Olfactive Studio – die Zweite.

Autoportrait ist der zweite Duft der neuen Nischenduftfirma Olfactive Studio – und er bedient sich hohen Motiven, geht es doch, einmal mehr, um das Selbst:

„A self-portrait may be the answer to this equation in one unknown: the self. Eternally superficial, beauty gives us access to the profound, hidden meaning of nature. Seeing one’s reflection is to experience inner harmony; one that ignites an aesthetic emotion that, through the gaze, is able to dissolve all inner conflicts. It is not forbidden to be fascinated, swept away, spellbound by one’s own image. Aesthetic judgment is reflective judgment. What fascinates us really? Beauty itself or that which it conceals? There is nothing here to hide for this is all about the self. I confide without holding back. There lies a promise of shared happiness.I look at myself and in that self perceive the beauty of the world. I embrace the gentle violence of meaning, one that enters me through the doors of sensitivity. Gaze into your image to have a clear mind and heart. Like an intimate and visual diary, the self-portrait reveals the truth or fiction of your own face at any given time. Repeat the process as many times as necessary. The self-portrait is, beyond all doubt, conducive to contemplation. Delve into the depths of the self by perusing the surface. Welcome the fluid metaphor for it fits into the frame. The first faithful surface, well before the mirror, it is like the ancestor of the technique of immortalizing one’s own reflection. The beautiful Narcissus is the eternal witness. Seeing his face upon the waters, he fell in love.“

Das kurze Textchen des Photographen Luc Lapôtre, der seine Karriere als ebensolcher erst während seiner Tätigkeit als Hairstylist für Modedesigner begann, birgt natürlich jede Menge Eckpunkte, die als Ausgangsposition für diverse existentielle und somit genuin philosophische Fragestellungen taugen: In mir sehe ich die Schönheit der Welt. Schönheit als Anfang der Weiterentwicklung – die findet sich auch bei Platon, nämlich in der Liebe. Und Selbstliebe sowie -annahme ist Basis jeder persönlichen Weiterentwicklung. Die berechtigte Frage nach dem Wesen von Schönheit taucht auf genauso wie die Subjekt/Objektspaltung, Wir bzw. Ich und das „Außen“, das Andere, die Anderen. „Ich bin der, der ich gewesen sein werde“ – der französische Psychoanalytiker Lacan drängt sich geradezu auf mit seinem Spiegelstadium, dem defizitären Selbst und vielem mehr.

Alles nicht so einfach meine Lieben – die Kantischen Fragen eben: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? – alle vier in „Was ist der Mensch?“ mündend. Es zieht sich eben, die Frage danach, wer man ist und was der Sinn des (eigenen) Lebens ist. Da kann auch Apple offensichtlich keine befriedigende Antwort darauf liefern – aber zumindest lustige, wie man hier in der netten kleinen Bildserie im Spiegel zum Apple-Assistenten Siri (ab Bild 8) lesen kann.

Aber zurück zum Duft: Autoportrait soll also ein Duft für einen selbst sein, etwas Kontemplatives, Ruhiges, Tiefes:

„An intimate and deep perfume, Autoportrait is a fragrance you wear for yourself, resonating with your own personal harmony. A companion, a reflection of yourself, familiar and warm, in which you rediscover your own spirit and inner serenity. The soul of woody notes laid bare. A soothing dose of nature and enveloping resin. Breathtaking in the deliberate unveiling of its many facets, the essence of Autoportrait is truly revealed in its silage… absolutely addictive!“

Zu sich selbst kommen kann man mit Autoportrait also wohl, ein Begleiter, der Geborgenheit und Vertrautheit einflößt, eine Trutzburg. Und ebenjene stammt von Nathalie Lorson, die bei Firmenich tätig ist und schon für etliche nette Düftchen verantwortlich war: Paul Smith Man, Encre Noir von Lalique, der schöne Vetiver, Another 13 für LeLabo und natürlich Bulgaris Femme, um nur einige zu nennen.

Autopotrait kreierte sie mit folgenden Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Elemiharz; Herznote: Benzoeharz, Weihrauch, Moschus; Basisnote: Eichenmoos, Vetiver, Zedernholz.

Heraus kommt ein Duft, auf den obige Attribute perfekt passen: Ein schöner, erhabener harziger Holzling – Kühl und samtig, holzig und dezent rauchig, von Watteweichheit umgeben, fluffig, aber doch bestimmt und mit jener Note versehen, die ich nicht besser benennen kann als mit „irgendwie knetig“. Selten kommt sie vor in Düften, aber immer wieder.

Insgesamt würde ich sagen, dass hier Costume Nationals Homme den Zimt zu Hause ließ, um sich mit Byredos Gypsy Water zu einem netten Stelldichein zu treffen, welches auf dem Marktplatz von La Collina Toscanas Loggia dei Mercanti stattfindet.

Könnt Ihr mir folgen? 😉 Morgen folgt noch der letzte Duft in der Olfactive Studio-Reihe – bis dahin

liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Hier finden Sie Olfactive Studio in unserem Shop.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

5 Kommentare

  1. Carola
    8. Januar 2012
    Antworten

    Oh ja, ich kann Dir folgen. Das wäre schon ein Duft für mich. Schon der Auftakt gefällt mir sehr, harzig, etwas würzig, aber trotzdem weich. Je länger er auf meiner Haut verbleibt, umso aromatischer? wird er. Vielleicht meine ich damit, das was Du als knetig bezeichnest. Ich kann diese Note irgendwie nie so richtig definieren. Ich finde, in der Basis geht er sehr Richtung Ouris oder des klassischen Burberry (woman). Deren Anwesenheit in meiner Sammlung mich auch vorerst noch am Kauf hindern.

    Liebe Grüße
    Carola

  2. Avatar-Foto
    Ulrike
    10. Januar 2012
    Antworten

    Hallo liebe Carola,

    das mit der Basis muss ich nochmals testen, habe ich doch hier auch eine Abfüllung des Düftchens bei mir stehen. Burberry und Ouris, echt?
    In jedem Fall muss ich wirklich sagen, dass das eine sehr sehr schöne Linie ist und ich sehr gespannt bin auf weitere Streiche aus diesem Hause!

    Liebe Grüße zurück,

    Uli.

    P.S.: Sag mal Bescheid, wenn Du wider Erwarten doch nicht standhaft geblieben bist 😉 Oder kannst Du Dich da gut beherrschen? Ich habe ja z.B. auch mindestens 20 Paar schwarze Stiefeletten, davon bestimmt die Hälfte gleichen Typs, aber eben doch ein wenig verschieden, jawohl… 😀

  3. Carola
    8. April 2012
    Antworten

    So, liebe Uli, ich melde mich zum Rapport *grins*. Also drei Monate standhaft zu bleiben ist für mich schon eine Leistung. Aber nun ist er mein, hach. Dein Argument mit den schwarzen Stiefeletten hat auch nicht gerade zur Beherrschung beigetragen, denn auch da kann ich mitreden…
    Auf jeden Fall bereichert Autoportrait jetzt meine Sammlung und von den anderen Beiden gab es noch Proben zum intensiven Testen dazu. Es hört eben nie auf.

    Liebe Grüße
    Carola

  4. Avatar-Foto
    Ulrike
    10. April 2012
    Antworten

    Huhuu liebe Carola,

    😀 … ich kenne das soo gut mit dem (Nicht-)Standhaft-Bleiben 😀
    Aber hier hast Du wahrlich nichts falsch gemacht… Ob nochmal einer mit darf? Ich bin ja immer noch sehr verliebt in Still Life. Und nein, es hört nie auf, natürlich nicht 😉

    Ganz viele liebe Grüße,

    Uli.

  5. Katharina W.
    19. August 2012
    Antworten

    Heute habe ich damit angefangen, die Düfte zu testen, die du, liebe Uli, mir letzte Woche geschickt hast. 🙂
    Ich habe mit Autoportrait begonnen, und, ja – für mich riecht der Duft 100%ig nach Sandelholz. Wunderbar warm und würzig.
    Von den aufgelisteten Inhaltsstoffen rieche ich, wenig überraschend bei meiner Nase, keinen einzigen raus. 😉
    Ich mag den Duft.

    Ich finde, Sandelholz (auch wenn es sich hier offenbar um Phantom-Sandelholz handelt) paßt wunderbar zu der schwierigen Jahreszeit Januar-Februar-März. Diese Monate, in denen man den Winter und die weihnachts-inspirierten Winterdüfte schon satt hat, man den Frühling herbeisehnt, es aber für grüne Düfte noch zu früh ist, ABER man trotzdem noch ein bißchen Wärme möchte.
    Ich trage in dieser Jahreszeit auch gerne die etwas „künstlicheren“ Düfte, die nicht von der Natur inspiriert sind, sondern künstlich im Sinne von Kunst.
    Nur allzu provokative Düfte kann ich dann nicht ertragen, zumal mich in der beschrieben Jahrezeit meist die Winterdepression + Grippe + Schnupfen übermannen, ich mich nach Harmonie sehne und ich streckenweise froh bin wenn mein Geruchssinn überhaupt funktioniert.

    Ich werde auf jeden Fall an Autoportrait denken, wenn ich mal wieder einen wärmenden holzigen Duft suche. 🙂

    Grüße
    Kati

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