Maître Parfumeur et Gantier haucht nicht nur dem neuen Jahr, sondern gleichzeitig auch seinen alten Klassikern frischen Wind ein: Les Eaux Extravagantes sind soeben in unserem Shop gelandet – ich hatte Euch Ende letzten Jahres schon davon erzählt. Jean-François Laporte, der Gründer von Maître Parfumeur et Gantier ist vor kurzer Zeit erst verstorben, am 7. November letzten Jahres. Seine Firma aber hatte er schon viel früher seinem Schüler Jean-Paul Millet Lage überlassen, um sich neuen Projekten zu widmen. Dieser huldigt nun seinem Lehrmeister mit einer Hommage an dessen Klassiker – ich kopiere mich einmal selbst:
„Maître Parfumeur et Gantier hat drei seiner von Laporte kreierten Klassiker einem Relaunch unterzogen, der unter dem Namen „Les Eaux Extravagantes Edition“ auf den Markt kommt. Es handelt sich dabei um Fraîcheur Muskissime aus dem Jahre 1989, Vocalise von 1993 und Eau Pour Le Jeune Homme, ebenfalls von ’93. Die Originalrezepturen wurden behutsam von Jean-Paul Millet Lage überarbeitet und aufgefrischt variiert, um so die Extravagante-Variationen entstehen zu lassen.“
Ich nehme das zum Anlass, Euch heute und dieser Tage sowohl die neuen Düfte als auch ihre Vorbilder im Vergleich dazu vorzustellen. Beginnen wir heute doch einmal mit dem Mann – Eau pour le jeune Homme, der Duft „für den jungen Mann“. Das Original, das rieche ich sofort, dürfte etwas für Harmen sein – auch wenn der, streng genommen, nicht mehr in die Sparte des jungen Mannes fällt, oder? Und wild entschlossen sportlich ist er ja auch nicht wirklich – doch auf genau solche Männer zielt, zumindest der Beschreibung nach, Eau pour le jeune Homme. Aber bevor ich mich weiter in Lästereien über meinen Mitschreiberling ergieße, sprühe ich mir doch lieber mal beide Kandidaten parallel auf die Haut.
In der Tat – wir haben es bei dem Original natürlich mit einer sehr klassischen und gemeinhin immer als dynamisch-sportlichen, zumindest tatkräftig-aktiven empfundenen Mischung zu tun: Agrumen satt, Gewürze und Kräuter. Leuchtend und eindringlich zeigen sie sich, die Hesperiden, saftig, säuerlich, zitrisch und frisch, von fruchtiger Ingwerherbheit gekonnt ergänzt. Neroli stiftet, ganz typisch, dezente süß-floral-fruchtige Anklänge, während Muskat pfeffrig-scharfe Konstrastpunkte setzt. Der Duft verbleibt lange in dieser kühlen Frische, der eine Art edel-aquatischer Charakter innewohnt, bis er in der Basis von verhalten wärmenden, gesetzten Hölzern aufgefangen wird, von Moschus unaufdringlich gesäubert.
Ich würde sagen – ein absoluter Immergeher. Der an so gut wie jedem Mann gut riechen wird – und dazu muss dieser noch nicht mal sonderlich jung sein 😉
Wie steht es aber mit dem Eau Extravagante? Dieses ist merklich zitrischer in der Kopfnote – hier hat wer an den Zitrusfrüchten gedreht, aber deutlich: Mehr Zitrone, mehr Bergamotte. Viel mehr Säure, prickelnde Säure. Und salzige Noten, vielleicht eine Grapefruit? Mit einem Hauch Vetiver dazu?
Der Extravagante ist in der Tat extravaganter: Wo das Original mit milder Wärme brilliert, die größtenteils auf den (Ver)Mittler Ingwer zu schieben ist, der durch seine fruchtig-trockene Süße ausgleichend wirkt, sind hier Kanten angesagt. Salzig-zitrische Kanten, die sich im weiteren Duftverlauf zwar diszipliniert beruhigen, die aber durchweg kühler Natur sind, ohne jegliche Sonnenwärme.
Ein Duftpaar für ein smartes Brüderpaar? Wieso nicht – das Eaux bekommt in jedem Fall der Jüngere, der natürlich ein bisschen mehr „crazy“ ist. Oder wenigstens ein Querulant, ein kultivierter. Das reicht auch schon.
Einen schönen Tag wünscht Euch Eure Ulrike.
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