Und noch einmal – die Vergessenen.

Auch den letzten Tag dieser Woche widme ich meiner überquellenden Schublade und einigen Düftchen, die ich Euch schon zu lange vorenthalten habe: Heute stelle ich Euch Clean Summer Linen und Boadicea Regal vor.

Clean Summer Linen ist eine neue der mittlerweile fast unzähligen Varianten und Variationen des klassischen Clean-Duftes und wurde in den Staaten bereits im Frühling veröffentlicht – passend vor der Jahreszeit, derer sich der Duft inspirativ bedient:

„Inspired by the hot sunny days of summer where clean warm breezes mingle with the sun-ripened citrus of summer.“

In fröhlich gelb-terracottafarben verlaufender Flasche kommt die limitierte Edition daher und macht alleine schon von der Aufmachung her Lust auf – Sommer, Sonne, Sand und Strand, auf Urlaub und unbeschwerte Freude(n). Hesperidenfröhlichkeit allseits und ja, auch die Mirabelle vermag ich zu entdecken. Ehrlicherweise hätte ich die wahrscheinlich nicht sofort erkannt, zu selten hat man Mirabellen vor der Nase – subtil-fruchtiges Steinobst oder so ähnlich hätte der Befund gelautet, den ich für Euch in noch hübschere Worte gekleidet hätte. Zarte Rosen unterstreichen die verhalten süße Fruchtigkeit, die sich warm auf Hölzern bettet, welche ihre Süße aufgreifen.

Für jemand, der eigentlich keine Clean-Düfte mag, ist das hier ein durchaus netter Vertreter. Wie sagt der Schwabe so schön als höchstes Kompliment? „Hab scho Schlechteres gerocha“ – trifft in diesem Fall zu. Clean Summer Linen würde ich sogar tragen im Sommer – und die Farbe, ehrlich, die hat es mir angetan.

Michael Boadi war scheinbar trotz seiner neuen Firma Illuminum, die Middletons Hochzeitsduft stellte und somit zum Riesenhype avancierte, unterbeschäftigt und erweiterte seine Linie Boadicea um einen neuen Duft: Regal.

Hinter Regal verbirgt sich tatsächlich Königliches: Beim ersten Aufsprühen wird schon klar, dass wir es hier nicht mit einem Leichtgewicht zu tun haben. Mein erster Gedanke – Oud. Und ich schaue erstmal nach den Ingredienzen – scheinbar kein Oud, aber animalische Noten, die mir in ähnlicher Intensität, aber verschiedener Verpackung bisher nur in Mazzolaris Lui entgegenströmten. Gut gebrüllt, Löwe! Das riesige Tier trollt sich aber schon kurz danach, wahrscheinlich ist es ins Unterholz geflüchtet, in einem solchen befinden wir uns nämlich jetzt. Eine Lichtung im Wald sehe ich vor mir, eine mit Kräutern bewachsene, auf der sich auch so manches Blümelein tummelt. Minziges Geranium, das die hier moosig-chypriert wirkende Rose unterstreicht und Maiglöckchen, zartes, sowie ein erdiges Veilchen im Hintergrund, auf Hölzern gebettet.

Was soll ich sagen? Rotkäppchen und der böse Wolf, wäre das Bild, das mir als allererstes bei Regal in den Sinn kommt, von mir aus auch die Schöne und das Biest: Jugendlich-unschuldige Weiblichkeit von unverstellter Natürlichkeit und irgendwo dahinter – das Tier. Gefällt mir, wie zu erwarten war, gar nicht schlecht und erinnert mich von der Richtung her (!) – man möge mir die saloppen Worte nachsehen: Jungfrau trifft Schmuddelkind – ein bisschen an meine wunderschöne Entdeckung dieses Jahr, Andy Tauers Carillon pour un Ange.

Habt Ihr schon getestet? Seid Ihr Clean-Anhänger oder nicht und wie haltet Ihr es mit Boadicea?

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Linen Field von bretz/Hervé de Brabandère, Sunset in Italy von goejsen, Rotkäppchen-Illustration von Carl Offterdinger (19. Jhdt.), some rights reserved – vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Katharina W.
    25. September 2011
    Antworten

    Liebe Ulrike,

    Mit den Clean-Düften ist das bei mir so eine Sache:
    Ich rieche sie gerne, sie gefallen mir, wenn mir ein Hauch davon in die Nase weht… aber um selbst danach riechen zu wollen, ihn besitzen zu wollen, dafür reicht es dann meist nicht.
    Man hat ja doch das Bedürfnis, sich mit einem Duft zu identifizieren, ein bißchen von seinem Charakter, seiner Stimmung, seinen Wünschen, mittels Duft in seine Umgebung zu transportieren, sich zu unterstreichen und auszudrücken… anscheinend bin ich wohl selbst nicht „clean“ genug? 😉
    Also mit Düften so ganz ohne Rückgrat à la „könnte auch ein Bügelwasser sein“ werde ich jedenfalls nicht warm. Seis drum.

    Da ich mir auch gern mal „die Kante gebe“, duftmäßig, gefällt mir doch das Rotkäppchen und der böse Wolf deiner Beschreibung nach sehr viel besser. 😉 Alle meine Lieblingsdüfte haben einen harmonischen Gleichklang als Basis, aber darüber hinaus eben auch ein paar raue Stellen, einen Widerspruch… und wenn der Duft dann nach einiger Zeit auf der Haut ungeahnte Noten hervorbringt, seien es süße Schmeicheleien, oder eben noch ein paar Krallen und Zähne, dann hat er gute Chancen, bald bei mir einzuziehen.
    Und wie hübsch ist denn der Flakon!

    Ja, ich bin zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig neugierig auf einen Duft, und da ich in diesem Jahr erst 3 (DREI!) Düfte gekauft habe (wo ist mein Orden?), und ich mir noch einen vierten genehmigen „darf“, werde ich das Boadicea-Rotkäppchen mal ganz oben auf meine Liste setzen.

    Einen wunderschönen Herbstsonnen-Tag wünscht dir
    Katharina

  2. Ulrike
    29. September 2011
    Antworten

    Hallo liebe Katharina,

    ich kann Dir da nur beipflichten: ICH bin auch nicht clean genug 😉
    Aber das wirst Du Dir ohnehin schon gedacht haben…

    Das Rotkäppchen hat Dich also angesprochen? Dann hast Du aber hoffentlich Tauers Maiglöckchen schon probiert, oder? Und was waren die drei Düfte, bei denen Du schwach wurdest? Ich bin gespannt!

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

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