Eine Passion für Gewitter…

habe ich schon, seit ich ein Kind bin. Während anderen bang ums Herz wird, sich mancher fürchtet, meine Haustiere regelmäßig unter Sofas und Betten verschwinden stehe ich meist am Fenster oder auch draußen und genieße das Naturschauspiel, lausche dem Wind, dem Donner, dem prasselnden Regen und bewundere die Blitze. Einer meiner Lebensträume ist deshalb auch ganz konkret fassbar – es ist ein Besuch des Wickaninnish Inns in Tofino, Vancouver Island, Kanada, ein ausgewiesener Lieblingsplatz für Sturmliebhaber. So schreibt zum Beispiel die Börse am Sonntag:

„Im Winter, wenn das berüchtigte Aleuten-Tief Orkane mit einer Geschwindigkeit von bis zu 150 km/h gegen die Küsten von Vancouver Island schleudert, ist man der Urgewalt im Wickaninnish Inn ganz nah. Während das tobende Meer Wellen bis zu sieben Meter Höhe schlägt, kann man dieses Naturschauspiel in behaglicher Atmosphäre genießen, denn das Wickaninnish Inn wurde eigens für „Stormwatching“ konstruiert. Das Hotel ruht auf Zementfundamenten tief im Fels, für die extra großen Fenster wurde eine orkansichere Doppelverglasung ausgesucht, und im Restaurant wird ein 240-Grad-Rundumblick geboten. Wenn außen das Inferno tobt, wird innen beobachtet, gestaunt und – untermalt von einem Klangteppich aus krachender Brandung und klassischer Musik – vorzüglich gespeist […].“

Das Wick Inn, wie es liebevoll genannt wird, ist ein Gewitterhotel. So die Süddeutsche Zeitung in ihrem Magazin (03/1999):

„Wenn sich kein Lüftchen regt und die Sonne richtig schön scheint, können die Gäste hier schon mal sauer werden. Schließlich kommen sie wegen des schlechten Wetters: Es ist Stormwatching-Season an der Westküste von Vancouver Island. Urgewalten erleben, wo die Welt aufhört, in einem Hotel auf den Klippen, das so weit weg von allem ist, dass danach nur noch das Wasser kommt: viele tausend Kilometer weit. Irgendwo auf der anderen Seite ist Asien. Viel Patz für den Wind, um Anlauf zu nehmen.

Im Winter zog es früher niemanden in die Gegend rund um Tofino im Pacific Rim National Park – kein Wunder, denn im Jahresdurchschnitt stürzen hier drei Meter Wasser vom Himmel. Im Winterhalbjahr eher mehr als weniger. Doch dann hatte der Hotelier Charles McDiarmid die rettende Idee, das schlechte Wetter als besondere Attraktion zu verkaufen: Er rief das Programm Stormwatching ins Leben.

Seitdem läuft sein Hotel „Wickaninnish Inn“, das auf den Klippen am Rande des Chesterman Beach liegt, bei Sturm besonders gut.“

Und gilt, nebenbei bemerkt, als eines der besten Hotels Nordamerikas, gehört natürlich zu irgendwelchen Leading Hotels of the World und so weiter und so fort… Das merkt man den Preisen auch an, insofern muss ich wohl noch ein wenig träumen und sparen.

Bis dahin kann ich mir aber behelfen – und zwar mit den neuen beiden Düften von Calé Fragranze d’Autore, die ebenfalls einen regnerischen Gewittersturm zum Thema haben: Roboris und Fulgor.

Roboris, dem ich mich heute widme, wurde von unserem Liebling Mark Buxton kreiert, der sich ja bereits mit etlichen Düften unter anderem für Comme des Garçons, Linari, Biehl Parfumkunstwerke, Le Labo, Lagerfeld, Givenchy, Paco Rabanne, Van Cleef & Arpels, etc. einen Namen als eine der weltbesten Nasen machte.

Roboris, das im Lateinischen sowohl für Kraft, Stärke, Mittelpunkt als auch für Eiche, Hartholz steht, wurde aus einer Idee von Dr. Silvio Levi, dem Inhaber von Calé Fragranze d’Autore geboren: Der Impression eines stürmischen Gewitters über der Wüste in Arizona, welche wohl persönlicher Erfahrung geschuldet ist. Dann ist da auch noch die Rede von einem Schamanen und von obskuren magischen Kräutern, einem Regentanz auf einer Anhöhe…

Aber lasst Euch das besser von Monsieur Baxton selbst erzählen:

Der Duft soll demnach für den Wind stehen, der den Regen ankündigt, die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm in sich tragend über den trockenen Boden wehend und alle Gerüche der Umgebung mit sich reißend: Den trockenen Sand, die Kräuter des Medizinmanns, das Feuer, Leder, knarziges altes Holz…

Kraftstrotzend und magisch aufgeladen wirkt so auch der Duft: Ein Chamäleon, welches all jene Gegensätze umfasst – die warme Trockenheit des alten Hölzer und des Sandes, welcher so weit das Auge reicht samt einer staubigen Süße, die bereits von der Ankündigung des nahenden Regens geschwängert ist. Wässrige Akzente und windige Anklänge, ein Hauch Florales, der von Blüten irgendwo da draußen kündet. Heu, sonnengetrocknet und zum Teil auch schon angefeuchtet sowie metallisch anmutende Noten, die jene flirrende Luft imitieren, die elektrisch aufgeladen scheint. Feinsäuerlicher Rhabarber, den man im Hintergrund identifizieren kann, wenn man von ihm weiß.

Mark Buxton, jener große Zauberer, vermag es mit Roboris spielend, nicht nur das von Levi vorgegebene Szenario wie einen Dschinn in eine Flasche zu bannen, sondern auch eine, wie ich meine, universell „gültige“ Impression eines nahenden Sturms zu kreieren. Will sagen: Genau SO riecht ein aufziehendes Gewitter. Und ich hatte wirklich schon lange nach solch einem Duft gesucht.

Danke, lieber Mark, einmal mehr – für einen weiteren, wunderschönen Duft!

Viele Grüße,

Ulrike.

Bildquelle: Blue Bolt von Manu Mohan, Clouds von Simona Dumitru, Forboding Sky / Right before it stormed, Lake Powell, Page, Arizona von Kristin Smith, alles via stockxchng, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Hier finden Sie Roboris von Calé Fragranze d’Autore in unserem Shop.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Annette
    16. Februar 2012
    Antworten

    Liebe Uli,

    „Roboris“ war für mich bei allerersten Sprüher nur eines: geradezu erschreckend grasig-grün. Saftige Wiese im Allgäu, nix Wüste, nix Arizona.

    Der Duft braucht eine gewisse Zeit um in die Gänge zu kommen, aber schließlich braut sich ein Gewitter ja auch erstmal zusammen. (Wobei ich vor dem Gewitter, auch sehr unmittelbar vor dem Gewitter schöner finde als mittendrin, ins Wickaninnish fahr‘ ich trotzdem mit 😉 )

    Nach der grünen Wiese kommen bei mir deutliche Kleenoten raus, wahrscheinlich ist das Dein getrocknetes Heu, das schon von ersten Tropfen benäßt wird. Vermutlich Cumarin? Ahja, wir haben ja Tonkabohne vertreten, also tatsächlich Cumarin.

    Und hinter dem Klee zieht nun endlich die Gewitterfront auf!
    Erste, noch ganz vereinzelte Regentropfen, vom Rhabarber genial verkörpert (den muß man in dem Fall wirklich wissen, aber dann erkennt man ihn, stimmt. Auch die Glyzinie trägt sicherlich zu den wässrigen Noten bei. Aber da Regen draus zu machen – Hut ab!)
    Wie Buxton es angestellt hat, dann auch noch den Geruch von Windböen in Roboris zu packen – keine Ahnung. Er hat es jedenfalls geschafft. Unglaublich! Der Jasmin sorgt für eine gewisse Hitzigkit und Schwüle, der Vetiver steuert noch mehr Dampf und Druck und ein bißchen Staubigkeit bei (die Wüste, die Wüste!) und vom Horizont her donnergrollt es schon…!
    Die Hölzer sind nicht so explizit wahrzunehmen, aber sorgen für ein wahres Breitbandpanoramagefühl°…

    Und gleich, gleich wird das Gewitter losbrechen –

    (°Merkwürdig übrigens, bei seinem Fulgor hatte ich mehr das Gefühl ausgesprochener räumlicher „Tiefe“, hier ist es wirklich „Weite“, sonderbar und im Wortsinn be-zaubernd)

    Roboris hat bei mir zwei Anläufe gebraucht – mußte allerdings auch gegen eine Amour fou, seinen Bruder Fulgor antreten, immer schwierig sowas 😉
    Aber im zweiten Anlauf bin ich hin und weg.
    Das hier hat eine Dramatik, ein Vorwärtsdrängen – Fantastisch!

    Liebe Grüße!

    Annette

  2. Annette
    16. Februar 2012
    Antworten

    Ha, ich weiß jetz wie ich’s mache: Roboris als Gewitter-Auftakt auf den einen Arm und Blitz, Donner, Regen dann richtig loskrachen lassen mit Fulgor auf dem anderen Arm! 😀

    Sehr zufrieden mit dieser Planung wünscht eine Gute Nacht!

    Annette

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