In meinem letzten Beitrag zu Le Galion möchte ich Euch die drei Eaux de Parfum Tulipe, La Rose und L’Âme Perdue vorstellen, die sich allesamt um Blüten drehen. Beginnend mit dem Frühlingsblüher Tulpe, möchte ich mich schnurstracks den Rosen widmen, um mich abschließend in eine florale Komposition mit dem melancholisch anmutenden Namen „Die verlorene Seele“ zu stürzen. All dies mache ich natürlich nicht, ohne Euch noch auf meine vorhergehenden Blogartikel hinzuweisen: Le Galion – Wiedersehen mit alten Bekannten und Sovereign, Sang Bleu und L’Astre von Le Galion – Könige, blaues Blut und Sterne, in welchen ich Euch das Traditionsdufthaus sowie die vier Eaux de Parfum Sortilège, Sovereign, Sang Bleu und L’Astre vorgestellt habe.
Tulipe – Große Tulpenliebe
Auf das Eau de Parfum Tulipe bin ich besonders gespannt, bin ich doch ein großer Freund der Frühlingsblüher und finde, dass es ruhig mehr Tulpendüfte geben sollte. Byredos La Tulipe ist ja seit jeher ein ganz besonderer Liebling von mir und hat nicht umsonst einen Platz in meinem Beitrag Top 5 Frühlingsdüfte – Julias Lieblingsparfums für das Frühjahr erhalten. Tulipe von Le Galion wurde von dem Parfumeur Thomas Fontaine im Jahre 2020 erschaffen, der hierfür die Ingredienzien Akazienblüte, Galbanum, Tulpe, grüne Noten, Jasmin, Ylang-Ylang, Narzisse, Iris, Moschus und Zedernholz vereinte.
Ich wollte einen modernen, blumigen, grünen Duft kreieren. Die Tulpe öffnete sich mir, diese dezente Blume, die wir aus fruchtigen, grünen Noten umgestalten. Die Narzisse gab mir grün-blumige Akzente, der Jasmin fruchtig-blumige Anklänge, während das Ylang sich einfügte, um das Gemälde über einen Holzrahmen hinauszutragen. – Thomas Fontaine
Tulipe zeigt sich im Opening grünlich, luftig und pudrig. Blattsaftakzente treffen auf zarte und relativ unsüße Blütennuancen, die sehr transparent und luzide sind. Doch bald schon wird die Kreation tiefgründiger und nimmt an Präsenz zu. Galbanum und Narzisse unterstreichen die grünen Facetten des Dufts mit herben, subtil erdig-koniferigen Noten, die Tulipe etwas dunkler und intensiver werden lassen. Jasmin und Iris besänftigen die Komposition mit cremig-weichen Blütenaspekten, die schließlich von kristallinem Moschus und cleanem Zedernholz abgerundet wird. Das Eau de Parfum aus dem Hause Le Galion besticht mit recht authentischen Tulpennuancen, die grünlich und knarzig sind und die das Dufthaus mit pudrigen, sauberen und cremig-floralen Akkorden kombiniert. Hell, leicht, frühlingshaft und dabei wunderbar soft, ohne wirkliche Süße auskommend und dabei unglaublich elegant, sophisticated und modern. Perfekt für alle Tulpenfans, für Freunde grünlich-herber Kreationen mit watteweich-luftigem Finish. Ein angenehmer und unkomplizierter Begleiter für Frühling und Sommer, der hier zu jedem Anlass getragen werden kann. Ich bin sehr angetan! 🌷
La Rose – Elegante Weiblichkeit
Weiter geht es mit dem zweiten Blütenduft, der den schlichten Namen La Rose trägt. Es ist ein Rosenduft, das lässt sich auch mit mangelhaften Französischkenntnissen leicht feststellen, der ebenfalls von Thomas Fontaine kreiert wurde. Auch diese Komposition basiert allem Anschein nach auf einer Originalformel von Paul Vacher, wie der Pressetext verrät, die natürlich modernisiert und und an die aktuellen Vorgaben angepasst wurde. Die Komposition setzt sich aus den Ingredienzien Bergamotte, Veilchenblätter, Rose, Ylang-Ylang, Pfirsich, Lilie, Zedernholz, Patchouli, Vanille und Moschus zusammen.
Dies ist weder die knospende, unschuldige Rose, noch die auffällige, orientalische Rose. La Rose verlässt die ausgetretenen Pfade und leiht sich kunstvoll Elemente aus Aquatik- und Chypre-Familien aus, um ihre eigene Persönlichkeit zu formen. – Thomas Fontaine
La Rose ist von Anfang an traumhaft, das kann ich ohne Umschweife gleich verkünden. Leicht, luftig und dezent seifig zeigt sich die Rose, mädchenhaft, romantisch und unbeschwert. Ein Frühlingsduft durch und durch. Transparent, frisch und eher kühl, von fruchtigen und samtig-weichen Tendenzen durchzogen und von einer geschmeidig-pudrigen Cremigkeit untermalt. Die honigzarten Nuancen einer frisch erblühten Rose stehen im Zentrum, umspielt von sanftem Pfirsich, aquatisch anmutenden, milchigen Blüten und den hell-holzigen und cleanen Noten von Zedernholz und Patchouli. Letzterer verleiht der Kreation eine gewisse Tiefe, insgesamt bleibt der Duft jedoch eher leicht und transparent. La Rose ist der perfekte Frühlings- und Sommerduft für alle, die unaufgeregte und bezaubernd unbeschwerte Rosendüfte lieben, die zu jeder Gelegenheit getragen werden können. Die Präsenz würde ich als leicht bis mittel einstufen, die Haltbarkeit ist gut. Einfach herrlich!
L’Âme Perdue – Verlorene Seele
Kommen wir nun zum vorerst letzten Duft von Le Galion im Sortiment von Aus Liebe zum Duft. L’Âme Perdue bedeutet – wie bereits erwähnt – übersetzt „Die verlorene Seele“. Der Parfümeur Rodrigo Flores-Roux nutzte für dieses 2018 lancierte Eau de Parfum die Ingredienzien Mandarine, Kardamom, Koriandersamen, weißer Pfeffer, Datura (Stechapfel), Jasmin, Rose, Ginster, Ylang-Ylang, Lilie, Gewürznelke, Zimt, Pflaume, Bourbon-Vanille, Vanille, Patchouli, Ambra, Benzoeharz, Perubalsam, Honig und Eichenmoos.
L’Âme Perdue wurde von einer der ersten Kreationen von Paul Vacher für Lanvin aus dem Jahr 1928 inspiriert. Mit dem Namen L’Âme Perdue – verlorene Seele – soll es in Erinnerung an eine verlorene Liebe komponiert worden sein. Paul Vacher schuf einen Duft, der seine sensible Seite ansprach und ihm eine Persönlichkeit verlieh wie kein anderer.
Würzig und zitrisch-spritzig eröffnet L’Âme Perdue, alsbald erfüllt von einer süß-floralen Cremigkeit, die sich nach und nach intensiviert. Recht präsent und üppig ist das Blütenbouquet, ein kompakt gebundene Strauß aus lieblichem Ginster, milchig-tropischem Ylang-Ylang und feinsten Lilien, umgarnt von strahlend-luftiger Rose und sanftem Jasmin. Die Blüten verleihen der Kreation eine gewisse Präsenz und Üppigkeit und tragen gleichzeitig nostalgische, nachdenkliche Facetten in sich. L’Âme Perdue wirkt nicht mädchenhaft und unbeschwert wir der vorher getestete Duft La Rose. Nein, der Kreation der verlorenen Seele wohnen ernste, melancholische Züge inne. Erwachsen ist das Eau de Parfum, gewachsen an Erlebtem, an Verlusten und Ereignissen, die nicht spurlos vorüberziehen – wie die Worte des Pressetextes offenbaren. Dabei zeigt sich L’Âme Perdue durchaus hoffnungsvoll. Die üppige Vintage-Blütenbouquet wird im weiteren Verlauf von warmen und vanilligen Nuancen untermalt, die dem Duft Tiefe und Haltbarkeit verleihen, ihn gleichzeitig aber auch etwas transparenter werden lassen. Feinste Hölzer und balsamisch-cremige Harze runden die Komposition auf wunderschöne Art und Weise ab. Dieses Eau de Parfum von Le Galion ist klassisch, modern, zeitlos, ausdrucksstark und sehr elegant. Aufgrund der durchaus vorhandenen Präsenz – kein Raumfüller, aber auch kein Leisetreter – würde ich L’Âme Perdue eher am Abend und für besondere Anlässe tragen. Ein wunderschöner chyprierter Duft für alle, die florale Kreationen mit Vintage-Charakter lieben.
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