… ist und bleibt ein eifriges und fleißiges Persönchen: Mir ist, als ob es gerade erst gewesen wäre, als sie Isles Lointaines und Tuberose lancierte, über die ich hier berichtete habe, und ihre Hesperiden-Kollektion ist auch noch nicht allzu lange her… In jedem Falle sind sie soeben erschienen, ihre zwei neuen Düfte Camellia und Paradise Lost, die bereits in einem Neuigkeitenartikel Erwähnung fanden:
Madame Mecheri, die ubiquitäre Wahlkalifornierin, zeigt sich wie eh und je als emsig-fleißige Arbeitsbiene und hat schon wieder zwei neue Düfte in petto: Camellia und Paradise Lost. Über Camellia steht zu lesen: „A velvety floral bouquet that reveals all the delicacy of the Japanese camellias. An expression of pure femininity.” Die Noten sind angegeben mit Kamelie, weißem Tee, Pflaume, Magnolie, Hölzern und Ambra. Paradise Lost, das verlorene Paradies, wird Folgendes nachgesagt: „Free spirit creatures, flower children and mystics altogether celebrating the enlightenment of life. A get-away to the sun infused Goa beaches in India. Feminine.” Die Ingredienzen: Limette, Bergamotte, Jasmin, Tuberose, Sandelholz, Bourbon-Vanille und Moschus.
Camellia zeigt sich als Hommage an die Kamelie, eine in Japan sehr beliebte Pflanze, welche auf vielgestaltige Weise verwendet wird: Einige Arten eignen sich zur Teeherstellung, andere dienen lediglich dem Schmuck und werden als Zierpflanzen zur Dekoration verwendet. Wieder andere Blüten lassen sich sogar verzehren und aus ein paar Arten wird auch Öl hergestellt. Dieses überrascht in seiner Anwendungsvielfalt: Essenszubereitung, Kosmetikartikel, Holzpflege und, man lese und staune – Korrosionsschutz für Messer und Waffen. Interessant.
Für Keiko Mecheris Camellia benötigt man keinen Waffenschein, vielmehr könnte der Duft aber zur Allzweckwaffe im Alltag werden: Die Kopfnote ist geprägt von der herben Bitterkeit dunklen Tees, die von der saftigen Frische japanischer Pflaumen begleitet wird. Deren dezente Fruchtsüße geht in einem Herz von Magnolie und Kamelie auf, die auf einem warmen ambriert-holzigen Lager ruhen. Dieses Dreigestirn aus Tee, Pflaume und weißen Blüten harmoniert ganz wunderbar und ergibt einen femininen Duft, süß-floral und gleichzeitig von einer anmutigen Zurückhaltung. Wem Umé von Mecheri immer etwas zu viel und/oder zu schwer war, der sollte sich Camellia einmal zu Gemüte führen, unbedingt.
Paradise Lost ist Duft Nummer 2: Ich muss hier sofort an Miltons Gedichtepos denken, an William Blake, der sich davon inspiriert sah und an die vielen Musiker, die die düstere Geschichte des Höllensturzes der gefallenen Engel, des Sündenfalls und der Vertreibung aus dem Paradies verwursteten, allen voran die Band gleichen Namens… Damit bin ich bei Frau Mecheri aber auf der komplett falschen Fährte [Anmerkung: Was ich auch hätte wissen können, hätte ich mir zuerst die Flasche angeschaut ;)]. Hätte ich hinter dem Namen eher einen Weihrauchkracher vermutet zeigt sich schon bei Mecheris Assoziationen, dass dies ganz bestimmt nicht der Fall sein wird: Von Hippiekindern und Goa ist die Rede, von Blumenkindern, Mystikern und Erleuchtung, die an den Stränden dieser vor Indien gelegenen Insel sicherlich selten ohne berauschende Substanzen möglich ist.
Was sich anhand der Ingredienzen – Kopfnote: Bergamotte, Limette; Herznote: Jasmin, Tuberose; Basisnote: Ambra, Sandelholz, Vanille – etwas banal liest, entpuppt sich ähnlich wie bei einigen anderen Exemplaren aus Mecheris Hesperiden-Kollektion als ziemlich einnehmend: Ein echter Gute-Laune-Kandidat. Das flirrend-spritzige Duo aus Limette und Bergamotte sorgt für säuerliche Fruchtigkeit und somit für ein angenehmes Gegengewicht zu dem üppig cremigen Herzen voller weißfloraler Verführer. Die Basis unterstreicht die cremigen Aspekte mit watteweichem Moschus und milchig-würziger Vanille, von Sandelholz sanft untermalt. Irgendwo aus dieser Gesamtheit geht für meine Nase auch eine Prise Salz hervor und ein Hauch Kokos, was aber vielleicht an dem allgemeinen Strandeindruck liegt, den der Duft durchaus überzeugend zu vermitteln weiß. Darüber hinaus reiht sich Paradise Lost ganz hervorragend in die Reihe tropischer Sommerdüfte mit Blüten ein, deren wenig zahlreiches Vorkommen ich neulich hier beklagte.
Und, neugierig geworden? Müsst Ihr testen oder hört sich das nicht nach Euch an?
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Bildquelle: Camelia Snowball von Vocedellanatura, Vagator Beach / Goa von Zerohound, some rights reserved – vielen lieben Dank!
Hier finden Sie die Kollektion von Keiko Mecheri in unserem Shop.
Liebe Uli,
na das nenne ich aber mal konträre Wahrnehmung: Dezent ist nicht das Wort, das mir zu Camelia einfällt. Eher ein kräftiger Schlag auf die Nase. Ein Weißblüherkracher mit erheblichem Kopfschmerzpotential. Der musste noch beim Händler sofort abgeschrubbt werden. Ja, ja die Hautchemie oder andere Empfindlichkeiten.
Paradise Lost fand ich wunderschön – allerdings machte er seinem Namen alle Ehre – das Paradies ist verloren – lässt sich nicht konservieren: nach 10 Minuten war der Zauber bei mir vorbei. Nun habe ich bei den Mecheri-Düften bislang fast immer ein Problem mit der Haltbarkeit – Flüchtigkeit. Aber hier ist es wirkllich sehr ausgeprägt. Ein sehr sehr kurzes Vergnügen. Schade!
Huhuu liebe Christiane,
Camellia ist bei mir in der Tat ein bisschen Chamäleon: Noch mehrfach getestet ging es mir ein, zwei Mal wie Dir – too much, definitiv, zu viele Blüten, zu viel Pflaume, zu viel Präsenz. Die andere Hälfte der Testversuche fand ich ihn allerdings wirklich ziemlich dezent. Ist eben nicht nur Hautchemie-, sondern auch tagesformabhängig, zumindest bei mir 😉 Was das Paradies angeht, das hippieske, das hält bei mir bombenfest und stundenlang – soviel also auch noch zur Hautchemie. Schade, dass er bei Dir flüchtet – und vor allem wundert es mich dass Du mit den Mecheris diesbezüglich ein Problem hast – bei mir halten fast alle ziemlich gut. Mmmmh. Manchmal probiere ich es ja dann bei Düften mit Bodylotion oder einem (dezent) fettenden Untergrund – man kennt es ja, manche Düfte müssen trotzdem sein 😉
Liebe Grüße,
Uli.