of the moon hides a jungle rustling with animals as free as they are wild. They live with their nose in the wind and their head in the stars, in the lightness and sweet pleasure of weightlessness. In the heat of the savannah, they welcome lazybones, men in the moon and dream chasers like old friends. A fanfare of roars, sighs, whinnies and cries ring out to greet each new arrival: no one even thinks of sleeping when it’s time to set off on a Moon Safari.“

Die Wüste lebt… da kommt mir gleich „Die Wüste lebt“ in den Kopf, jener alte oscarprämierte Dokumentarfilm aus dem Hause Disney, der mich als Kind so begeisterte. Könnt Ihr Euch noch an die betrunkenen Tiere erinnern, die zu viele vergorene Früchte gekostet haben?

Aber, zurück zum Duft, der ja auch die Savanne und keine Wüste zitiert, die er mit folgenden Ingredienzen abzubilden vermag: Kopfnote: Bitterorange, Pampelmuse, Zitrone, Mandarine; Herznote: Neroli, Muskatellersalbei, Verbena; Basisnote: Leder, Vetiver, Tonkabohne.

Als ich Moon Safari aufsprühe, weiß ich wieder, wieso er so lange hier lag und ich ihn noch nicht rezensiert habe – weil ich ihn a) nur sehr schwer einordnen kann und er b) so ganz anders riecht, als ich es dem Titel und dem Versprechen nach vermuten würde. Die Kopfnote ist hesperidengeschwängert frisch wie ein leichter Windhauch, der hintergründig die Wärme der Umgebung mit sich bringt. Anklänge von Gras, eine aparte und unverbrauchte Bitterorange, von zitrischen Lakaien begleitet. Neroli und Muskatellersalbei zeichnen freundliche, floral-fruchtige Süße. Verbena, die Zitronenverbene, gibt dem Duft für mich noch einen anderen Dreh: Auf die Süße aufbauend, die aus der Basis von der heimlichen Vanille-Schwester Tonka unterstützt wird, geht sie eine Amour Fou mit dem grasig-rauchigen Vetiver ein. Daraus entsteht ein dichtes Duftgewebe, das auf meiner Haut frappierend anders riecht als auf dem Teststreifen. Auf Papier überwiegt später die rauchig-salzige und grüne Vetiverkomponente, auf meiner Haut allerdings verwandelt sich der Duft in ein durchdringendes, äußerst anziehendes Etwas, das mich sehr in seinem Naturell an Inekes Field Notes in Paris erinnert – Rezension siehe hier. Eine seltsame, zimtig-süße Hesperidenfrische voller Dynamik und Wärme (!), die von grünem Vetiver angetrieben wird. Ein echter Rausch und wunderschön, in meinen Augen schöner noch als auf Papier.

Was ich aber nicht verstehe – wo ist hier das Leder, hat es jemand gefunden? Beim besten Willen, ein Fitzelchen vermag ich mit viel Phantasie vielleicht noch auf dem Teststreifen zu entdecken, wenn man es mir vorher sagt, dass ich es da finden muss. Aber, nein, nicht wirklich ein Lederduft. Macht aber nichts, ich finde ihn trotzdem toll 😉 Und die Savannenimpression gefällt mir auch ausgesprochen gut – hat der Duft doch etwas Nächtliches, Ungezügeltes, Wildes an sich.

Ich freue mich auf den Rest – Ihr auch? Dazu müsst Ihr Euch bis nächste Woche gedulden 😉 Bis dahin ein wunderbares Wochenende Euch allen und viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: La Gran Sabana (Venezuela), some rights reserved – vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

5 Kommentare

  1. Annette
    24. Februar 2012
    Antworten

    Liebe Uli,

    hui, der klingt von den Ingredienzien aber schon _sehr_ schön.

    Die Kombination von Bitterorange, Pampelmuse – also eher die würzigen Hesperiden – mit der Mandarine, die ja neben den süß-fruchtigen Anteilen auch oft auch eine subtile Herbheit hat. Von da aus weiter zu Neroli und Verbena, die ein ähnliches Duft-„Thema“ nochmals ganz anders abbilden.
    Der Muskatellersalbei hat ja seinerseits auch leicht „zitronige“ Untertöne. Und dann verzweigt sich das in einerseits in das Pärchen Muskatellersalbei und Verbene, die (für mich geruchlich durch ihren Grünanteil)dezent in Richtung Vetiver blinzelt-
    Andererseits paßt der erstgenannte aufgrund der weicheren, süßlicheren und auch „cumarin-igen“ Noten auch gut zur Tonkabohne , unterstützt sie und beschert ihr ein paar zusätzliche Nuancen. Die Tonkabohne ihrerseits den Vetiver wieder etwas abfedernd. Der Vetiver wiederum durch die Pampelmuse profiliert (die in Düften ja gerne mal was indifferent „salziges“ beisteuert)… das klingt tatsächlich grandios!

    Was mir daran so besonders gefällt:
    Mit den ganzen Hin- und Her- und Querverweisen der einzelnen Mitspieler auf-/untereinander, mit dem Referenzieren auf die anderen enthaltenen Noten ist das schon innerhalb des Duftes eine bemerkenswerte assoziative Reise 🙂
    Insgesamt hört sich das nach einer wunderbar „runden“ Sache an.

    Den Film „Die Wüste lebt“ habe ich als Kind ebenfalls geliebt 😉 – und so richtig „mitleidend“ nachvollziehen konnte ich das „day after-Feeling“ der besoffenen Viecher dann zu Studentenzeiten endlich auch…*gg*

    Viele liebe Grüße!

    Annette

  2. Annette
    24. Februar 2012
    Antworten

    gerade fällt mir auf, wie sehr sich unsere Duftwege durch die Savanne gleichen, obwohl ich das Ganze jetzt nur im Kopf nachvollziehen konnte 🙂

  3. Avatar-Foto
    Ulrike
    24. Februar 2012
    Antworten

    Huhuu liebe Annette,

    in der Tat, das tun sie 😉 Und DU solltest deshalb dringend mal testen meine Liebe! Ich mag ihn wirklich sehr gerne, diesen besonderen Duft.
    Er ist in sich so stimmig, so gewaltig und dicht – ohne jedoch penetrant zu sein. Eben in einer Art ähnlich dem Field Notes, der hat auch diese unglaubliche Präsenz. Kennst Du den?

    Und die Wüste würde ich gerne mal wieder schauen… Das sollte ich vielleicht einmal anregen hier 🙂 Wenn man eh schon so viele Filme sieht…

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

  4. Annette
    24. Februar 2012
    Antworten

    Hallo liebe Uli,

    bei so warmer Empfehlung (und in Kenntnis meiner Duftvorlieben) Deinerseits – ist für Test gebucht 🙂

    Den Field Notes kenne ich nicht, werde ich mir aber gleich anschauen… *stöbern geht*

    Liebe Grüße!

    Annette

  5. Avatar-Foto
    Ulrike
    29. Februar 2012
    Antworten

    … lass es mich/uns wissen, wie er Dir gefallen hat 🙂

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

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