Wie bereits verkündet, setze ich mich momentan intensiver mit dem Thema Lavendeldüfte auseinander. Mit Lorenzo Villoresis „Wild Lavender“ bin ich diesbezüglich ebenso fündig geworden und möchte Euch diesen heute vorstellen. Zuletzt war Czech & Speakes „Oxford & Cambridge“ an der Reihe, mit dem wir einen äußerst britisch-kultivierten Universitätsduft vorliegen hatten.
Villoresis Namensgebung lässt auf eine wilde oder ursprüngliche Variante schließen, vielleicht das Kontrastprogramm zu dem akademischen Vertreter? Jedenfalls versprechen die Duftnoten eine frische Interpretation:
Kopfnote: Lavendel, Bergamotte, Zitrone, Iris, Koriander, Elemiharz, Lorbeer, Galbanum; Herznote: Gewürznelke, Muskatellersalbei, Wacholder, Pfeffer; Basisnote: Tonkabohne, Moschus, Rosmarin
Schon der Duftstreifen präsentiert einen ganz feinen, frischen Lavendel, der mit leicht süßlichen Noten akzentuiert wird. Auf der Haut ist es ganz klar der Lavendel, der von Beginn an das Heft in der Hand hat. Zitrische Noten von Bergamotte und Zitrone gesellen sich hinzu. Offen gesagt dominiert der Lavendel so stark, dass die anderen angegebenen Komponenten kaum wahrnehmbar sind. Ich möchte behaupten, dass die harzigen Noten von Galbanum und Elemiharz genauso geschluckt werden wie die anderen Noten. Sicherlich unterstreichen diese Bestandteile den Lavendel, ohne aber selbst deutlich in Erscheinung zu treten. Außer leichten würzigen, möglicherweise pfeffrigen Andeutungen lassen sich diese nicht genauer bestimmen. Wie geht es Euch dabei?
Dieser Duft ist ganz seinem Protagonisten verpflichtet. Die Duftnoten tragen ganz im Sinne einer Teamarbeit ihren Star, den Lavendel, stützen ihn und geben ihm Durchschlagskraft. Erst in der Langzeitwirkung vermögen die anderen etwas durchzuscheinen: Moschustöne, Tonkabohne und etwas Rosmarin meine ich erkennen zu können, nur ein Hauch von Zedernholz scheint entweder verschwiegen worden zu sein oder ich täusche mich ganz einfach.
Auch wenn wir es hier mit einer cologneartigen, italienischen Interpretation zu tun haben, konnte sich Herr Villoresi wohl auch nicht ganz von der Englandassoziation freimachen. So hieß der Duft ursprünglich „Inglese“ (Englisch). Vielleicht hat sich ein Englishman nicht nach New York, sondern in die südlichen Gefilde verirrt…
Ein ganz edler Duft, ebenso auch für Damen geeignet und deswegen zurecht als Unisexduft ausgewiesen. Vielleicht werde ich am Ende meiner Serie einen Favoriten küren. Die bisher erwähnten Lavendeldüfte machen es mir allerdings schwer, mich jetzt schon festzulegen. Alle haben auf ihre Art und Weise einen ganz besonderen Charakter und wenn man Lavendel einfach mag, müsste schon viel passieren, um ihn auf gut Deutsch zu versauen – oder hat jemand einen Vorschlag, der mich eines Besseren belehrt? 😉
Viele Grüße von
Harmen
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