Andrea Maacks duftende Kunstwerke – Teil 3.

Island war diese Woche Thema, und zwar mit der Duftkollektion von Andrea Maack, deren letzte zwei Düfte heute an der Reihe sind – Silk und Dark, unterschiedlicher kann es auf den ersten Blick kaum werden.

„Silk feels like a delicate fabric touching the skin. Drawing inspiration from original hand-drawn prints, it is a scent of timeless luxury, paying tribute to French fashion houses with a heritage of silk scarves. The idea of Silk is to enhance the feeling of wearing a perfume – its powdery, airy, earthy, leathery aura makes you imagine a silky smoothness caressing your neck.“

Eine Hommage an die französischen Modehäuser mit ihren Seidenschals – gemeint ist hier sicher vor allem auch Hermès. Aber keine Angst, so klassisch geht es bei Andrea Maack nicht zu. Auf den ersten Blick ist es gar nicht das, was ich mir unter Seide vorstelle – Seide, das war in meiner Assoziation etwas, nun ja, Leichtes, das den Spagat zwischen warm und kühl spielend ausbalanciert. Silk mit seinen Ingredienzen zielt irgendwie in eine ganz andere Ecke: Veilchenblätter, Freesien, Limettenbaum, Leinen, Magnolie, Labdanum, „Erde“, Papyrus, Vanille, Ambra.

Agrumenschalen, aquatisch-wässrige Blüten, von einer eigentümlichen fruchtigen Süße begleitet. Sauber wird es dann, frisch ist es ohnehin schon und bleibt es auch. Und grasig-grün. Lange versenke ich meine Nase in dem Duft – um schlussendlich darauf zu kommen: Für mich riecht Silk mittig nach blühendem Klee, und zwar blühendem weißem Klee, den man mitsamt seiner erdigen Wurzel aus dem Erdreich pflückt.

Je länger ich mich mit dem Duft beschäftige, desto besser kann ich verstehen, was Maack damit meint und kann ihre Seidenassoziation nachvollziehen – nur gelb muss er für mich sein, der Seidenschal, mit weißer Musterung, vielleicht weißen Polkadots? Denn Gelb ist die Farbe, die ich mit Silk assoziiere.

Dark beschwört, wie der Name vermuten lässt, vermutlich andere Bilder herauf:

„Dark is heavily oxidized rose mixed with violets and leather. Its a take on the classic rose note, a bloody, flowery, leathery, seductive perfume with a purpose. The heavy metallic note in the scent brings an unexpected surprise while its animalistic and powdery side suggests certain comfort both reassuring and protective. Dark is a scent with a mind of its own, and it can take you to places you never dreamed of going.“

Plätze, von denen ich nie gewagt hatte zu träumen? Schon wieder große Versprechen, Frau Maack – schauen wir, ob Dark sie einzulösen vermag.

Dark ist – eindrucksvoll. Wuchtig. Voluminös. Raumgreifend. Extrem. Und auch hier fällt man, falle ich über die eigenen klischeebeladenen oder, freundlicher: empirisch erschlossenen Vorurteile: Düster in Kombination mit Rose hätte ich mir anders vorgestellt – zumindest wären die ersten Gedanken in eine andere Richtung gewandert. Montales Oudrosen wären mir in den Sinn gekommen, mit denen Dark so gar keine Ähnlichkeit besitzt. Von zitrisch-säuerlicher Gewalt zeigt sich Dark in der Kopfnote, ein überschäumendes Temperament, dass er da an den Tag legt, von Pfefferkörnern kokett kontrastiert. Durchdringend sind sie, die Hesperiden, und lassen auch im späteren Duftverlauf nicht von meiner Nase ab. Den Apfel, den grünen, entdecke ich ebenfalls, sich vornehm hinter der Agrumenfront zurückhaltend. Und eine Rose, groß und beeindruckend, strahlend. Mit metallischen Noten, luzide und durch und durch kühl, scharf, dornig.

Die metallische Rose erinnert mich an Clemency von Humiecki & Graef sowie Rossy de Palmas Eau de Protection von État Libre d’Orange. Der Duft in seiner Gesamtheit duldet allerdings keine Vergleiche, einzig einen möchte ich einwerfen, einen entfernten: Rose Noir von Byredo. Ebenfalls von einer kraftvollen suggestiven Präsenz erschließt sich auch hier die Finsternis-Assoziation erst auf den zweiten Blick, dann aber in voller Größe.

Eigenartig, sonderbar und bemerkenswert sind sie, die Düfte von Andrea Maack. Und haben damit bei mir schon wieder voll ins Schwarze getroffen, auch oder gerade weil ich einige Anläufe brauchte. Und bei Euch, wie sieht es aus meine Lieben, schon probiert, schon infiziert?

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Coloured Stripes von kodakgold/Samuel Rosa, White clover von speedy2/Jef Bettens, Ausbruch des Geysir Strokkur in Island von Andreas Tille, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Ute
    27. Mai 2013
    Antworten

    Liebe Ulrike, danke für einen wieder interessanten Bericht.

    Persönlich finde ich, dass Beduftung bereits überhand nimmt (Kaufhäuser, Hotels, Büro-Räume).

    Duft erachte ich als etwas „Intimes“. Beduftung über eine Anlage finde ich nicht attraktiv und auch gesundheitsbedenklich (Menschen mit Allergien, Migräne u.ä. leiden darunter).

    Wirklich innovativ und fortschrittlich fände ich es, wenn Mercedes gute Lösungen für effektives Senken des Treibstoffverbrauchs und Alternativen zu Benzin-/Dieselmotoren bieten könnte. Und damit einen Beitrag zum Umweltschutz und zur Schonung von Ressourcen leisten würde.

    Herzliche Grüsse
    Ute

  2. Ulrike
    28. Mai 2013
    Antworten

    Huhuu liebe Ute,

    gesundheitlich bedenklich ist diese Art der Beduftung nicht, da es sich um eine Kaltbeduftung in Gasform, also ohne jegliche Partikel in der Luft, handelt – ganz im Gegensatz zu vielen großen Industriebeduftungsanlagen. Getestet hat man es dennoch – und zwar unter anderem mit Asthmatikern.

    Genau was die Intimität angeht, finde ich eine Autobeduftung genial. Ich habe ja jetzt schon immer irgendetwas Duftendes im Auto, weil ich Autofahren an sich nervig finde. Verlorene Zeit. Und wenn ich es tun muss, dann möchte ich es schön dabei haben. Privat. Deshalb fahre ich z.B. auch vollkommen ungern Bahn. Ich möchte meinen (Frei)Raum haben. Hätte ich die Anlage im Auto – ich wäre völlig begeistert. Somit könnte ich nicht nur mit „meiner“ Musik mein Auto nach meinem Gusto „gestalten“.

    Die Massenbeduftung in Kaufhäusern etc., die im Rahmen von Duftmarketing im psychologischen Bereich betrieben wird – nun ja, klar, da hat natürlich jeder ein wenig Angst vor der Manipulation, zumal die rein neurophysiologisch über Düfte halt auch so wunderbar funktioniert 😉

    Liebe Grüße,

    Ulrike.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert