Imaginary Authors’ Duft für Introvertierte: The Language of Glaciers

Die Marke Imaginary Authors von Josh Meyer ist Duftliebhabern natürlich längst bekannt, weswegen ich nicht mehr viel dazu schreiben muss. Literaturdüfte gibt es so einige, die sich der duftenden Interpretation großer Werke verschrieben haben. Hier ein kleiner Überblick in unserem Shop zu Literatur-Düften. Letzte Zugänge hier waren eine Hommage an Oscar Wilde von Floris sowie eine weitere an Lord Byron von Moresque.

Ich finde die Idee nach wie vor großartig, Düfte über fiktive Werke zu kreieren. Zum einen muss sich der Kreateur eine Geschichte ausdenken, zum anderen ebendieser auch mit seiner Duftschöpfung gerecht werden. Wer nachlesen möchte, wir haben hier schon so einige davon besprochen.

The Language of Glaciers

Mich hat der Titel The Language of Glaciers sofort abgeholt. Wie mag diese Sprache der Gletscher klingen? Was würden sie uns erzählen? Jahrtausendealte Geschichten von Wachstum und Vergehen? Vielleicht auch nicht ganz so hochtrabend und bedeutungsvoll. Josh Meyer sagt: „Endlich ein Duft für Introvertierte. Nicht, dass man ihn nicht auch ausführen könnte. Wenn du das tust, dann wird er für dich wie ein Lieblingsparka sein und dich in Glanz und Gloria einhüllen.“ Sehr sympathisch, denn Düfte für den großen bis ganz großen Auftritt gibt es zuhauf. Die leiseren, die man mehr für sich selbst trägt als für andere, sind nicht so zahlreich.

Die Geschichte zum Duft

Wie ein Klappentext lässt sich die Handlung der Geschichte bei Imaginary Authors lesen. Ein Appetithäppchen, das ausschließlich in die eigene Fantasie führen kann. Denn die besagten Erzählungen und Romane gibt es wie gesagt nicht.

Standest du schon jemals auf dem Gipfel eines Berges, während die Schneeflocken um dich herumwirbelten? Das ist die Pracht, die man mit The Language of Glaciers erleben wird, ein romantisches Epos, das unglaubliche Höhen erreicht und dich dazu inspiriert, keinen Moment ungenutzt zu lassen. Von der Stille einer Schneeschuhwanderung im Mondschein bis hin zum Rausch, wenn man eine Lawine sicher von oben beobachtet, werden die Erinnerungen unseres namenlosen Erzählers dich genauso fesseln wie der einsame Gesang der Schneeeule. Finde Trost in der Kälte und fange an, die Welt aus verblüffend neuen Perspektiven zu sehen. Die Kritiker nannten sie „eine langsame Geschichte, die sich direkt in das Zentrum der Seele eingräbt“ und „scharf wie Eis und glatt wie ein Gletschersee“.

So duftet The Language of Glaciers

Ich musste sofort grinsen, als ich den Duft zum ersten Mal unter der Nase hatte. Natürlich hatte ich mit etwas Kühlem oder Eisigem gerechnet. Vielleicht eine Überdosis Menthol mit ozonischen Noten oder dergleichen. Der Gletscher spricht jedoch eine andere Sprache.

Natürlich geht es mit einem kühlen Windhauch los, der sich über den Eisfeldern mit Kälte aufgeladen hat. Es ist die Frische von Kiefernnadeln, von Strobe (Pinus strobus), auch Weymouth-Kiefer genannt. Um die Sauna-Assoziationen komme ich einfach nicht herum, empfinde die Kiefer aber als besonders angenehm. Was nun ein bisschen irritiert, ist die Fliedernote, die in meinem Kopf fest mit dem Frühjahr verdrahtet ist, und nun so gar nichts ins winterliche Gletscherbild passen mag. Man muss den Noten ein bisschen Zeit geben, dann wird die Idee klar. Vor allem auf der Haut, wo die Herz- und Basisnoten breiter tönen, wird die Eisschicht dünner und die grünen Koniferen- und Wacholdernoten treten kraftvoll hervor. Die floralen Noten, die bei Imaginary Authors noch ein bisschen detaillierter genannt werden als bei uns im Shop, schließen sich zu einem Block zusammen. Flieder, Vergissmeinnicht und Genfer Günsel bilden einen blumig-seifig-pudrigen Kontrapunkt zu den krautig-waldigen Kollegen.

Schaut euch den Berg auf dem Flakon an. Nach diesen Farben duftet The Language … Wer mit einem olfaktorischen Eisbonbon gerechnet hat – wie ich – liegt also gründlich daneben. Krautig, koniferig und blumig kann man den Duft zusammenfassen. Ach ja, eine Duftnote habe ich vergessen: frisch gefallener Schnee. Bleibt nur noch die Frage, ob wir mit dieser Kreation die Introvertierten glücklich machen können. Bei diesem Punkt gehe ich nicht ganz mit. Dafür ist die Komposition doch zu extravagant. In sparsamer Dosierung allerdings könnte ich es mir vorstellen. Was sagt Ihr?

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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