hat unter Duftfreunden diverse Fans: Menthe Fraîche gehört zu den am meisten geliebten Minzdüften und hat viele treue Fans, Iris de Nuit ist mit Sicherheit einer der schönsten Irisdüfte da draußen auf dem großen weiten Markt, Sel Marin zählt zu den schönsten olfaktorischen Meerimpressionen und Esprit du Tigre hat mir beispielsweise völlig unverhofft letztes Jahr den Kopf verdreht, weshalb ich ihn unbedingt demnächst noch rezensieren muss.
Ehrlich gesagt ist Herr Heeley in diesem Blog ohnehin bisher viel zu kurz gekommen – seine Düfte sind durchweg schön und er selbst weckt mit seiner Ausbildung natürlich Solidarität in mir: Philosophie und Ästhetik hat der gebürtige Engländer aus Yorkshire in London studiert, und tummelt sich jetzt wie der Philosoph Lorenzo Villoresi oder die (Mode)Designerin Rei Kawakubo von Comme des Garçons auf dem Duftmarkt. Dabei beschränkt sich Heeley keinesfalls „nur“ auf Düfte, er entwirft darüber hinaus alles Mögliche, werkelt im Produkt-, Verpackungs- und Graphik- und Möbeldesign und erstellt Einrichtungskonzepte. Wie schrieb ich schon in unserem Shop:
„Die Bandbreite von Heeleys Wirken und Werken ist groß, seine Achtsamkeit gilt immer dem Detail: Simplizität und Eleganz sind das Resultat seiner Arbeiten, in denen er Form und Funktion(alität) unter besonderer Beachtung der zu verwendenden Materialien verbindet. Dies gilt natürlich auch für seine Düfte. Geschaffen im Herzen Frankfreichs charakterisieren sie allesamt Heeleys besondere Auffassung von Luxus: Die Verbundenheit mit Leben und Intelligenz, Expression findend in klaren Formen – und Düften. Es erwartet Sie hier eine puristische Kollektion, die von Frauen und Männern gleichermaßen für Ihre Ausdrucksstärke geliebt wird. Die wasserdichte Verpackung der Flakons, ebenfalls von Heeley entworfen, lässt sich im übrigens in zwei kleine Vasen verwandeln – lassen Sie sich überraschen!“
Ein rundum begabter junger Mann also. Und einer, der uns sehr bald ein paar neue Düfte beschert: Drei sind es an der Zahl in einer neuen Konzentration – Extrait de Parfum. Zu meinem, unserem Glück konnte ich vorab testen und möchte Euch diese drei Schätzchen, die vermutlich ab November in den Verkauf kommen, nicht vorenthalten.
Heute beginne ich mich Agarwoud, zu dem es wie zu allen Düften nicht nur einige Tags, Stichworte gibt, die wohl bei der geneigten Nase ein duftendes Brainstorming auslösen sollen, es gibt auch eine Erklärung von Heeley persönlich dazu: Für ihn ist Oud ein sehr gutes Beispiel dafür, dass manche Ingredienzen in konzentrierter Form am besten sind, zu Bestform gelangen. Heeley arbeitete an seinem Oudduft wohl schon seit mehr als vier Jahren, ohne ihn jemals als Bestandteil seiner Kollektion anzusehen. Primäres Ziel war es für ihn, eine zeitgemäße und elegante Oud-Version zu schaffen, die jedoch auch den ursprünglichen Charakter der Ingredienz zum Ausdruck bringt. Eine europäische Variante jener sehr intensiven und zum Teil animalisch anmutenden Zutat, die allerdings deren Wurzeln nicht verkennt – weswegen sich Heeley für eine übersichtliche Anzahl an Ingredienzen entschieden hat: Neben Oud kommen Rose, Weihrauch und Ambra zum Einsatz.
Und was sich auf den ersten Blick nach der Oudinflation der letzten Jahre ein bisschen fade anhört ist ganz im Gegenteil dazu ein wirklich schöner Duft: Oud, vielmehr holzig-harzig als knarzig-medizinisch, vermengt mit luzider klarer Rose, frisch und strahlend, in seinem kühlen Naturell wunderbar unterstrichen durch zivilisierten, dezent rauchigen Weihrauch und von einer subtilen Ambrawärme untermalt.
„Gleichmut. Adler. Gebet. Raum. Meditation. Tempel. Prinz. Siddharta. Gold. Dunkel. Holz. Wald. Kraft. Seele. Fruchtbarkeit. Nebel. Aufgang. Kontrolle. Reichtum. Geist. Ewigkeit.“ – Tags, von denen einige sehr gut passen, andere mir ein bisschen zu aufgeregt sind für jenen Ruhe ausstrahlenden Duft.
Heeley brillierte seit je her mit Understatement-Düften, denen es nie an Raffinesse, aber immer an meist ohnehin überflüssigen Schnörkeln fehlte. Agarwoud, ein nettes kleines Wortspiel aus Agarwood, Adlerholz, dem „Lieferanten“ und Wirt des Ouds, und der eigentlichen Ingredienz Oud, ist ein überaus schönes Beispiel dafür: Mit wenigen, hochwertigen Zutaten erschuf er hier ein kleines Juwel. Eines, das voller Klarheit daherkommt, reduziert, aber doch intensiv und beeindruckend, von zurückhaltender, aber ausgeprägter Präsenz.
Nicht so rau und ungestüm wie die Montaleschen Oudrosen und auch nicht so keck französisch wie Juliette has a Guns Midnight Oud, eher fein und distinguiert wie by Kilians Rose Oud, allerdings mit mehr Ausdrucksstärke. Und somit ein toller Auftakt für die neuen Extraits, deren andere zwei Vertreter morgen und übermorgen folgen werden.
In diesem Sinne – bis dieser Tage meine Lieben!
Viele Grüße,
Eure Ulrike.
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