Tantrism und 36 Jacob von Spiritum – Zwischen Ekstase und Rückbesinnung

Die Marke Spiritum ist mittlerweile fast schon ein alter Bekannter hier auf diesem Blog. Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich Euch das spirituell angehauchte Nischenduftlabel hier zum ersten Mal präsentiert. Neben zahlreichen Rezensionen findet sich im Artikel-Archiv auch ein Interview mit Jonathan Dufour, dem Gründer von Spiritum. Wie üblich verlinke ich Euch alles im Folgenden. Zunächst möchte ich aber noch kurz die beiden Kreationen nennen, die ich Euch heute vorstellen möchte: Tantrism und 36 Jacob.

Spiritum – Tantrism

Spiritum im Duft-Tagebuch

Tantrism – Prism Collection

Tantrism und 36 Jacob gehören zur neuen Prism Collection der Marke Spiritum, die sich bestimmten Orten und Bräuchen widmen soll. Unser erster Kandidat heute – Tantrism – ist vom Tantrismus bzw. dem Tantra inspiriert. Die spirituelle Lehre, die sich übrigens keineswegs nur um sexuelle Praktiken dreht, widmet sich laut Wikipedia folgendem Ziel: „Die Einswerdung mit dem Absoluten und das Erkennen der höchsten Wirklichkeit.“ Es gibt zahlreiche tantrische Strömungen. Wer hierzu mehr erfahren möchte, dem empfehle ich zum einen Fachliteratur oder – für den schnellen, unkomplizierten Überblick – eben Wikipedia. Parfümeur Philippe Paparella-Paris vereinte für den Duft die Ingredienzien Rose, Aldehyde, Zitrone, Schokolade, Vanille, Kakao, schwarzer Pfeffer, Ambra, Getreide, Weihrauch, Eichenmoos, Moschus, Myrrhe, Ambrette und weißer Moschus.

Tantra, was so viel bedeutet wie „miteinander verwoben“, betont das Weibliche. Es ist eine heilige Formel, die Verehrer in Kontakt mit ihren Angebeteten bringt und oft wiederholt wird, um Ekstase und Vereinigung zwischen dem Verehrer und der Gottheit herbeizuführen.

Spiritum – Tantrism

Tantrism ist wunderbar würzig, weich und gourmandig, überzeugt mit einer herrlichen Präsenz und einem ausgewogenen, sehr harmonischen Auftakt. Üppige Gewürze verschmelzen mit cremiger Milchschokolade und ambriert-balsamischen Nuancen. Luftige Rosennuancen und spritzige Hesperiden bringen Frische und Leichtigkeit in die Komposition, wodurch verhindert wird, dass diese zu schwer und zu dicht wird. Nach und nach tauchen dezent rauchige Noten in dem Duft auf. Eine Prise Pfeffer setzt trocken-scharfe Akzente, während sich im weiteren Verlauf pudrig-holzige und wildledrig-medizinische Facetten in der Kreation ausbreiten, die diese gekonnt und stimmungsvoll ausklingen lassen.

Das Eau de Parfum von Spiritum ist ideal für alle, die würzige, gourmandige, holzig-ambrierte und schokoladig-cremige Kompositionen lieben, die nicht zu schwer und nicht zu süß sind. Ein Duft, der genau meinen Geschmack trifft und den ich ohne Weiteres zu jedem Anlass tragen würde. Ob im Büro, zum Date am Abend oder ins Kino, im Alltag oder zu besonderen Anlässen, Tantrism strahlt unglaublich wohlige Vibes aus und ist dabei modern, elegant und lässig zugleich. Perfekt für kühlere Tage, wobei ich den Duft eigentlich viel zu schön finde, um ihn auf Herbst und Winter zu beschränken. Absolute Empfehlung meinerseits! 🖤

36 Jacob – Im Herzen von Paris

Unser zweiter Kandidat am heutigen Tage widmet sich einer Adresse in Paris. Eine ganz neue Thematik bei Spiritum, denn die Marke hat sich ja sonst dem Spirituellen verschrieben. Doch hinter besagter Adresse verbirgt sich etwas Besonderes. Es ist der Sitz der ersten Boutique des Nischenduftlabels, im schicken Quartier Saint-Germain-des-Prés, unweit der Seine gelegen. Den besonderen Charme des Ladens setzte der Parfümeur Philippe Paparella-Paris olfaktorisch um. Die Ingredienzien Weihrauch, Basilikum, Safran, Aldehyde, Rose, Orange, Rosa Pfeffer, schwarzer Pfeffer, Zypresse, Labdanum (Zistrose), Zedernholz, Rote Früchte, Salbei, Zimt, Gewürznelke, Iris, Orangenblüte, Sandelholz, Patchouli, Vanille, Vetiver, Nagarmotha, Tannenbalsam, Leder, Adlerholz (Oud) und Tonkabohne lassen auf ein üppiges Arrangement schließen. Ich bin gespannt, ob sich dies im Test auch so bewahrheitet.

Spiritum – 36 Jacob

36 Jacob ist eine ganz anders geartete Kreation als der eben getestete Tantrism. Viel dunkler, trockener, würziger, herber zeigt sich das Eau de Parfum im Opening. Krachend-ledrige, medizinisch-rauchige und harzig-koniferige Nuancen verleihen der Komposition von Beginn an einen tiefgründigen, präsenten und intensiven Charakter, der kraftvoll, markant und außergewöhnlich ist. Dabei bleibt sich Spiritum stets treu und offenbart auch hier einen Duft, der mit meditativen und kontemplativen Momenten spielt. Grünlich-aromatische Noten sorgen im weiteren Verlauf für spannende Akzente im Hintergrund, während ich nach und nach auch süßlich-cremige, verführerisch-samtige Facetten wahrnehme, die besänftigend wirken.

36 Jacob ist sehr komplex, ein dicht verwobener Duftteppich, engmaschig, schillernd. Dabei ist die Kreation in sich ruhend und so gelassen, dass man sich am liebsten hineinfallen lassen möchte, um zu genießen. Im Auftakt herb, dunkel und auch ein wenig rau, wird die Komposition allmählich sanfter, süßer und offenbart wohlige, behagliche Nuancen. Auch dieses Eau de Parfum würde ich eher an kühleren Tagen tragen und dabei auf den Einsatz im Büro wahrscheinlich verzichten. Stattdessen finde ich den Abend, die Freizeit oder einen entspannten Nachmittag auf dem Sofa passender für 36 Jacob, der mir fürs Büro zu präsent und kraftvoll wäre. Aber auch hier ist natürlich alles erlaubt, was gefällt. ☺️

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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