Mit gleich zwei Neulancierungen erfreut uns das französische Dufthaus L’Artisan Parfumeur, und zwar mit À Fleur de Pêche und Cuir Grenat. Ich bin ja Fan der französischen Marke, wie ich in jedem Artikel zu betonen pflege, und zwar schon seit den Anfängen meiner Nischenduftleidenschaft. Die Reisedüfte von Bertrand Duchaufour haben mich damals in ihren Bann gezogen und seither lässt mich L’Artisan Parfumeur nicht mehr los.
Dzongkha ist schon vor Jahren bei mir eingezogen und ich hoffe, dass in der kommenden Zeit noch einige weitere folgen werden. Doch heute soll nicht die Vergangenheit im Zentrum dieses Beitrags stehen, sondern die Gegenwart mit À Fleur de Pêche und Cuir Grenat.
À Fleur de Pêche – Fruchtiges Vergnügen
Eine meiner erklärten Lieblingsfrüchte kommt in der Kreation À Fleur de Pêche zum Einsatz: der Pfirsich. Viel zu selten anzutreffen in Düften und dann zumeist in eher untermalender Funktion – oder in Form von Osmanthus –, bekommt der Pfirsich und dessen Blüten in dieser Kreation aus dem Hause L’Artisan Parfumeur hoffentlich endlich ein olfaktorisches Denkmal gesetzt.
Für die kreative Arbeit an der Komposition hat sich das Dufthaus mit dem Parfümeur Antoine Maisondieu zusammengetan, der u. a. auch für die Kultmarken État Libre d’Orange und Comme des Garçons tätig war. Für À Fleur de Pêche vereint Maisondieu die Ingredienzien Pfirsich, Rosa Pfeffer, Jasmin, Patchouli, Tonkabohne und Ambra.
Hier zollt L‘Artisan Parfumeur einem vergessenen Juwel der modernen Parfümerie Tribut: dem Pfirsich. Vom Meisterparfümeur Antoine Maisondieu kreiert, ist der Duft eine Hommage an die berühmten Obstgärten von Chantilly und die Verbindung des Pfirsichs mit der französischen Geschichte, denn König Ludwig XIV. war ein leidenschaftlicher Liebhaber dieser Frucht.
Smooth as a peach
Süße und saftige Fruchtnuancen eröffnen das Eau de Parfum, sehr zart, luzide und transparent. Samtiger Pfirsich trifft auf die cremigen Akzente des Jasmins, auf dessen hellen und floralen Noten sich die Steinfrucht genüsslich räkelt. Zusammen ergibt das Duo eine Melange, die tatsächlich an den subtilen und lieblichen Duft von Pfirsichblüten erinnert. Bald schon taucht der Pfirsich in der Jasmincreme ab.
Anstelle dessen nehme ich die hellen, sanft-erdigen Holzfacetten des Patchoulis wahr, der ebenfalls cremig und eher schüchtern auftritt. Die Tonkabohne sorgt für würzige Wärme, in der ich grünliche Cumarinnote und zart vanillige Anklänge erschnuppere. Auch in der Basis bleibt À Fleur de Pêche cremig, jedoch wird die Komposition deutlich trockener, begleitet von den watteweichen und synthetisch anmutenden Akzenten von Ambroxan.
À Fleur de Pêche ist ein leichter, transparenter und zarter Duft, der die hellen und fruchtigen Nuancen von Pfirsich und cremigem Jasmin vereint. Im Auftakt der Frucht gewidmet, empfinde ich das Herz der Kreation als Hommage an die Pfirsichblüte, während im Ausklang der weichen und samtig-zarten Schale des Steinobsts gehuldigt wird. Für mich hätte der Duft etwas üppiger ausfallen und sich mehr auf die Frucht als auf Blüte und Schale konzentrieren dürfen, aber vielleicht liegt dies auch an meiner Haut, denn auf dieser ist das Ambroxan viel präsenter als auf dem Papierstreifen. Ein Test auf der eigenen Epidermis ist daher empfehlenswert. Insgesamt ein unkomplizierter und gut gelaunter Duft, der zu jeder Gelegenheit und jeder Jahreszeit getragen werden kann. 🍑
Cuir Grenat – L’Artisan Parfumeur
Nach dem Pfirsich widmen wir uns nun dem Leder. Keinem 08/15-Leder in Braun oder Schwarz, sondern in Granatrot, wie uns der Name der Kreation verrät. Was das Leder in diese Farbschattierung taucht, lässt sich anhand der Duftnoten schnell eruieren: Himbeere, Leder und Ambroxan sind die Zutaten dieses Eau de Parfum.
Ein Himbeerleder also. Nicht das erste seiner Art, denn auch Tuscan Leather von Tom Ford, London von Widian und Sillage von Kinetic Perfumes setzen auf diese Kombination – immer anders variiert natürlich. L’Artisan Parfumeur und Parfümeur Christophe Raynard überlassen der fruchtig-ledrigen Kombo augenscheinlich nahezu komplett die olfaktorische Bühne, denn nur Ambroxan ist in unterstützender Funktion mit von der Partie.
Cuir Grenat fängt die komplexen olfaktorischen Eindrücke einer Lederwerkstatt in einem kontrastreichen Zusammenspiel aus hellen und dunklen Noten ein.
Himbeerrotes Leder
Üppiges und in meinen Augen doch recht dunkles Leder trifft im Auftakt von Cuir Grenat auf die spritzige, säuerliche Süße von tiefroten Himbeeren. Ein absolut gelungenes und wunderschönes Zusammenspiel dieser doch so konträren Duftnoten, die in dem Eau de Parfum von L’Artisan Parfumeur so hervorragend harmonieren und sich so nah sind, dass kein Blatt Papier zwischen sie zu passen scheint.
Dabei wirkt der Duft sehr klar, linear und strukturiert, eher transparent als opulent. Leder und Himbeere spielen ihre Rollen in dieser Komposition auf Augenhöhe, verleihen der Kreation Eleganz, Anmut und Noblesse. Nach und nach zieht sich die Himbeere immer mehr zurück, überlässt den weichen und luziden Noten des Ambroxans die Bühne. Auch diese vereinen sich auf herrliche Art und Weise mit dem Leder, schenken diesem einen Hauch von cremig-leichten Wildlederakzenten.
Cuir Grenat von L’Artisan Parfumeur ist eine leise und transparente Kreation, in welcher die Nuancen von süß-säuerlicher Himbeere und edlem Leder wunderschön kombiniert wurden. Nach einem fruchtig-ledrigen Auftakt klingt der Duft mit cremig-pudrigem Wildleder aus, in welchem zwischendurch immer wieder kurz die Himbeere aufblitzt. Einfach toll! In meinen Augen eher ein Duft für etwas kühlere Tage, die aber natürlich auch in Frühling und Sommer liegen können. Nicht explizit nur für Herbst und Winter geeignet. Den bezaubernden Ledernoten von Dzongkha bin ich ja ohnehin verfallen, daher liegt Cuir Grenat genau auf meiner Wellenlänge. Perfekt für alle, die feine und eher leichte Lederdüfte für jeden Anlass und jede Gelegenheit lieben. ❤️
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