Wacholder, Drinks und ein Neuer von Penhaligon’s

So schwer es mir auch fällt, ich muss meine kleine Lavendelserie für eine Neuigkeit unterbrechen. Wir berichteten unlängst vom Parfumtreffen in den heiligen Hallen des Bruchsaler Geschäfts von Aus Liebe zum Duft. Auch wenn mir nach etwa 20 Düften ganz jämmerlich die Luft wegblieb, ist mir einer doch im Sinn geblieben, weswegen ich mir flugs eine Probe beschaffte, um ihn hier gehörig abzufeiern. Herr Wuchsa kam nämlich mit einem Duftstreifen auf mich zu, um mir den neuen Penhaligon’sJuniper Sling“ zu zeigen. Als erfolgreicher Geschäftsmann hat er vermutlich ein Händchen dafür, seine Kundschaft mit unerhört guten Düften anzufüttern… bei mit lag er mit einem Gin-Duft ganz richtig, habe ich doch eine kleine Schwäche für dieses Destillat. Gin Tonic schmeckt nicht nur hervorragend, er verschont mich auch am nächsten Tag mit allzu schweren Nachwirkungen, vorausgesetzt man spart nicht an der Qualität des Gins.

'The Seven Junipers' , ink on paper by Wen Zhengming (Wen Cheng-Ming)

Bei Gin handelt es sich im Grunde um Wacholderschnaps, der erst während der Destillation sowohl mit Wacholder als auch darüber hinaus mit weiteren Gewürzen wie Koriander oder Ingwer aromatisiert wird. Die Duftnoten von „Juniper Sling“ überraschen also nicht ungemein, machen aber nichtsdestoweniger neugierig: Kopfnote: Zimt, Weinbrand, Angelika (Engelwurz), Wachholderbeeren, Herznote: Kardamom, Leder, Schwarzer Pfeffer, Iriswurzel, Basisnote: Zuckerrohr, Kirsche, Vetiver, Ambra.

Welch ein leckerer Duft. Sowohl auf dem Teststreifen als auch auf der Haut werde ich von bitteren Gin-Noten empfangen, welche von Kardamom begleitet werden. Auf der Haut verfliegen diese leider allzu schnell und es kommt, Achtung, eine herbe, vielleicht etwas ledrige Cherry-Cola-Kirschnote bei mir heraus. Sehr spannend! Auf dem Duftstreifen erhält sich der Gin-Duft sehr authentisch, entwickelt sich aber dafür kaum weiter.

Obwohl wir es hier mit einer Wacholderspirituose zu tun haben, gibt es trotz allem einen Wermutstropfen: die Haltbarkeit. Ein relativ flüchtiges Bürschchen, dieser „Juniper Sling“, aber es ist zu verschmerzen.

Übrigens gibt es auch einen Cocktail zum Duft:
Der Parfumeur von „Juniper Sling“, Olivier Cresp, erschuf in Zusammenarbeit mit Thierry Hernandez, dem Chef der Bar des Pariser Plaza Athénée, ein köstlich klingendes Getränk.

Zutaten: Bombay Sapphire Gin, Cherry Brandy, Rhabarber, Cranberry-/Preiselbeersaft, Ingwersaft, Ingwerbier

Purple sacred2

Damit Ihnen der Juniper Sling Cocktail gelingt,
• Füllen Sie den großen Teil des Shakers mit Eiswürfeln,
• Füllen Sie alle Zutaten außer dem Ingwerbier in den kleinen Teil des Shakers.
• Mit Hilfe eines Siebes gießen Sie das angesammelte Wasser der Eiswürfel aus
dem großen Teil des Shakers ab, damit Sie „trockenes“ Eis bekommen.
• Schließen Sie den Shaker und schütteln Sie ihn energisch für 6 Sekunden.
• Den Cocktail in einen Tumbler auf einige Eiswürfel abseihen.
• Füllen Sie das Glas mit dem Ingwerbier auf.
• Vollenden Sie den Cocktail mit einem Spritzer Orange.

Also, wenn das mal nicht lecker klingt… Meine Damen und Herren: diesen Duft unbedingt testen. Für mich die größte Entdeckung in letzter Zeit.

Habt Ihr auch schon mal an diesem feinen Wacholder schnuppern dürfen?

Liebe Grüße von
Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

7 Kommentare

  1. Christian
    28. November 2011
    Antworten

    Lieber Harmen,
    ja, das ist ein seeehr schöner Duft, ein weiteres Kleinod von Penhaligon’s nach dem letztjährigen „sartorial“. Jedoch: Die Haltbarkeit ist auch bei mir sehr gering, der Spaß ist nach ca. 1 Stunde vorbei, schade. Das hält in Kombination mit dem für Penhaligon’s ungewöhnlich hohen Preis meinen Bestellfinger NOCH im Zaum …;-))
    Beste Grüße
    Christian

  2. Harmen
    28. November 2011
    Antworten

    Lieber Christian,
    ein wirklich schöner Duft – schön dass es da draußen Gesinnungsgenossen wie Dich gibt 😉 Mit dem „Sartorial“ bin ich dafür gar nicht warm geworden, ich formuliere es mal so: zu klassisch für meinen Geschmack 😉 Den Juniper Sling finde ich derart herausragend, dass ich auch die mittelmäßige Haltbarkeit verschmerzen kann. Prösterchen, Harmen

  3. Christian
    28. November 2011
    Antworten

    …hmmm, vermutlich liegt’s an meinem fortgeschrittenen Lebensalter, aber ich finde am „sartorial“ toll, dass ein klassischer Fougere (mit seinem leicht angestaubten Image) in’s hier und heute transkribiert wurde….wie schön, dass die Geschmäcker und Nasen so verschieden sind. Aber den Juniper Sling auf jeden Fall probieren, Prost!
    Christian

  4. Margot
    28. November 2011
    Antworten

    Ist es nicht noch bischen früh für Cocktails?
    Egal; ich kenn den Juniper Sling nicht, mag das Haus Penhaligon’s aber als solches und habe so meine Lieblinge.
    Die bemängelte Haltbarkeit stelle ich auch immer wieder fest und finde das in Bezug auf den Preis ebenfalls schade, da die meisten Düfte ja als EdP ausgelegt sind. Ich nutze sie dann quasi als Körperspray im Überschwang, damit wird ein 100 ml Flakon wenigstens mal leer. SO!

    Wünsche eine angenehme Woche und gin-gin 🙂
    Margot

  5. Simone H.
    28. November 2011
    Antworten

    Ich bin ein bißchen hin und her gerissen; ich habe ihn mit Vorfreude erwartet und auch schon getestet, bei mir hält sich die zitrische Wacholdernote durchgehend (zum Glück, denn mit Cherry-Cola könnte man mich jagen), aber wie schon oben angesprochen, länger als ein Gin Tonic im Blut rauscht, isses dann eben nicht, was ich äußerst schade finde und auf meiner persönlichen Vormerk Top ten rutscht er damit nach hinten.

  6. 30. November 2011
    Antworten

    Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Gin ist nicht wirklich ein Wacholderschnaps. Zwar wird Gin immer Wacholder neben anderen Gewürzen zugegeben, aber er wird nicht aus Wacholder gewonnen.

    Neben Wacholderbeeren, die in jedem Gin enthalten sein müssen, zählen Koriandersamen aber auch Zitronen- oder Orangenschalen zu den am häufigsten verwendeten Zutaten.
    Weitere Geschmacksgeber sind: Anis, Kümmel,Fenchelsamen, Kreuzkümmel, Zimt, Lakritze, Veilchenwurzel, Engelswurz, Iriswurzel, Ingwer, Kardamom, Kubebenpfeffer, Calamus, Mandeln, Bohnenkraut, Rosmarin und Muskat und und und …

    Viele Grüße

    Tim

  7. Harmen
    30. November 2011
    Antworten

    Hallo Tim,
    vielen Dank für den Hinweis. Man lernt nie aus 🙂
    Viele Grüße
    Harmen

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