obliegen der ständigen Veränderung, bedingt durch Kultur und Lebenssituation. Im Spiegel gab es dazu vor kurzem einen ganz amüsant geschriebenen Artikel, der eigentlich der neuen Generation Mann gewidmet war, dem soften Mann, den so keiner richtige haben mag – dabei kamen aber auch die Frauen von heute nicht überragend gut weg.
Denn sie wissen nicht, was sie tun – und oft genug auch nicht, was sie wollen, wirklich wollen. Das trifft leider auch auf beide Geschlechter zu und scheint ein prägnantes Merkmal des Zeitgeistes zu sein, ein Charakteristikum. Wo Menschen derart orientierungslos sind und das eigene Leben so voller offener Türen steht, so möglichkeitsreich ist wie nie – wird es schwierig. Und frustrierend. Gerne lassen sich viele dabei an die Hand nehmen von irgendeiner anonymen Masse, der Gesellschaft, der öffentlichen Meinung oder sonst einem undifferenzierten Gebilde, das einem suggeriert, was sich so gehört – oftmals ohne dessen überhaupt gewahr zu werden. Der beste Weg, fremdbestimmt ein Leben zu leben – und sich irgendwann in einer wie auch immer betitelten Krise des eigenen Verlusts bewusst zu werden, obgleich eher die Frage erlaubt wäre, ob man sich denn jemals gefunden hatte.
In einer solchen Zeit der, ich nenne es mal: Verunsicherung, der paradoxerweise eine ganze Menge Potential zur Entfaltung innewohnt, entwickeln sich dann gerne mal Auswüchse, die man frisch von der Leber als unmenschlich bezeichnen könnte. Ein solcher ist für mich die optische Entwicklung des Frauenbildes, das einem von Medien vorgekaut und von Modedesignern jeglicher Façon fast schon verordnet wird – und das mit der Realität nicht wirklich viel zu tun hat. Abgesehen davon, dass es auch einige gesunde Frauen geben mag, die Size Zero tragen, haben weltweit über 50% aller Frauen Größe 42 und mehr. Das hat nicht mehr wirklich viel mit Kate Moss und Victoria Beckham zu tun – und zeigt auch eine deutliche Differenz zu den Models auf den Laufstegen. Wirklich entsetzt hat mich diesbezüglich neulich eine Fotoserie des sogenannten Plus-Size-Models Katya Zharkova für ein Magazin, in der sie sich mit einem „normalen“ Laufstegmodel ablichten ließ – siehe hier.
Falls sich jemand fragt, wie ich jetzt noch die Kurve zu den Parfums kratze – hier ist sie, die Kurve: Meiner Meinung nach gibt es auch auf dem Parfummarkt jüngere Tendenzen, die vorgeben, wie Frauen zu riechen haben – vor allem im Mainstreambereich. Eine in meinen Augen ganz unangenehme Richtung ist diejenige der Düfte, die einfach nur sauber riechen wollen, frisch gewaschen wie ein Leinenlaken. Und ich meine wirklich die Parfums, die noch nicht einmal die Umgebung des Lakens auf der Leine mit einbeziehen – die herrliche Provence im Sonnenschein samt ihren Lavendelfeldern oder auch einen mediterranen Obstgarten, durch den sich das Wäscheschnürchen spannt. Es gibt in der Tat einige saubere Düfte, die schön sind und es auch mir angetan haben – die sind dann aber mehr als nur sauber. In jedem Fall behagt mir alleine die Vorstellung schon nicht, dass blitzesaubere Frische als Parfum toll sein soll – anziehend finde ich es nicht und sexy schon gleich gar nicht.
Überhaupt kann ich mit einigem, was da so als feminin und weiblich beschrieben wird, was man darunter versteht, nicht übermäßig anfangen. Desto mehr stachen für mich in den letzten Jahren einige Düfte heraus, die ich als überaus feminin, und das in einer sehr sehr angenehmen und gleichermaßen aufregenden Art und Weise bezeichnen würde. Die drei für mich schönsten möchte ich exemplarisch nennen – allesamt in einer Hinsicht Skindüfte, aber mit dem besonderen Etwas: Histoires de Parfums Moulin Rouge 1889, État Libre d’Oranges Like This! zu Ehren von Tilda Swinton und Laboratorio Olfattivos Nirmal. Ich habe alle schon hier im Blog rezensiert…
… und möchte dieser Liste einen neuen Favoriten anfügen: Seven Veils von Byredo. Beschrieben wird der Duft als „würzig-orientalische Komposition“, die auf der „Wärme der Vanilleblüte und indischem Sandelholz“ ruht. Gewidmet ist der Duft einer sagenumwobenen Figur und ihrem berüchtigten Tanz – die Rede ist von Salome.
Lassen wir uns von Wikipedia erinnern, was ihre Legende betrifft:
„Als mögliche Quelle für die biblische Erzählung wird eine von Titus Livius mitgeteilte Greueltat des römischen Konsuls Lucius Quinctius Flamininus angesehen, der im Jahr 192 v. Chr. beim Mahl einen Gefangenen erschlug bzw. erschlagen ließ, um seinem punischen Lustknaben das Schauspiel einer Hinrichtung zu bieten. In der Erzählung des Flamininus-Motivs durch den römischen Geschichtsschreiber Valerius Antias wird aus dem Knaben eine Frau mit zweifelhaftem Ruf. Ähnliche Versionen der Geschichte finden sich bei Cicero und Seneca dem Älteren.
Herodes Antipas heiratete in zweiter Ehe seine Schwägerin Herodias. Diesen Umstand kritisierte Johannes der Täufer, was laut der biblischen Erzählung im Neuen Testament zu dessen Ermordung führte. Hier befinden sich Berichte der Ereignisse, in denen der Name Salome zwar nicht vorkommt, die aber die Basis der späteren Salomelegende bilden. Flavius Josephus dagegen führt politische Gründe für den Mord an, der ihm zufolge in Machaerus verübt wurde.
Die Legende selbst erscheint im Neuen Testament folgendermaßen: Herodias begehrte den Tod des Johannes, doch Herodes weigerte sich, diesen töten zu lassen. Anlässlich einer Geburtstagsfeier des Herodes, der viele Würdenträger beiwohnten, führte die Tochter der Herodias (= Salome) einen Tanz auf, mit dem sie die Anwesenden derart in Verzücken versetzte, dass Herodes ihr schwor: „Um was du mich auch bitten wirst, ich werde es dir geben bis zur Hälfte meines Reiches“. Das Mädchen fragte ihre Mutter, was sie sich wünschen solle, und diese flüsterte ihr das eigene Begehren ein. Sie solle den Kopf des Johannes verlangen. Diesem Wunsch konnte sich Herodes Antipas „um der Eide und um derer willen, die mit zu Tisch lagen“ nicht verweigern. Er ließ Johannes köpfen und das Haupt auf einer Schüssel zu der Tänzerin bringen.
Der Mönch und Presbyter Isidor von Pelusium benennt die Tochter der Herodias gegen Anfang des 5. Jahrhunderts dann in einem Brief erstmals konkret mit dem Namen Salome. Als Figur der Leidensgeschichte des Johannes taucht sie später bsp. im altsächsischen Heliand-Epos um 830 und in den mittelalterlichen Mysterien-, Passions- und Prophetenspielen als Schuldige am Tode des Johannes auf.“
Was muss das für ein Tanz gewesen sein, der Tanz der sieben Schleier, dem man bei Byredo folgende Zeilen zum Duft hinterließ:
„On that first morning the moon sinks late and you feel the pull, as if it were night, magnetic in a way the sun could never be. Three memories pervade the air. The way you hold it; the way through fingers you let it slip; and the way the woven silk floats across the winds. So now floats a perfect fifth, in a minor chord, from an ancient bow, resonating in our ears louder and louder. And louder still until it grows stronger than even our beating hearts. You rise up, upon your feet, and even higher. With seven veils you dance, swirling swirling swirling.“
Salome in jedem Falle inspirierte vor Byredos Ben Gorham natürlich schon etliche Künstler, Literaten und Musiker, vor allem zu Zeiten des Fin de Siècle, der französischen Décadence – Oscar Wilde, Richard Strauss, Julius Klinger, Oskar Kokoschka, Tizian, Stéphane Mallarmé um nur einige zu nennen.
Ben Gorham hat mit Seven Veils meiner Meinung einmal mehr ein echtes Meisterwerk abgeliefert: Karotte zeigt sich im Kopf auf die ihr genuine, eigenartige trocken-fruchtig-süße Art, die sogleich Hautnähe schafft. Piment schärft die Sinne – und betört sie gleichermaßen mit seinem eigentümlichen, in diesem Falle an würzigen und dezent pfeffrigen Muskat mit einer Prise Zimt und Nelke erinnernden Duft. Dieses sich überaus gelungen ergänzende Paar geleitet uns ins Herz, bleibt aber weiterhin präsent neben den Hauptprotagonisten: Vanille, eine Orchidee, deshalb – Vanille und exotisch-pudrig-süße Orchideen, die eine dermaßen wollüstige Ausstrahlung entwickeln, dass es eine wahre Freude ist. Eine zarte Rose bildet das Gegengewicht, eine wässrig-fruchtige. Die Basis kann hier eigentlich nur noch unterstützend wirken – und das tut sie auch mit Sandelholz und Vanillebohne (meinte hier jemand Tonkabohne, vielleicht?).
Seven Veils legt sich wie ein Schleier auf die Haut und wie eine erotische Aura um einen. Der Charakter des Duftes ist raffiniert, so wie es sein Vorbild wohl auch war, jene legendäre Femme Fatale: Auf der Haut riecht er nicht wie „ein Parfum“, sondern – wie Haut, aber besser. Sinnlich duftet es mir entgegen, kokett-lockend, erhitzt, werbend, ja, selbstbewusst buhlend, der eigenen Verführungskraft gewiss. Ich könnte hier als Mann nicht widerstehen. Und kann es vermutlich zumindest der Flasche gegenüber auch nicht.
Verzückte Grüße,
Eure Ulrike.
hm, ich mag Deinen Artikel sehr und gehe mit allem, was das Frauenbild angeht, vollkommen d’accord, aber „Seven veils“- mit dem komme ich so gar nicht klar. Ich hatte mir voller Vorfreude ein Pröbchen bestellt, aber bei mir entwickelt er sich so süüüüß, dass ich mir Gedanken über die enthaltenen Kalorien gemacht habe. Vielleicht hat er doch noch eine dritte Chance verdient; hier ist es ja ausreichend kalt (-20°C).
Viele Grüße,
Simone
Liebe Uli,
hin und wieder rieche ich ja so ein eigenständiges Leinendüftchen auch ohne Umgebung ganz gerne, dann soll es aber bitte ein staubtrockenes, grobes, handgewebtes Bauernleinen oder ein klatschnasses Rohleinen oder ein dampfig-heißes, gerade gebügeltes feines weißes sein.
Die mainstreamig schon säuberlich zusammengelegten Laken?
Ach was, offen gesagt, meistens handelt es sich doch um gar keine Leinenteile, sondern bestenfalls um schon säuberlich in den Schrank verräumte weiße Baumwollblüschen 😛
Es stimmt schon – diese reinen „Sauberundsonstnix“-Düfte sind langweilig (womit sollten sie auch auf sich aufmerksam machen?), aber in Zeiten wo man einerseits ungebeten immer öfter im öffentlichen Raum, in Kaufhäusern und Arztpraxen mit ausgeklügelten „Duftkonzepten“ beballert wird und andererseits immer mehr Leuten diese Zwangsbeduftung halt auf den Senkel geht: da schwappt das ganze leider auch schnell über und schon ist _jeglicher_ Duft Teufelswerk und wer sich gar mit solchem schmückte, muß ein schlimmer Mensch sein, der Allergiker ins Verderben stürzen will.
Nein, ich bestreite nicht, daß es tatsächlich Leute gibt, die damit Probleme haben. Auch mir hat schon so manches „kollegiale“ Duftwässerchen die Tränen in die Augen getrieben und das Wasser aus der Nase laufen lassen.
(Und ich kann mir vorstellen, daß zum Beispiel der Beruf als Lehrer olfaktorisch geradzu grausam sein kann, wenn man in einem Klassenzimmer mit einer Horde Pubertierlinge steckt, deren männlicher Anteil sich mit Axe oder Plähboy eingenebelt hat, während die Mädels jeglichen Promiduft, den das Taschengeld hergibt, von Aguilera bis zur Spears-Britney, verbreiten – uuäh, da würde ich wahrscheinlich auch ein sauberes Nichts bevorzugen *lach*)
Vielleicht fehlt es einfach an der Einsicht, daß man einen Duft auch rücksichtsvoll auswählen und dosieren kann?
Wenn ich weiß, ich stecke gleich in der U-Bahn im dichten Gedränge, muß ich ja nicht zwingend einen Aldehyd-Bomber auflegen, der allen ringsum erstmal Schnappatmung beschert…
Simone schreibt in ihrem Kommentar zu Seven Veils, daß sie unwillkürlich an die enthaltenen Kalorien gedacht hat – und meine erste Assoziation bei den Inhaltsstoffen war soeben auch nicht „ui, wahrscheinlich toller Duft“ sondern ehrlicherweise: „oh, tolles indisches Dessert!“ 😉
Ich hänge da wahrscheinlich an der Karotte fest. Die Kombination Piment, Vanille, Orchidee, Rose untermalt von Sandelholz kann ich mir nämlich wiederum gut als sehr schön vorstellen!
Deine Verzückung: überaus verständlich – in mein Beuteschema paßt er irgendwie (zur Zeit) gar nicht. Kann aber auch an der Affenkälte liegen, da klacken die Synapsen bei „skinnig“ net wirklich.
Liebe Grüße!
Annette
Liebe Uli,
auch ich hänge mal wieder beeindruckt lauschend an Deinen Lippen, ähm, neee, an Deinen Fingern… Öhm. Nö. Ach egal, ich liebe Deine Schreibe, das wollte ich sagen und auch hier genieße ich wieder mal jedes Wort von Dir und lasse mich gerne entführen und lerne dazu, danke dafür, immer wieder!! 🙂
ABER – “Seven veils” ist auch für meinen Geschmack (und ich lieeeeeeebe süße Düfte!) irgendwie nicht so recht (er)-tragbar. Beim ersten Test, als er ganz neu war, da dachte ich noch, dass vielleicht nicht kalt genug gewesen war. Also hab ich letzte Woche noch mal getestet und heute nach Deiner Lobeshymne dann ein drittes Mal, aber da tut sich nicht viel, das bleibt für mich ein ungebackener Kuchen- oder Plätzchenteig. Ich komme von diesem Bild auch nicht weg! Eine ungebackene pappige Süße, die an künstliche Backaromen erinnert. Okay, okay, ich weiß, einige lieben Kuchenteig, ich für meinen Teil bekam da immer schon Bauchschmerzen von und ich mag es einfach nicht.
Danach riechen mag ich schon zweimal nicht, nicht mal bei dieser sibirischen Kälte und somit ist Seven Veils nichts, was ich gerne haben könnte. So schön sich das auch alles aus Deiner Feder liest. ;-))
Wünsch Dir viele wärmende Gedanken, kuschelige Decken, heißen Tee, warme Füße, ne Katze auf dem Bauch, ein spannender Schmöker, ein edles Tröpfchen und ein seelenwärmendes Düftchen – kurz, alles was es für ein winterliches Wochenende braucht! :-))
Ganz herzliche Grüße
Evelyn
Liebe Uli,
als Sauber-Duft-Ignoriererin kommen bei mir Duft-Pröbchen dieses Genres mit in den Tank des Dampfbügeleisens. So duftet nicht nur meine Wäsche gut, sondern gleich die ganze Wohnung.
Das westliche Frauenbild ist ja gerade dabei, von post-emanzipatorischer Vermännlichung und wiederentdeckter Weiblichkeit umzuschlagen in Richtung Gender Mainstream. Jeder darf/soll jetzt alles sein und Identitäten sowie Orientierungspunkte sind in der freien Entfaltung nur hinderlich…
Unter Mainstream-Düften und -Kosmetik beobachte ich derzeit trotzdem einen immer stärkeren Trend in Richtung japanischen Kawaii-Kult. Beziehungsweise das, was Europäer darunter verstehen. Da dominieren in Drogerie-Regalen Hello Kitty, Flakons in Babyrosa, Knall-Quietsch-Buntes, oft noch mit Anhängern fürs Handy um den Flakon und natürlich den Namen eines Popsternchens tragend. Die Düfte riechen süß und sonst eigentlich nach nichts.
Ob sich daraus bereits ein ganz neues Frauenbild ableiten läßt, oder einfach eine immer jüngere Käuferschaft vom Markt erschlossen werden soll?
Im Mode-Bereich ist seit einigen Jahren Ähnliches zu beobachten. Dort hat es nicht lange gedauert, bis der Niedlich-Trend auch von den höherpreisigen Herstellern übernommen wurde. Auch bei Kleidung, die eigentlich für erwachsene (und zahlungskräftige!) Frauen gedacht ist, sieht man immer öfter Formen, Farben und Applikationen – und Größen! -, die man eher in der Kinder-Abteilung erwarten würde. Ein Trendforscher nannte diesen Vorgang unlängst die „Infantilisierung der Frauen“.
Ich hoffe jedenfalls, daß sich der Nischenduft-Markt nicht auch vom Bonbon-Trend mitreißen läßt. Kawaii in allen Ehren, aber die europäischen Interpretationen japanischer Niedlichkeits-Ästhetik sind ohne jede Würde und taugen alle nicht. 😉
Vielleicht ist der Unschulds-Kult in Form von Sauberfrau- und Kindfrau-Image ein ähnlicher Selbstfindungs-Pups unserer orientierungslos herumirrenden Gesellschaft wie der Wimpster oder der Softie, die den Macho als Prototyp eben doch nicht ablösen konnten. Der sensible Mann, der Nachdenkliche, Reflektierende, Friedfertige, hat nichts zu tun mit den neurotischen Trantüten und Jammerlappen, als die er missverstanden wurde.
Ich denke, Männern geht es ähnlich mit den Kindfrauen und den Sauberfrauen. Selbstverständlich wollen sie sanfte, freundliche Frauen, die jugendliche Frische ausstrahlen. Aber sie wollen keine kuchenteig-süßen, dauerelastischen Drohnen ohne individuelle Charakter.
Ich stelle mir eine Frauenbewegung vor, welche ausnahmsweise einmal weder als Unterwerfungsgeste noch als Kriegserklärung an den Mann, noch als Unisex-Gleichmacherei verstanden werden kann. Was werden daraus für tolle Düfte hervorgehen! 🙂
Viele liebe Grüße
Katharina
Hallo Ihr Lieben,
so viel Feedback – schön!
@ Simone: Ich finde, er ist noch einen Test wert, ja 🙂
Bei mir hat es ein wenig gedauert, er hat auch, das räume ich ein, eine Note darin oder eine Seite, die ein wenig… anstrengend sein kann. Alles in allem hat er mich aber nach ca. fünfmaligem Test dann doch erobert 😉 Schafft nicht jeder 😀
@ Annette: Baumwollblüschen? 😀 Klasse voller Pubertierlinge? 😀
Du hast natürlich vollkommen recht 🙂
Und ich denke, dass es wirklich oft ein Problem des Maßhaltens ist: Das richtige Parfum zur richtigen Zeit in der richtigen Dosis. Eine Bekannte von mir z.B. regt mich diesbezüglich immer total auf (und liest bestimmt nicht mit, ergo… ;)) – Sie schafft es z.B. im Hochsommer bei 45 Grad Tauers Wüstenluft beim Freiluftitaliener zu tragen – und zwar mindestens fünf bis sieben Sprüher. Da muss man sich nicht wundern, dass keiner mehr Hunger hat… Das geht eben einfach nicht, der Tauer ist wunderschön, aber die Anzahl der Sprüher ist schon bei normalem Wetter zu viel…
Aber da haben viele keinen Blick dafür. Ich erinnere mich noch an den Herrn, der neben mir im Breuninger hier in Stuttgart stand und sich die Creed-Düfte zeigen ließ, weil er ein Geschenk kaufen wollte. „Wie, so wenig riecht man da? Wenn ich so viel Geld ausgebe, will ich auch, dass man das ordentlich riecht.“ Schwabe eben – viel hilft viel, teures Parfums müssen auch 200m gegen den Wind stinken…
*augenroll*
ABER: Für mein Empfinden fallen eben auch einige dieser clean(en) Düfte in diese Himmelschreiend-auffällig-duftend-Kategorie hinein – Sauber oder frisch gewaschen riechen heißt bei vielen dieser Düfte nicht, dass sie in irgendeiner Form dezent wären. Ich mag ja auch einige Sauberlinge, aber die müssen dann schon mehr drauf haben oder WIRKLICH unprätentiös-zurückhaltend duften.
@ Evelyn: Ganz vielen lieben Dank für das Kompliment 🙂 Kam heute zur rechten Zeit – nicht, dass es das sonst nicht kommt, aber es butterte mir gerade einen einigermaßen beknackten Tag zurecht 😉 Dir ist er auch zu süß, der Seven Veils? Ich muss wirklich schmunzeln, denn ICH bin ja bekanntermaßen eigentlich keine Zuckerschnute – und finde ihn wirklich und ganz ehrlich toll, was man der Rezension ja auch entnehmen konnte. Er ist schon in der Brauch-ich-eine-Flasche-oder-weniger-Kiste hier gelandet, die für die Test-Trag-Fraktion vorgesehen ist.
Und, was die wärmenden Gedanken und den Rest angeht – das werde ich jetzt begehen, mit Nachbar und einem netten Film, einem Glas Rotwein und… Lalibela, weil mir gerade tatsächlich auch nach Süß-Süß ist 😉
Viele liebe Grüße und Euch ein schönes Wochenende,
Eure Uli.
Liebe Uli,
ich wollte neue Pröbchen bestellen und Seven Veils habe ich in meine Wunschliste hinzugefügt. (bewusst alte Rechtschreibung). Allein der Name ist schon vielsagend und Deine Rezension, wie immer auschlaggebend für mich.
Liebe Grüsse
Nil
Liebe Uli,
ich glaube, es kommt sehr darauf an, wie die Idee des „Sauberen“ umgesetzt wird. Angeblich stand „the smell of white linen“ Pate bei der Entstehung von Iris Silver Mist von Serge Lutens und doch wirkt dieser Duft überhaupt nicht so klinisch-steril wie viele der heutigen Mainstream-Düfte. Aber dieser Trend beschränkt sich anscheinend leider nicht nur auf Mainstream. Auch Meister Serge hat neuerdings Düfte rausgebracht, die einfach nur fade sind (s. Eau de Serge) und der Name „Pure Virgin“ (The Different Company) ist für mich auch selbsterklärend.
Das Haus Byredo stand für mich eigentlich immer für Düfte mit Charakter, einige davon sind in meinen Augen richtige „Kracher“. Umso mehr geschockt war ich als ich neuerdings an einem Pröbchen „Blanche“ (ja, liebe Uli, deine E-Mail kam zu spät;-(…) schnupperte. Dieser Duft ist sauberer als sauber, er erinnert mich an die Waschpulvermarke eines bekannten Discounters. Welche Frau möchte denn bloß so riechen?
Ich schließe mich Katharinas Meinung an, was die Verniedlichung angeht, der Niedlich-Trend macht sich überall breit, neuerdings fiel mir auf, dass sogar die Einrichtungs-Zeitschriften voll sind von bonbonfarben gestrichenen Räumen, eingerichtet mit sorbetfarbenen Möbeln und dekoriert mit pastelligen Accesoires. Ich glaube, die Infantilisierung beschränkt sich nicht nur auf uns Frauen…
Ich kenne Seven Veils nicht, die Beschreibung klingt auch nicht so, als ob er in mein Beuteschema passen würde. Trotzdem sind mir solche Düfte sympathischer als die generischen Düfte vieler Mainstream-Hersteller.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
Dorothea
Hallo ihr Lieben,
Byredo ist nicht immer was für mich. Egal ob Seven Veils oder andere. Bin da immer hin und her gerissen. Love it or hate it.
Zum Thema Sauberdüfte hab ich nur zwei entdeckt, die ich unbedingt in diese Kategorie stecke und die trotz frisch- geduscht-Assoziation ein großes Maß an Charakter tragen.
Das sind Paolo Gigli’s Excentrique (bereits vor Jahren entdeckt) wobei Not a perfume von JHaG für mich einen klaren Dupe darstellt, des weiteren Penhaligon’s Night scented stock. Das sind mein persönlichen Skindüfte. Die von Uli erwähnten Moulin Rouge und Like this sind wunderbare Düfte die mM die Weiblichkeit hervorheben. In diese Schublade habe ich meine neue Liebe Blask – Humiecki + Graef gesteckt.
Zum Bild der Frau von heute: In Spanien haben sie doch schon vor Jahren angefangen, die Schaufensterpuppen entsprechend dem wirklichen Frauenbild anzupassen und auch die Konfektionsgrößen reformiert haben. Die Kampagne des Plus-size-models finde ich gut, ebenso wie die Kampagnen von z.B. Dove oder auch die Mitarbeiter-Models in Frauenzeitschriften.
Schönes WE an alle,
Margot
Liebe Uli,
danke für diesen tollen Artikel. Du hast Seven Veils so lebendig beschrieben, dass ich erst dachte, ich habe einen anderen Duft getestet. Aber so ist es oft – zum Glück, sonst wäre es sehr langweilig in der Duftwelt. Besonders süß finde ich ihn gar nicht und als Skinduft würde ich ihn auch nicht bezeichnen. Er ist schon raffiniert, das stimmt und ich habe vielleicht auch nur etwas anderes erwartet. Von einem orientalisch-würzigen Schleier habe ich mir eben etwas anderes vorgestellt. Bei mir dominiert eine stark nelkig-blumige Note, die einfach nicht mein Ding ist.
Schönen Sonntag!
Carola
Hallo Ihr Lieben,
@ Kati: Unser Post hat sich knapp überschnitten 🙂
Ich gebe Dir vollkommen recht in dem, was Du geschrieben hast.
Und bin gespannt auf die Düfte der neuen Zeit 😉
@ Nil: Ich bin sehr gespannt, ob er Dir gefällt, der schöne – er ist schon süß, aber Dein Traversée ist ja da auch nicht von schlechten Eltern 😉
@ Dorothea:
Für mich gibt es einige wenige Sauberdüfte, die ich mag: Allen voran Kurkdjians Acqua Universalis Forte, den LIEBE ich, der ist aber auch weit mehr als ein bloßer Sauberduft. Gendarme Carriere mag ich sehr gerne, auch die Acca Kappa-Düfte finde ich nett. Villoresis Blütenhauch Iperborea ist toll, auch Lutens‘ Eau finde ich nicht übel. Aber mit Clean und Co., um die Sache mal beim Namen zu nennen, kann ich nichts anfangen. Und mit Blanche ebensowenig. Für mich persönlich der einzige Byredo-Duft, den ich gar nicht mag. Und ich schätze die Linie ansonsten sehr, habe etliche davon.
Nun – ich möchte einfach nicht sauber riechen. Und ich mag auch keinen Mann haben, der Frauen mag, die in allererster Linie riechen, als kämen sie frisch aus der Mangel. Ich finde das irgendwie – höchst eigenartig. Aber ich möchte auch nicht nach rosafarbenem Babypuder riechen (obgleich ich Puderdüfte mag, aber eben ERWACHSENEN-Puderdüfte). Ich bin bei derlei Vorliegen immer gleich am Psychologisieren 😀
@ Margot:
Die von Dir genannten Sauberdüfte sind ja, wie z.B. Villoresis Iperborea, keine „wirklichen“ Sauber-Sauber-Düfte, sondern bieten schon noch mehr. Und, yep, in meiner Liste hatte ich Not a Perfume vergessen. Den mochte ich auch.
Was die Spanier angeht: Das hat mich sehr gewundert – üppige Schaufensterpuppen, aber wenn man bei Zara und/oder Konsorten hier in Deutschland shoppen geht, ist es trotzdem wieder alles verkehrt. Als ich vor einiger Zeit noch eine 40- getragen habe, hat mir dort meistens noch nicht einmal der als deutsche Größe 46 deklarierte Hosenbestand gepasst. So macht Einkaufen keinen Spaß, ganz abgesehen davon, dass ich mich damals geweigert habe, meine Bundweite mit knapp 40cm als Größe „48“ einzukaufen. Fand ich unverschämt und am Verbraucher vorbei.
Die Dove-Kampagne aber mochte ich schon immer – das macht eine Firma einfach sympathisch, sehr. Das sollte man nicht unterschätzen. Das genaue Gegenteil dazu war zum Beispiel die Kampagne von Sloggi, diesem Wohlfühl-„Schlübber“, der jetzt nicht wahnsinnig sexy ist (und auch nicht sein soll), aber an genormten XS-Hinterteilen verkauft wurde (gephotoshopten natürlich). Hat Sloggi auch einige Häme und vor allem Anfeindungen eingebracht, zu Recht.
@ Carola:
Witzig, noch einmal eine ganz andere Meinung 🙂 Ich dachte schon, ich stehe alleine da mit meiner Meinung, dass er zwar süß, aber nicht sooo süß ist 😉
Was die Erwartungen angeht – ja, kann ich nachvollziehen. Das ist kein orientalisch-würziger Schleier sondern eher ein sehr transparenter Seidenschleier, der die Haut in etwas besserem Lichte erscheinen lässt, quasi mit Softfilter.
Wenn Du einen orientalischen, aber eher softeren Duft suchst – Amarinthine oder Oriental Lounge wären da vielleicht etwas, kennst Du die?
Viele liebe Grüße Euch allen und einen guten Start in die Woche,
Eure Ulrike.