… ist die Geschichte eines Traumes, eines kollektiven Traumes – und wie er zu einem zu einem solchen wurde, dazu findet sich einiges im Pressematerial dieser vollkommen neuen Firma, die uns dieser Tage auf dem Nischenmarkt erstmalig begegnet(e). Und ehrlich gesagt machen mich diese Lebensläufe immer ein wenig neidisch, aber gut… Da haben wir Céline, die in der Nähe des pittoresken Chambord geboren wird und ihre Kindheit liebend gerne in der gut duftenden Natur verbringt. Céline, die davon träumte, Architektin zu werden, um dann Unternehmensmarketing zu studieren und irgendwie bei Kenzo zu landen, wo sie über den Designer Pierre Broc fällt, der sie in die Kunst des Parfumdesigns einweiht. Und kurze Zeit später kreiert Céline, dann gerade mal knapp 30, Kenzos Duft Jungle mit Dominique Ropion und Jean-Louis Sieuzac, hernach L’Eau par Kenzo zusammen mit Olivier Cresp (der Schöpfer von, z.B., Angel von Thierry Mugler), um dann das Portal Osmoz.com nach einer Idee von Firmenich im Alleingang aus dem Boden zu stampfen. Respekt. Ach ja, Céline liebt natürlich auch Reisen und importierte während vieler derselben auch schon mal Weine, warum nicht. Aber da fehlte die olfaktorische Komponente, weshalb sie sich nach einigen Jahren bei L’Oréal einen ganz besonderen Weg einschlug: Sie gründete das Blog „Le Blog du Parfum qui n’existe pas (encore)“, auf Deutsch soviel wie „Das Blog zu dem Parfum, das es noch nicht gibt“. Die Offenheit des Internets und dessen Möglichkeit, Menschen aus aller Welt partizipieren zu lassen, sollte helfen, mittels kollektiver Intuition und Kreativität Neues zu schaffen – nämlich einen Duft, vielleicht auch mehrere Düfte. Internetnutzer als Schaffende, als Teil der Entscheidungsprozesse, der Entwicklung und als Botschafter der Marke – heutzutage umfasst die Internetseite, wie man sieht, schon weit über 5000 Fans.
Das besondere an Olfactive Studio ist aber eben auch, dass die Düfte – man erinnere sich an die Six Scents-Reihe – eine Art Kooperation sind:
„Olfactive Studio is at the crossroads of a photographic studio and a perfume design studio. This is the first time ever that perfumers have teamed up with photographers to draw inspiration from their œuvres. They sense the images to capture their essence. Photography and perfume capture the moment and rekindle the memory of past experiences. Imagining a sensorial, intimate, and poetic relationship between images and scents is to reconcile temporal spaces. «Perfumer’s proofs» are born out of the perfume creator’s emotions invoked by the picture and have proved to be authentic and original olfactory creations. They take us from a world where perfumes are harvested to one where time is captured.“
Parfumeure und Photographen schufen demnach zusammen die drei ersten Düfte der Linie, Autoportrait, Chambre Noire und Still Life, die es einzeln zu erwerben gibt oder auch zusammen in einem schönem Sammlerpaket mit Bildband. Das Konzept wurde im übrigen wie der Markenname, die Namen der Düfte sowie die Flakon- und Verpackungsentwicklung in obigem Blog diskutiert und mitbestimmt.
Aber genug schwadroniert, wenden wir uns den Düften zu, die natürlich alle drei mit passenden Fotos ausgestattet sind, wie wir es zum Beispiel von Humiecki & Graef bereits kennen.
Still Life ist der erste Duft in der Reihe – „a sparkling and festive perfume, Still Life is a celebration of life!“ Mit diesem Motto ist eigentlich schon fast alles gesagt, oder? Ein „überraschender“ Duft soll es sein, ein hell strahlender, der einen zum Feiern animieren soll. Und außerdem ist da im Rahmen dessen noch von exotischen Cocktails die Rede… Mir ist gerade eher nach Tee bei den Außentemperaturen, aber ich sprühe trotzdem mal – und weiß genau, was gemeint ist: Ein atemberaubender und kräftiger, farbenprächtiger Hesperidenduft, erwachsen und definitiv unisex. Das merkt man gleich und das bleibt auch so. Yuzu, jene japanische Agrumenfrucht, die ich in ihrer säuerlichen Herbheit und satten Spritzigkeit sehr gerne mag, in keckem Zusammenspiel mit verschiedenen Pfeffersorten – eine gerne genommene Kombination weil sehr schön akzentreich. Sternanis sorgt für einen Hauch Wärme, ähnlich wie in Byredos Fantastic Man, in dem er aber ebenfalls nicht dominant wird oder seine typische Anisader entdecken lässt. Die Basis des Duftes entwickelt alsbald eine schöne, dezent-harzige Wärme, die holzig und ein bisschen beschwipst an Lubins Idole erinnert, trotz allem zeigt sich immer noch federführend die Zitrusfrische.
Respekt – die noch junge Parfumeurin Dora Arnaud aus dem Hause Firmenich hat mit Still Life wirklich einen schönen und besonderen Hesperidenduft geschaffen. Einen von den jenen, die herausstechen aus dem großen Zitrusfrüchtekörbchen. Und einer, der trotzdem vollkommen unkompliziert getragen werden kann.
Nur das Foto, sorry – das verstehe ich nicht, finde ich vielmehr ziemlich banal. Der Fotograf Frédéric Lebain scheint wie Arnaud eine Art Shootingstar zu sein, mir sagt das Foto ehrlicherweise gar nichts – und in Zusammenhang mit dem Duft noch ein kleines bisschen weniger. Vielleicht hilft Euch der Text dazu, mir ward nicht mehr zu helfen (diesbezüglich?):
„A breeze could throw them off course yet Frédéric’s 2D spheres – faceted and seemingly frozen – continue spinning like lyrical and living sculptures. The paper they are made of is as crisp as the cocktails enjoyed around them. They dream of busting moves on the dance floor like teen girls indulging in the excitement of their first summer night parties. These images froze life to better prolong it. To immortalize nature is quite different from what the French call without any apparent reason nature morte, or literally “dead nature.” Perpetuated by the game of images of images, the balls reflect their joie de vivre as if every facet were carrying out its own photosynthesis. They breathe through every pore of pages transformed into paper balls and confetti and celebrate the coming of a Dionysian world of dance and delight. Here, they appear in time suspended, a moment frozen for all eternity. More appropriate than the French, the English still life does more justice than the French word to the life still resonating within. Cocktail attire optional.“
In diesem Sinne – ich bin hochgespannt auf die nächsten beiden Düfte, die ich Euch natürlich postwendend vorstellen werde.
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Hier finden Sie die Olfactive Studio-Kollektion in unserem Shop.
Der Duft hat mir auf Anhieb gut gefallen.
Ein leichter und dennoch charaktervoller Zitrus-Duft, der mich an den Mainstreamer CK one erinnert.
Bei Still Life entdecke ich allerdings um einiges mehr Tiefe.
Er ist auf meiner Haut nicht allzu schnell verflogen, wie man es von Zitrusdüften kennt. Allerdings ging der frisch gepreßte Zitronensaft auf meiner Haut allmählich in geriebene Zitronenschale über, dafür sind dann die (hellen) Hölzer stärker hervorgetreten.
Wirklich ein toller Duft. Ich kann ihn mir gut für Hochsommer-Abende vorstellen.
Huhuu liebe Kati,
für mich persönlich ist Still Life das absolute Highlight der Kollektion. Ich finde, dass interessante, außergewöhnliche Hesperiden eher die Ausnahme sind – er hier gehört auf jeden Fall dazu. Ich finde ihn wirklich toll, habe ihn schon seit es ihn gibt und trage ihn sehr sehr gerne gerade auch zu Übergangszeiten, weil er bei mir eine dezente beschwipste Wärme entwickelt, die ihn auch zu anderen Jahreszeiten als dem (Hoch)Sommer überaus tragbar macht.
Viele liebe Grüße,
Uli.
Liebe Uli,
ja ich finde auch, daß Still Life der schönste Duft von den Vieren ist.
Ich habe ihn auf meine Demnächst-kaufen-Liste geschrieben.
Jetzt fange ich mit den anderen Düften an, sie zu testen, welche du mir noch geschickt hast.
Grüße
Kati