Im gestrigen Beitrag Gabriel Gabor von De Gabor im Interview – Parfümeur aus Leidenschaft hat uns der Markengründer des französischen Dufthauses bereits einiges über seinen faszinierenden Werdegang zum Parfümeur, seine Kreationen und seine Arbeit verraten. Heute möchte ich mich – was sicherlich ganz in Eurem Sinne ist – den Werken des jungen Ungarn zuwenden, die allesamt absolut reizvoll klingen. Acht Kreationen umfasst das Portfolio von De Gabor, sechs davon habe ich mir herausgesucht, die ich Euch heute und in meinem nächsten Beitrag vorstellen werde.
Die Düfte von De Gabor sind – soweit ich das recherchieren konnte – nicht in Kollektionen unterteilt, unterscheiden sich aber farblich voneinander. Neben roten Flakons gibt es schwarze und weiße. In meinem heutigen Beitrag möchte ich mich zunächst den drei Kreationen Darling, Stardust Musk und Genders widmen, um die Mini-Serie zu der Marke dann in meiner nächsten Rezension mit Geisha Diva, Leather Forever und Astronaut abzuschließen und abzurunden.
Darling – Jedem Anfang …
wohnt ein Zauber inne, wusste schon Hermann Hesse uns in seinem Gedicht „Stufen“ zu vermitteln. Der Zauber des Extrait de Parfum Darling ist, dass es im Jahre 2016 beim internationalen World Perfumery Congress unter die besten zehn Kreationen mit Sandelholz gewählt wurde. Damit lieferte der Parfümeur Gabriel Gabor nicht nur einen offensichtlich richtig tollen Duft ab, sondern legte damit auch den Grundstein für seine eigene Marke und Kollektion.
An Duftnoten sparte er jedenfalls nicht, wenn man die durchaus üppige Auflistung der Ingredienzien betrachtet: Bergamotte, Ingwer, Safran, Rosa Pfeffer, Kirsche, Cognac, Pflaume, Feige, Sandelholz, Amyris, Guajakholz, Patchouli, Marzipan, Tonkabohne, Gourmand-Noten, Rum, Orchidee, Jasmin, Florale Noten, Labdanum (Zistrose), Wildleder, Ambra, Sandelholz, Adlerholz (Oud), Benzoeharz und Moschus. Wow! Das klingt vielversprechend und ich lese bereits einige meiner absoluten Lieblingsnoten heraus … wobei ich auf die Kombination aller wirklich unglaublich gespannt bin. Also nichts wie ran an die Phiole!
Im Auftakt zitrisch-frisch wird Darling alsbald überaus weich und cremig. Feine Früchte nehme ich wahr sowie die warmen, samtigen Noten von Sandelholz und Amyris, tiefgründig, verführerisch und köstlich. Ein Hauch Marzipan, eine Prise Tonkabohne. Geschmeidigstes Wildleder, zart-pudriges Guajakholz. Auch die likörigen Noten von Rum sind erschnupperbar. Darling entpuppt sich als sehr komplex, ist dabei facettenreich und vielschichtig. Lieblich, fruchtig, holzig-würzig und gourmandig-cremig. Weniger opulent als erwartet, von mittlerer Präsenz und absolut fein ausbalanciert. Ein toller Duft für Herbst und Winter, den ich zu jedem Anlass tragen würde.
Stardust Musk – Überirdischer Moschus
Wir wenden uns dem Himmel zu, im rein profanen Sinne natürlich, denn unser nächster Kandidat Stardust Musk ist namentlich vom Sternenstaub inspiriert. Das Universum ist also unser Ziel. Den Sternenstaub kombiniert De Gabor mit Musk, also Moschus. Da fällt mir gerade auf, dass das auch eine schöne Namenskombi für eines der nächsten Kinder von Ex-Twitter-nun-X-Chef Elon wäre – wobei vermutlich nicht kryptisch genug. Doch dieser Gehirnblitz von mir sei hier nur am Rande bemerkt. Wenden wir uns wieder dem Extrait de Parfum von Gabriel Gabor zu. Die Duftnoten darf ich Euch noch verraten: Limette, Bergamotte, Tabakblätter, Galbanum, Pistazie, Iris, Jasmin, Zedernholz, Tonkabohne, Moschus, Ambra und Adlerholz (Oud).
Sternenstaub ist das feinste Teilchen im Weltraum. Eine traumhafte, charismatische Erfahrung, die Sie das Unsichtbare auf ungewöhnliche Weise spüren lässt.
Frisch, zitrisch, säuerlich und herb eröffnet Stardust Musk, untermalt von grünlich-waldigem Galbanum und den zart-rauchigen und harzigen Noten von Oud. Allmählich besänftigt sich die Kreation. Cremige, pudrige und watteweiche Akzente durchfließen die Kreation, die Iris, Jasmin und Moschus zuschrieben würde. Feine, grünlich-würzige Tonkabohne und sauberes Zedernholz unterstreichen die geschmeidigen Nuancen. Ein Extrait de Parfum mit einem spannenden Richtungs-wechsel innerhalb des Verlaufs. Von üppig-zitrisch und grün-harzig hin zu einem samtig-warmen, cremig-feinen Puderduft, der mineralische Facetten in sich trägt. Toll!
Genders – De Gabor
De Gabor bezeichnet Genders als „strahlenden Multigender-Duft“. Was genau können wir hierunter verstehen? Die Kreation scheint wohl je nach Hormonstatus und -spiegel der Haut anders auszufallen. Das klingt absolut spannend, wobei unsere Haut ja ohnehin Düfte unterschiedlich und individuell wiedergibt. Wie das Extrait de Parfum mit den Ingredienzien Bergamotte, Mandarine, Safran, Nelke, Zimt, Kümmel, Tonkabohne, Vanille, Heu, Tabak, Sandelholz, Zedernholz, Patchouli, Ylang-Ylang, Jasmin, Rose, Tuberose, Leder, Vetiver, Ambra, Adlerholz (Oud), Weihrauch und Moschus auf meiner Haut ausfällt, werden wir gleich erfahren.
Multigender ist nicht im Zusammenhang mit Unisex zu verstehen, hier geht es um mehr als nur um unser Geschlecht – um unser gedankliches Geschlecht verkörpert durch unsere Leidenschaft, Gewohnheiten, Verhaltensweisen, erotisches Denken und natürlich durch unseren eigenen Körpergeruch. Das Parfüm Genders verbindet Sie direkt mit der lustvollen Verführungskraft Ihres eigenen Geschlechts.
Würzig und frisch eröffnet Genders mit den Noten von Bergamotte, Safran, Kümmel und Tonkabohne. Honigsüß-goldener Tabak untermalt die Gewürze. Dunkles Leder und Oud sorgen für Tiefe, während nicht näher bestimmbare liebliche Blüten milchig-cremige Akzente in die Kreation bringen, die sich nach und nach immer mehr ausbreiten. Kühle Weihrauchwölkchen ziehen am Duftfirmament vorbei, begleitet von erdig-holzigem Patchouli und Vetiver. Ein weiteres überaus komplexes Extrait de Parfum, facettenreich und geheimnisvoll. Trotz der Fülle an Duftnoten ist Genders auf meiner Haut von maximal mittlerer Präsenz. Alltags- und bürotauglich und ein All-Seasoner.
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