Die französische Marke Marie Jeanne mag noch relativ jung sein, basiert aber auf ganz viel Tradition, ganz viel Geschichte und Wissen rund um das Parfumhandwerk. Denn der Gründer des Dufthauses ist Georges Maubert, der in Grasse geboren wurde und eben jener Familie Maubert angehört, der der Dufthersteller Robertet gehört und die seit nunmehr fünf Generationen fest mit dem Unternehmen und der Welt der Aromen, Rohstoffe und Parfums verbunden ist. Die Marke Marie Jeanne trägt den Namen der Großmutter von Georges Maubert und kann somit als Hommage an sie angesehen werden.
Um nur das beste Parfüm anbieten zu können, ist Marie Jeanne an jedem Schritt des Herstellungsprozesses beteiligt, vom Anbau bis zum fertigen Duft. Dank natürlicher ätherischer Öle, die sorgfältig ausgewählt werden, besitzt jedes Parfüm seine eigene Originalität. Die gesamte Produktion wird in limitierten Serien in Grasse von Hand gefertigt.
Die drei Linien von Jeanne Marie
Bislang gibt es drei Duftlinien von der französischen Nischenduftmarke, nämlich Matières Premières (Rohstoffe), Héritage (Erbe) und Aromatherapy. Zusätzlich gibt es auch eine Duftkerzenkollektion, mit der die Reise des Labels 2014 begann, die wir allerdings aktuell nicht bei uns im Shop haben.
Beginnen möchte ich mit den Rohstoffen, der Linie der Matières Premières, die vier Eaux de Parfum umfasst: Tonka Lavande, Jasmin Patchouli, Vétiver Santal und Iris Pallida. Alle vier Düfte drehen sich um einen bestimmten Rohstoff, dem ein weiterer zur Seite gestellt wird, um die einzigartigen Facetten des Protagonisten olfaktorisch besonders anschaulich darstellen zu können. Im nächsten Schritt werde ich Euch die Linie Héritage präsentieren, die drei Eaux de Cologne bzw. Eau Fraîche umfasst und abschließend die Aromatherapy Collection, die eigentlich eher eine Raumduft- respektive Wäschebeduftungsserie ist.
Tonka Lavande – Tonkabohne meets Lavendel
Die Rückbesinnung auf die Rohstoffe, reduzierte, minimalistische Kompositionen und das Hervorheben einer bestimmten Ingredienz ist keine Neuerfindung von Marie Jeanne, sondern eine Entwicklung in der Haute Parfümerie, die wir vor kurzem beispielsweise auch bei der Marke Matière Première erleben durften. Auch der Gründer dieses Labels entstammt einer in der Parfumwelt seit vielen Generationen verankerten Familie aus Grasse und auch Matière Première setzt auf klare, auf einen Rohstoff fokussierte Kompositionen, die zum größten Teil auf der Basis natürlicher Inhaltsstoffe aufgebaut sind.
Unser erstes Eau de Parfum von Marie Jeanne ist nun also Tonka Lavande, das die Ingredienzien Bergamotte, Rosmarin, Lavendel, Salbei, Zedernholz, Tonkabohne und Vetiver vereint. Soweit ich in Erfahrung bringen konnte, war die Robertet-Parfümeurin Sidonie Lancesseur für die olfaktorische Umsetzung dieser Kreation zuständig.
Mit einem aromatischen Start verbindet der Duft Lavendel mit den gourmandigen, mandelartigen Noten der Tonkabohne und kombiniert damit Authentizität mit Frische.
Frisch, herb und krautig startet Tonka Lavande in den Duftverlauf mit sehr natürlich anmutenden, überaus knackigen und belebenden Lavendelnuancen, die mich spontan an den üppigen, vor meinem Bürofenster blühenden Lavendelstrauch erinnern. Doch ist dieser sonnenbeschienen und damit dürfte der Duft der Pflanze warm sein. Tonka Lavande ist dagegen kühl und lässt an die Morgenstunden zur Sommerzeit denken, bevor die ersten Sonnenstrahlen für Wärme sorgen und die Luft noch frisch und feucht ist. Nach und nach schieben sich jedoch auch in die Kreation von Marie Jeanne wärmere Aspekte. Zedernholz und Tonkabohne sorgen für würzig-warme und samtig-holzige Nuancen, die dem Lavendel das olfaktorische Zepter aus der Hand nehmen. Vetiver bringt dunkle, cremig-erdige Facetten ins Spiel, ehe der Duft schließlich ganz allmählich ausklingt.
Tonka Lavande ist ein wunderschöner krautiger, waldig-würziger Duft, der mit üppigem, frischen Lavendel startet und mit einer sanften, cremigen Mischung aus Tonkabohne, Zedernholz und Vetiver abgerundet wird. Die Komposition überrascht mit einem spannenden Kalt-Warm-Kontrast, einer olfaktorischen Entwicklung, die mir außerordentlich gut gefällt. Der ideale Duftbegleiter für alle, die Lavendel lieben, die aromatisch-frische Kreationen mit Fougère-Anklängen bevorzugen und ein Eau de Parfum mit mittlerer Präsenz und guter Haltbarkeit für jeden Anlass und jede Gelegenheit suchen. 💚
Jasmin Patchouli – Holziges Cremevergnügen
Unser nächster Kandidat ist Jasmin Patchouli und dieser Duft lässt mich beim Lesen der Ingredienzien sofort aufhorchen: Grüne Noten, Feigenblätter, Jasmin, Ambrettesamen und Patchouli. Feige in jeglicher Form mag ich sehr – in Düften zumindest, denn kulinarisch bin ich allergisch gegen die köstliche Frucht. Von den Zutaten her klingt das Eau de Parfum von Marie Jeanne für mich persönlich absolut verlockend und ich hoffe, dass auch Ihr dem Reiz der Feigendüfte schon verfallen seid. Falls ja, verlinke ich Euch unsere Feigen-Empfehlungen, damit Ihr in grünlich-fruchtigen Kreationen schwelgen könnt, so wie ich es gerne tue. Auch Jasmin Patchouli soll von der Parfümeurin Sidonie Lancesseur geschaffen worden sein und ist seit dem Jahre 2021 auf dem Markt.
Da hab ich mich so auf die Feige gefreut und dann eröffnet Jasmin Patchouli mit satten, erdig-holzigen Patchoulinoten. Keine Feige weit und breit in sich, weder in Blattform, noch in Holz, und auch kein Fruchtfitzelchen ist zu erschnuppern. Stattdessen duften mir von meiner Haut wie vom Teststreifen – hier offenbart der Duft eine ungewohnt genaue Übereinstimmung – die kühlen, holzig-waldigen und erdigen Nuancen eines prächtigen Patchoulis entgegen. Einerseits zu meiner Überraschung, denn ich hatte eine hellere und saftig-grüne Komposition erwartet. Andererseits trägt das Eau de Parfum den Namen Jasmin Patchouli, weshalb die olfaktorische Ausprägung der Kreation nun nicht ganz unerwartet kam. Jedenfalls nehme ich meine Feigenankündigungen zurück und erfreue mich stattdessen an den dunklen, tiefgründigen und subtil modrigen Nuancen dieses traditionellen Rohstoffs, der nicht umsonst zu den ganz großen Ingredienzien der Parfümerie gehört. Hinzu gesellen sich nach einiger Zeit die cremigen Noten von Jasmin und pudrige Ambrettesamen, die der Komposition sanfte und samtig-wohlige Facetten verleihen. Holzig, cremig und warm klingt der Duft schließlich aus.
Bei Jasmin Patchouli gilt: What you read is what you get. In erster Linie zeigt sich der Patchouli in der Kreation, während der Jasmin diesem eher begleitend, besänftigend und ruhestiftend zur Seite steht. Freunden des erdigen Gehölzes und allen, die meditative, entspannte und eher transparente Düfte bevorzugen, die absolut alltags- und bürotauglich sind, kann ich auch dieses Eau de Parfum nur ans Herz legen.
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