Für mich sind das beste Nachrichten: Rubini hat einen neuen Duft namens Odenaturae lanciert. Sofort war ich motiviert, mich einmal wieder im Duft-Tagebuch zurückzumelden. Sonst überlasse ich gerne meiner Göttergattin den Vortritt, hier muss ich eingreifen. 🙂 Ihr werdet es ahnen, ganz einfach, weil Rubini zu meinen absoluten Lieblingsdufthäusern gehört.
Odenaturae – das irdische Paradies
Odenaturae – die Ode der Natur. So würde ich den Namen frei übersetzen. Und tatsächlich sehen die Macher von Rubini diese Duftkreation als ein Liebesgedicht an die Natur.
Odenaturae steht mit seinem leuchtenden und grünen Charakter für eine olfaktorische Erfahrung, die Frieden und Harmonie hervorruft, eine Reise durch unberührte Wälder und sanfte Hügel, den Duft wilder Früchte und sich im Wind wiegender Kamillenfelder.
Andrea Bissoli Rubini, Gründer
Inspirationsquelle waren außerdem die Dichtungen von Vergil. Der römische Poet (70–19 v. Chr.) hieß mit vollem Namen Publius Vergilius Maro und gehört mit seinen Schriften zu den großen Klassikern der antiken Literatur. Zu seinen Werken gehören die Eclogae oder Bucolica, eine Sammlung von zehn Hirtengedichten. Auf genau diese bukolische Dichtung bezieht sich Odenaturae, deshalb der kleine Exkurs. Die Bukolik findet sich auch in der Bildenden Kunst wieder, oftmals als idyllische Landschaftsmalerei, die Hirten mit ihren Herden zeigt.
Ein idyllischer grüner Traum
Taucht man ein in Odenaturae ist die Farbwelt sofort klar. Hier grünt es aus allen Rohren. Wir befinden uns in einer italienischen Landschaft im Spätfrühling. Orangenschalenbitterkeit, Tomatenblätter und eine für mich unverkennbare Heidelbeernote. Das Herz ist ein in sich verwobenes Kunstwerk. Balsamisch, krautig, fein, mit Ysop, Kamille, Basilikum – von allem gerade so viel, dass man es erkennt und ohne dass es sich in den Vordergrund drängt. Selbst eine Strohblume, die das Potenzial hat, alles zu dominieren, wurde sehr zurückhaltend eingesetzt. Eine Vielzahl an Kräutern, Blättern und Stängeln, von der Sonne getrocknetes Heu. Immer wieder ragt jedoch die Kamille hervor, ebenfalls eine Reverenz an die Antike und ihre Begeisterung für das heilsame Kraut.
Wir überqueren sanfte Hügel, die nach Wildblumen duften, während leichte Wolken über den Himmel ziehen. Auf einer Lichtung entdecken wir saftige Beeren, während wir unter einer edlen Linde Schutz vor der Sonne finden. Die fröhliche Natur nimmt uns in ihre Arme.
Wie immer ist der Test auf der Haut eine sehr individuelle Angelegenheit. Odenaturae lässt in seiner Intensität schnell nach. Das grüne Kräuterspektakel ist kurz und heftig, in allen Nuancen schillernd, doch dann bleibt nur noch ein Hauch der Grüne zurück. Hausparfümeur Cristiano Canali, der bisher alle Rubini-Düfte kreiert hat, gibt in der Basisnote Provence-Rose, Orangenblüte und Ginster an. Es ist auffällig, dass die typischen Basisnoten fehlen. Das kann nur Absicht sein.
Dieses Naturbild ist ein flüchtiger Traum, eine ätherische Erscheinung. Vielleicht passen hier gar keine erdenden Noten hinein, die den Duft in der Realität verankern und schon gar keine Ausdauer-Synthetika. Lässt man noch etwas weitere Zeit verstreichen, pegelt sich die Nase auf die neue Lautstärke ein. Aus der Umarmung der Natur bleibt ein duftender Abdruck zurück.
Große Begeisterung bei mir. Wie ich es von Rubini erwartet habe, kein Duft von der Stange und schon gar kein Grünling, wie man ihn kennt.
Die Duftnoten von Odenaturae
Kopfnote: Bitterorange, Tomatenblätter, Waldfrüchte/Waldbeeren
Herznote: Ysop, Kamille, Basilikum, Sand-Strohblume, Lorbeer, Mastix, Muskatellersalbei, Bohnenkraut, Angelika (Engelwurz)
Basisnote: Provence-Rose, Orangenblüte, Ginster
Rubini – was bisher geschah …
Ich will die Gelegenheit nutzen, um Euch die drei Vorgänger im Schnelldurchlauf zu zeigen.
Fundamental
Über Fundamental haben wir hier im Duft-Tagebuch schon viel geschrieben. Wer ihn nicht kennt, sollte ihn unbedingt einmal anschauen. Wunderbare Trauben- und Weißweinnoten treffen auf Bienenwachs und eine untergründig schwelende, genussvolle Basis. Übrigens wurde die Version von 2015 umformuliert. Der alte Fundamental – ich muss mich jetzt auf meine Erinnerung verlassen – war etwas heller und weißweiniger. Nach wie vor ein Meisterwerk!
Tambour Sacré
Canali will ungewöhnliche Düfte erschaffen. Am meisten zeigt sich dies bei Tambour Sacré, der wohl Eigenwilligste in der Linie. Der Start ist wirklich heftig: Hier ringt Tuberose mit Kaffee, eine auf den ersten Riecher disharmonische Paarung, man fühlt sich geradezu vor den Kopf gestoßen. Hat man sich von dem Schock erholt und lässt etwas Zeit vergehen, fügen sich die widersprüchlichen Elemente immer mehr ineinander, als würden sie sich versöhnen, ein großes Drama! Voller Dissonanzen und Harmonien, wie es in einem Duftkunstwerk sein soll.
Nuvolari
Nuvolari habe ich noch in bester Erinnerung. Die Hommage an den Rennfahrer Nuvolari strotzt nur so vor Leder, Rauch, Metall und Asphalt und soll die Atmosphäre auf der Rennstrecke heraufbeschwören. Dabei ist ein großartiger Lederduft entstanden, der aus der Fülle des mittlerweile beliebten Genres heraussticht. Großer Respekt an die Selbstironie, eine lahme Schildkröte in das Visual einzubauen.
Ich hoffe, Euch hat mein Bericht zu Odenaturae und der Rückblick auf die vorherigen Rubinis gefallen. Habt Ihr einen Favoriten? Schreibt es mir in die Kommentare.
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