Was hat ein Herrenschneider im Wald verloren?

…mag vielleicht der erste Gedanke sein, wenn man den Namen Knize Forest hört. Diesem Mysterium werde ich heute auf den Grund gehen, haben mich doch die beiden kürzlich besprochenen Knize Ten und Knize Sec sehr beeindruckt. Katharina wird es zumindest freuen, diesen Duft hier einmal besprochen zu sehen, hat sie sich ja bereits als Fan dieses Waldduftes ausgegeben.

Grib skov

Die Duftnoten lassen ein würziges Portfolio erwarten: Kopfnote: Orange, Zitrone, Petitgrain, Bergamotte, Lavendel; Herznote: Rosmarin, Salbei, Oregano, Basilikum, Geranium, Rosenholz, Nelke; Basisnote: Vetiver, Patchouli, Sandelholz, Ambra, Labdanum (Zistrose), Eichenmoos, Moschus.

In Ludwig Tiecks Kunstmärchen „Der blonde Eckbert“ von 1796 wurde der Begriff „Waldeinsamkeit“ zuerst verwendet, um gewissermaßen eine heile Welt im Einklang mit der Natur zu formulieren.

Caspar David Friedrich 068Waldeinsamkeit,
Die mich erfreut,
So morgen wie heut
In ewger Zeit,
O wie mich freut
Waldeinsamkeit.

Waldeinsamkeit
Wie liegst du weit!
O Dir gereut
Einst mit der Zeit.
Ach einzge Freud
Waldeinsamkeit!

Waldeinsamkeit
Mich wieder freut,
Mir geschieht kein Leid,
Hier wohnt kein Neid
Von neuem mich freut
Waldeinsamkeit.

Als Gemälde brachte diese Haltung Caspar David Friedrich mit seinem hier rechts gezeigten Bild „Der Chasseur im Walde“ zum Audruck. Vor allem der deutsche Wald musste bereits für allerlei Politisches herhalten. Wer sich über dessen Kulturgeschichte informieren möchte, sei auf diesen lesenswerten Wikipedia-Artikel verwiesen.

Aber wir haben ja nun „Knize Forest“ auf dem Zettel, deswegen geht es nun auch endlich mit dem Duft weiter. Holla die Waldfee! Los geht es mit einer walduntypischen zitrischen Frische, die mit Orange, Zitrone und Petitgrain kräftig aufspielt. Zaghaft strömen einige würzige Noten bei. Mit Lavendel, Rosmarin, Salbei, Oregano und Basilikum haben wir einen ganzen Strauß davon zur Hand – für mich drängt sich keiner nach vorne, um genauer identifiziert zu werden, jedenfalls könnte auch der Vetiver für eine grundsätzliche Krautigkeit verantwortlich sein. Das Sandelholz und auch der Moschus machen sich als weitere Kandidaten zuerst bemerkbar, zugleich bildet Geranium und das Rosenholz eine floral-würzige Komponente, die aber verhalten beiklingt.

Ein grüner, holziger, würziger und insgesamt facettenreicher Herrenduft, der sicherlich zu einem Dichter-Schöngeist passt, der die Waldeinsamkeit sucht, um einige Zeilen zu schreiben. Aus gutem Grund heißt er nicht „Knize Wood“, denn da ist nichts Urwüchsiges oder Wildes, eher ein kontemplativer, aber nicht schwermütiger Spaziergang auf einer Waldlichtung im Sommer.

Émile Bernard Madeleine au Bois d'Amour 1888

Ihr seht, ich kann mir durchaus auch eine Dame mit diesem Duft vorstellen, auch wenn er eher auf einen Mann hin konzipiert wurde. Nach drei tollen Düften von Knize brauche ich nun wirklich keinen weiteren Grund mehr, um mir auch noch die restlichen Parfums aus diesem Hause vorzunehmen: Knize Two und auch Lady Knize!

Es grüßt Euch Waldschrat
Harmen

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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