Heute möchte ich mit der Brecourt-Serie abschließen: Die Herren hatte ich Euch bereits vorgestellt genauso wie einen Großteil der Damen – nun fehlen noch zwei Damendüfte, L’Amoureuse und Avenue Montaigne.
Mit L’Amoureuse, der Freundin oder Liebenden, hat Emilie Bouge, die Nase hinter Brecourt, Großes im Sinn:
„When everything around us is exquisite, when we draw in the intoxicating scent of eternal youth, when the spirit is full of enthusiasm and the body rejoices its freedom, we breath in “Amoureuse”.“
Der Duft ewiger Jugend, voller Eleganz und Enthusiasmus, der uns das Gefühl von Freiheit vermittelt – das liest sich vielversprechend. In der Philosophie unterscheidet man ja negative Freiheit und positive Freiheit – die Freiheit von etwas und die Freiheit zu etwas, die Freiheit von Zwängen, Einschränkungen oder ähnlichem und die Freiheit bestimmte Möglichkeiten zu haben etwas zu tun. L’Amoureuse meint und beinhaltet sicherlich beides, soviel Dynamik, wie der Duft ausstrahlt – aber kommen wir erstmal zu den Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Zitrone, Mandarine, schwarze Johannisbeere; Herznote: Rose, Jasmin, Veilchen, Himbeere; Basisnote: Pfirsich, Lilie, Moschus, Benzoeharz.
L’Amoureuses blühendes Herz besteht aus einem netten Liebespaar von Rose und Jasmin, einer luziden und frischen Rose sowie einem grünen Jasmin, die von buntem Treiben umgeben sind: Ein Ringelreihen saftiger Früchte, spritzig-säuerliche Johannisbeere, zarte Himbeere von leichter Süße sowie Hesperiden satt und ein samtiger Pfirsich, angerichtet auf einer weichen Basis.
Jugendlichkeit versprüht L’Amoureuse für mich in allererster Linie, ein fröhlich-unkompliziertes und blumig eingerahmtes Früchtchen, das einen jungen und aktiven Eindruck vermittelt. Ich kann mir den Duft am besten an einer jungen Frau oder einem jungen Mädchen vorstellen – dort kann er seine heitere Unbekümmertheit sehr wahrscheinlich am besten entfalten.
Auch wenn viele jene Alterseinschränkungen immer für hinfällig halten – prinzipiell sehe ich das ja auch so, genauso wie mit der Einteilung in Männer-, Frauen- und Unisexdüfte. Düfte suchen sich ihre Träger(innen) selbst und jeder sollte einfach das tragen, was ihm persönlich gefällt. Allerdings gibt es doch Düfte, die an Männern besser wirken oder besser nur von Frauen getragen werden sollten. Es gibt Düfte, die mehr für den (ganzen) Tag geeignet sind und welche, die sich nur abends voll entfalten. Und es gibt eben auch Düfte, die besser zu einem jungen Mädchen passen genauso wie es Düfte gibt, die einer reiferen Frau zu Gesicht stehen.
Ein typischer Jungmädchenduft ist für mich beispielsweise Petite Chérie von Annick Goutal: Jene unschuldige kleine Birne kann zwar durchaus von Frauen jeglichen Alters getragen werden (ich habe auch ein kleines Fläschchen hier) – am zauberhaftesten und vollkommen hinreißend finde ich den Duft aber an Mädchen oder (ganz) jungen Frauen.
L’Amoureuse gehört für mich ebenfalls in diese Kategorie – und ich weiß schon, an welchen liebenswerten Teen aus dem Freundeskreis mein Pröbchen wandern wird 😉
Dafür ist der nächste Duft, Avenue Montaigne, ein Duft für die Damenwelt und sicher nichts für kleine Mädchen – Starken Frauen, der französischen Couture und den Achtzigern gewidmet:
„Extremely influential women are a force to be reckon with. What my eyes see during the golden triangle of the French couture, my nose remembered the freedom of the woman in the 80s and this inspired me to bring all these back today.“
Benannt wurde Avenue Montaigne natürlich nach der gleichnamigen Straße in Paris, welche ihren Namen nach dem Renaissance-Schreiberling und Philosophen trägt, der allerdings mit den Verdiensten der Straße wenig zu tun hat: Schaufenster gibt es hier vornehmlich, und zwar Modeschaufenster, ist es doch die Straße der großen Namen des Modegeschäfts, zu welcher sie in den Achtzigern avancierte. Diese merkt man dem Düftchen auch an, das muss ich ihm lassen. Aber – ich finde jenes Wiederaufleben hier ganz hervorragend umgesetzt: Ein überschwängliches opulent blühendes Blumenherz von heller Rose in Kombination mit üppigen Weißblühern sowie Freesie und Lotos, die für transparent-aquatische Anklänge sorgen. Dazu deliziöse Beerennoten, säuerlich-prickelnde Grapefruit sowie samtig-saftiger Pfirsich – serviert auf einem erdig-weichen Patchouli-Moschus-Teller, der eine chyprierte Anmutung aufweist.
Ich bin kein großer Achtziger-Fan und muss dabei immer an unmögliche Klamotten denken, an hochgradig peinliche Frisuren und weitere Ver(w)irrungen. Allerdings hatten die Achtziger natürlich auch jede Menge Vorzüge wie zum Beispiel ein Teil der damals entstandenen Musik. Avenue Montaigne erinnert mich persönlich an die mondänen Kostüme des Hauses und Herrn Thierry Mugler: Feminin, sexy und irgendwie überladen, aber trotzdem oder gerade deswegen gut – deshalb darf es gerne auch mal ein Achtziger-Jahre-Duft sein, findet Ihr nicht? Für mich ist es der dritte Liebling im Bunde der Brecourt-Düfte.
Welches sind denn Eure Favoriten, gesetzt den Fall Ihr habt schon getestet? Was hört sich für Euch testenswert an, wenn Ihr noch nicht in den Genuss gekommen seid?
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Bildquelle: Pierre-Auguste Renoir (ca. 1890 – 1894): Junge Mädchen auf der Wiese, Ein Abendkleid von Thierry Mugler von ellenm1, beides via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!
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